Freitag 03.06.2005
Schoen ruhig und idyllisch ist es hier. Beide Seiten des Tales sind stark bewaldet. In der Mitte des grossen Flusses gibt es eine Kiesinsel auf der auch ein kleiner Wald steht. Erinnert uns irgendwie an die Insel in der Serie Tom Sawyer und Huckelberry Finn. Die nahen Fischer kamen gar nicht zu uns. Ob wir wohl in Indien auch wieder so tolle Plaetzchen finden? Noch etwa 2 Stunden fahrt ist es bis zur Grenze.
Mitten in dem Dorf Mahendranagar stoppt ein Schlagbaum die Fahrt und kennzeichnet das Zollhaeuschen. Nun, Haeuschen ist uebertrieben, eine betonierte Huette ist es. Vier Grenzbeamten sitzen drin und kontrollieren unsere Carnets. Etwa 50 Meter weiter ist der Personenzoll. Immerhin ein Gebaeude mit 2 bis 3 Zimmern. Die ganze zur Strasse gewandte Seite des Buero ist offen, keine Tuer, keine Wand, dafuer Tisch und Stuehle auch fuer uns. Dieser Beamte freut sich und plaudert noch ein bischen mit uns. Ob wir denn auch keine Probleme waehrend unserer Reise gehabt haetten. Eifrig klaert er uns auf, dass wir bei einer Rueckkehr innerhalb 180 Tagen kostenlos ein Visa fuer 30 Tage bekaemen. Sehr aufmerksam.
Uns haben sich die Menschen in Nepal sehr freundlich und angenehm zurueckhaltend gezeigt. Ueberall waren wir willkommen, da der Tourismus in den letzten Jahren enorm zurueckgegangen ist. Nepal gleicht wohl ein bischen unserer Heimat, zaehlen doch gute 2/3 zur Gebirgsregion. Der Hoehenunterschied ist enorm und variiert zwischen 100 und 8848 Metern ue. M. ( Mt. Everest ). Die Landwirtschaft findet oft terassenartig an den steilen Berghaengen statt und der Tourismus ist der einzig ertraegliche Wirtschaftszweig. Nepal ist ein sehr gruenes Land, hat viel frisches Wasser und dank dem milden Klima kann bis zu 3500 Metern noch jegliches angepflanzt werden. Leider ist die politische Situation nicht gerade foerderlich. Die koenigliche Regierung soll einseitig und korrupt sein und die Maoisten wollen den Kommunismus. Wir kennen zu wenig um sagen zu koennen, ob die eine oder andere Seite das Land besser fuehren wuerde. Sicherlich koennte sich das Volk mit mehr Bildung selber etwas helfen und evt. eine bessere Regierung erwirken.
Etwa nach einem Kilometer Schotterweg kommen einige Bretterbuden und der naechste Schlagbaum. Die indische Zollstelle. Gelangweilt sitzen hier die Beamten hinter offenen Fenstern. Etwas ueberfordert kommt uns der eine Herr vor, obwohl bereits eine riesige Beige Carnets vor ihm in einer Mappe liegen. Muehsam traegt er alle Daten von Hand in sein grosses Buch ein. Das Stempeln der Paesse geht da schon viel schneller. Der scheinbar weltgewandte Zoellner gibt sich gebildet und stroemt Gelassenheit aus. Das ging ja alles ziemlich schnell, nach 2 Stunden sind alle Formalitaeten fuer uns vier erledigt.
Die Zollstation liegt gleich neben einem riesigen Damm. Das Gatter ist geschlossen und als Kathrin nachfragt heisst es, erst um sechs Uhr wird aufgemacht, jetzt ist drei. Anscheinend wird auf ein Schiff gewartet. Doch auf der einen Seite des Dammes fliesst gar kein Wasser und alle Zweiradfahrer fahren staendig am Gatter vorbei. Die erhaltene Erklaerung kann nicht stimmen. Sonja geht nochmals zu dem Zoellner und bittet ihn um Hilfe. Etwas unangenehm windet er sich, gibt keine klare Antwort, no problem, er schickt jemanden der das loesen soll. Martin meint die wollen etwas Bakschisch und machen deshalb ein Theater. Wir zeigen Gelassenheit, setzen uns demonstrativ neben die Fahrzeuge und essen etwas. Einmal laesst der Schluesselwart einen PW durchfahren. Da schieben wir uns ans Gatter und bohren nach. Was denn das soll. Michi wird aergerlich, er erhaelt mindestens zwei verschiedene Antworten warum und wieso. Man muesse ein Ticket kaufen oder sogar ueber die Bruecke laufen um es zu holen. Hurra, Indien hat uns wieder! Schlussendlich erstehen wir ein offizielles Ticket und werden durchgelassen. In der Mitte des Dammes bei einem kleines Kabaeuschen, wo man sich wieder eintragen lassen muss. Indische Buerokratie, wir verstehen sie immer noch nicht.
In dem Grenzort klappt es auch ganz gut mit Telefonieren. In Indien ist das viel besser und guenstiger als in Nepal. Kurz nach der Stadt finden wir einen grossen Platz neben einem kleinen Tempel. Kaum haben wir parkiert kommen schon ein paar Leute gelaufen. Einer traut sich her, gruesst freundlich. Die Verstaendigung ist lueckenhaft, doch er meint wir koennen hier stehen, er wohnt nicht weit weg von hier. Vorbeifahrende Autos halten an, heissen uns willkommen und sind ganz freundlich. Zwei Ortspolizisten kommen, geben ihre Handynummer falls wir sie brauchen, kommen spaeter nochmals zur Kontrolle vorbei. Ein ganz netter Bauer bietet an, uns noch Gemuese und essen zu holen. Wir kommen uns vor wie VIP`s! Ein schoenes Willkommen in Indien.
Samstag 04.06.2005
Ob die Tempelmusik wegen uns so laut und schon um fuenf Uhr eingeschalten wurde, wissen wr nicht. Doch nach 2 Stunden gedudel geht sie uns auf den Kecks. Die gleiche Melodie wie gestern schon 2 Stunden.
Zum Fruehstueck kommen noch ein paar Affen. Gierig stuerzen sie sich auf die Melonenschnitze. Dann hocken sie da, halten die Schnitze mit ihren Fingern und essen das Fruchtfleisch – eigentlich so wie wir Menschen das aus machen.
Wieder auf indischen Strassen unterwegs, aergen wir uns ueber das Fahrverhalten. Nach einigen Stunden hat sich das etwas in uns aufgestaut. Als wieder ein Jeep zu einem unmoeglichen Zeitpunkt zum Ueberholen ansetzt, greift Sonja nach dem naechstmoeglichen Schlagwerkzeug ( eine leere Petflasche ), und schlaegt im affekt auf das Plastikdach. Vermutlich hat der Fahrer gar nichts bemerkt, aber es hat Sonja’s Seele gutgetan! Aus dem naechsten Auto laechelt der Beifahrer ihr zu und nickt anerkennend?!
Nach vielen Stunden Fahrt erreichen wir Ramnagar, der Ausgangspunkt um den Corbett Nationalpark zu besuchen. Bei der Information erkundigen wir uns. Die hohen Preise schrecken uns aber ab. Am Parkrand fahren wir von Resort zu Resort um einen Parkplatz zu suchen. Niemad will uns aber parkieren lassen, nur Zimmer wollen sie verkaufen. Wir sind geschafft und moechten endlich ausruhen. Das Corbett Riverside Resort ( Koordinaten N 29°28,796’ E 79°08,859’ ) nimmt uns dann gnaedig auf, wir duerfen die Dusche des Personals benuetzen und versprechen am Buffet zu essen.
Sonntag 05.06.2005
Auf dem Parkplatz des Resorts kommt noch eine indische Familie vorbei und moechten sich unsere Fahrzeuge anschauen. Die Frauen fragen sofort nach unserer Waschmaschine. Von Hand wird gewaschen, heisst unsere Antwort. Da sind sie tief beeindruckt.
Ein bischen kreuz und quer fuehrt uns die Strasse mal nordwaerts, mal gegen Sueden. Ploetzlich stehen wir vor einem Schlagbaum. Die Strasse, resp. der Feldweg fuehrt durch angrenzendes Schutzgebiet des Corbett Nationalparks. Viel Urwald mit grossen und teils vom Wuergebaum kunstvoll umschlungene Baeume gibt es hier. Einmal flattert sogar ein Nashornvogel vor uns ueber die Strasse. Sonst sichten wir keine Tiere. Na, die werden sich auch lieber in der Naehe des letzten Wassers aufhalten. Neben unserem Weg sind naemlich alle Bachbette ausgetrocknet.
Etwa 3 Kilometer nach dem Kontrollposten sehen wir einen grossen Stein mit der Markierung: Tiger Wildlife area ends! Gleich danach kreutzt ein trockenes Flussbett die Strasse. Ein wunderbarer Platz fuer die Nacht finden Kathrin und Martin. Wir sind da etwas vorsichtiger, da wir befuerchten von den Parkwaechtern wieder einmal weggescheucht zu werden. Der Platz ist aber sehr idyllisch, ganz viele Voegel veranstalten ein Pfeiffkonzert und jagen im letzten Tageslicht nach Insekten. Elefanten scheinen ab und zu hier unterwegs zu sein, davon zeugen die trockenen Haufen ihrer Ausscheidungen. Es geluestet also zum bleiben.
Ein paar Motorraeder und Lkw`s fahren vorbei, aber nie haelt jemand an. Erst in der Dunkelheit, es ist etwa neun Uhr, faehrt ein Jeep mit rotem Blinklicht vor. Fuenf Maenner steigen aus und laufen bis zu uns das Flussbett hinauf. Wir duerfen hier nicht bleiben, das sei Elefantenbufferzone. Wir wollen uns nicht gleich geschlagen geben, schliesslich liegt die Bezeichnung des Parkendes hinter uns. Sie sagen, wir koennen mit ihnen zurueck zum Kontrollposten fahren und dort fuer die Nacht stehen. Nun gut, damit sind wir einverstanden. Als wir dort jedoch vorfahren, ergiesst der Ranghoechste eine lautstarke Schimpflawine ueber uns. Wie bitte schoen sollten wir wissen, dass dieses Gebiet immer noch zum Schutzgebiet zaehlt, wenn dessen Ende gross markiert wird? Brummelnd fuegt er hinzu, dass wir spaetestens um sechs Uhr in der Frueh losfahren sollen.
Montag 06.06.2005
So stehen wir halt um fuenf auf. Kaffee muss jedoch sein, erst dann fahren wir los. Tatsaechlich passieren wir noch 2 mal eine Parkbarriere bis das erste Dorf kommt. Das Ende des Parks ist nun auf der rechten Seite ersichtlich. Mit einem ganz modernen Elektrozaun ist die Abgrenzung gemacht. Bei einem Dorf halten wir fuer`s Fruehstueck an.
Angeblich soll die direkte Strecke nach Rishikesh infolge Bauarbeiten nicht befahrbar sein. Wir muessen einen Umweg machen. Bevor wir Rishikesh erreichen, fahren wir an einem grossen Kanal entlang. Der heilige Ganges wir hier herum geleitet. In seinem natuerlichen Flussbett fliesst deshalb kaum Wasser. Der Dreck, Laerm und die Groesse der Stadt schreckt uns ab, hier die Nacht zu verbringen. Es wird nur Fruechte und Gemuese eingekauft und weitergefahren. Die Huegelkette begleitet uns stetig auf der rechten Seite, die Strasse bleibt aber im Talboden. Die Wellisch`s schlagen vor, vor der Hitze zu fluechten und nach Mussoorie hochzufahren. Dort soll es einen Picknickplatz bei Wasserfaellen geben.
Bereits nach Dehra Dun werden die Temperaturen etwas angenehmer. Den kuerzlichen Regenschauer haben wir gerade verpasst. Die Strassen sind noch nass und die Wolken haengen tief.
In Mussoorie gibt es ein paar enge Stellen und da indische Verkehrsteilnehmer meist nicht vorausschauend handeln, verursachen wir einige Stau`s. Es ist immer wieder lustig, wenn wir mit unseren grossen Vehikeln festsitzen ( vielleicht ist ein Baum vorne, oder unser Ueberhang hinten im Weg ), und Polizisten winken uns voller Ueberzeugung weiter, no problem! Das mit den Dimensionen und Zusammenhaenge ist halt schon ein bischen schwierig. Wir haben schon lange die Lektion gelernt und achten nicht auf Winkenzeichen Fremder Leute.
Nach Mussoorie fahren wir den Berg wieder etwas hinab um die Kempty Faelle zu erreichen. Schon von weit her sehen wir die schmalen Wasserfaelle. Rundherum, oberhalb und unterhalb der Strasse ist der Hang jedoch mit Fressbuden, Hotels und Restaurants zugebaut. Wo bitte schoen, soll denn der Picknickplatz sein? Es ist kurz vor dem Eindunkeln und wir stellen unsere Fahrzeuge einfach auf den Busparkplatz neben der Strasse hin. Fuer diese Nacht wird`s schon reichen.
Dienstag 07.06.2005
In der Nacht gab es keinen Verkehr, nur ein Hund ist herumgeschlichen und hat uns etwa eine halbe Stunde lang verbellt! Grrr!
Wir werfen noch einen Blick auf den Wasserfall. Oberhalb der Strasse wurde das Wasser zu 2 kleinen Pools gestaut. Hier kommen die Inder zum plantschen her. Leider waschen sich auch einige mit Shampoo und es wird wohl eine Frage der Zeit sein, bis sich das klare Wasser in eine braune Bruehe verwandelt. Unterhalb der Strasse wurde ein kuenstlicher See aufgestaut. Mit Schwanenpedalos kann man darauf herumfahren. Eine schweizer Seilbahn darf nicht fehlen...von der Strasse bis zum See gibt es gerade einmal einen Masten.
Weiter zurueck neben der Strasse haben wir eine gerade und ausreichend grosse Grasflaeche gesehen. Es ist wohl das einzige gerade Stueck Land in Strassennaehe, wo noch kein Hotel hingebaut wurde. Nach einem Anstandsbesuch beim Kiosk an der Strasse, sind wir sicher, dass wir hier bleiben koennen.
Oberhalb der Strasse gibt es ein Maedcheninternat. Bald kommen Maenner von da herunter und schauen erst mal vom Kiosk zu uns herab. Es geht einige Stunden, bis sie sich zu uns hertrauen. Im Abstand von einigen Stunden kommen immer wieder welche her. Doch zu unserer Erleichterung sind sie ganz hoeflich, plaudern ein bischen und gehen dann wieder.
Unsere Maenner machen sich bald mal unter den Fahrzeugen zu schaffen, waehrend wir Frauen Waesche waschen. Wir befinden uns auf 1800 M. ue. M., die Sonne scheint und ein leichter Wind sorgt fuer angenehme Temperaturen, was will man mehr? Nach Sonnenuntergang muessen wir zwar eine Jacke anziehen, koennen aber noch gemuetlich draussen sitzen.
Mittwoch 08.06.2005
Das Motorrad wird herabgefahren und wir duesen nach Mussoorie hinauf. Wir sind ueberrascht, es gibt eine Fussgaengerflaniermeile. Lauter indische Touristen sind unterwegs. Ein bischen enttaeuscht sind wir schon als uns gesagt wird, dass es das Swisscafe nicht mehr gibt...hatten wir uns doch auf ein Kaffeeplaeuschchen gefreut. Dafuer besuchen wir das Internet. Daneben finden wir einen Lebensmittelladen mit rekordverdaechtiger Auswahl an Speisen. Der zuvorkommende Verkaeufer bietet Chicken oder Vegetarische Nugget, Burgers, Salami, Schinken, Rinds- und Haehnchenfleisch aus dem Tiefkuehler an. Mhhh!
Donerstag 09.06.2005
Heute fahren die Wellischs ins Dorf hoch um ihre Besorgungen zu machen. Michi prueft noch ein paar Dinge unter dem TCM. Als er schwarzverschmiert hervorkriecht, bietet sich das Abschmmieren aller Schmiernippel regelrecht an. Derweil vergnuegt sich Sonja beim putzen, waschen und kochen. So ein „Ruhetag“ ist doch immer wieder anstrengend.
Mittlerweile hat es sich bereits herumgesprochen, dass wir hier stehen. Staendig halten vorbeifahrende Autos bei unseren „Nachbaren“ den Kioskleuten und begaffen uns neugierig von oben. Wir sind ueberzeugti, dass sie wohl den groessten Umsatzt aller Zeiten machen. Einige Inder trauen sich auch her und es wird nach dem 40jaehrigen Fahrzeug gefragt.
Freitag 10.06.2005
Wir geniessen unseren letzten Tag an diesem tollen Plaetzchen. Fuer alle Selbstfahrer sei dies waermstens empfohlen, die Koordinaten: N 30°28,646’ E 78°03,091’.
Gegen Abend tritt ein Pilger zu uns. Er setzt sich her, gestikuliert aber spricht kein Wort. Auf Hindi schreibt er etwas auf, doch wir koennen es nicht lesen. Er fragt wohl in welche Richtung wir weiterfahren. Wir vermuten, dass er sich zwischen den Fahrzeugen haeuslich einrichten wird. Doch nach einer Stunde geht er wieder los. Einmal am Tag kommen unsere Nachbaren bei uns zu Besuch. Dank ihnen erfahren wir, dass der Pilger viermal einen weit entfernten Tempel umwandern will.
Samstag 11.06.2005
<4>Wiedermal im Verkehr unterwegs...In vielen Laendern und auch in Indien gilt, je groesser das Fahrzeug desto mehr Rechte auf der Strasse. Komischerweise reagieren nicht immer alle anderen Verkehrsteilnehmer dementsprechend. Beim bergabwaerts fahren kommen immer wieder kleinere Autos entgegen, die bei unuebersichtlichen Kurven auf unserer Seite entgegen kommen und im letzten Moment ausweichen.
Bei Dehra Dun muessen wir muehsame Umleitungen fahren, da anscheinend beim grossen Militaerposten ein wichtiger Tag ist. Warm bis heiss wird es auch mit jedem Kilometer. Staendig halten wir nach einer geeigneten Wasserstelle Ausschau. Bei einem Wasserturm duerfen wir unsere Tanks fuellen. Nach dem Mittag fuehrt die Strasse auch endlich wieder etwas bergaufwaerts. Sonja will gerade einen Lastwagen ueberholen, als die Dieselzufuhr einen Aussetzer hat. Mist, der Dieselfilter ist schon wieder verstopft und beim aufwaerts fahren merken wir die Einbrueche am meisten. Es hilft alles nichts, an den Strassenrand fahren und Dieselfilter wechseln. Michi hat ja Erfahrung damit und im Handumdrehen koennen wir weiterfahren.
Im spaetern Nachmittag kommen wir in die Huegel hinauf. In einem grossen Foehrenwald finden wir ein Stueck der alten Strasse wo wir uns hinstellen koennen. Eine Affenfamilie naehert sich neugierig aber vorsichtig. Bald turnen sie in den umliegenden Baeumen herum und richten sich fuer die Nacht ein. Verkehr gibt es auch kaum, perfekt.
Sonntag 12.06.2005
Nach nur 20 Metern Fahrt, ertoent das mittlerweile altbekannte peng, puff, zisch...defekter Luftdruckschlauch zum 4., defekte Hupe zum 2.! So ein Sch...! Provisorisch abklemmen und weiterfahren. Soll man sich aergern oder nicht?
Sehr schoen ist die Weiterfahrt meistens auf dem Grat, vorbei an kleinen Doerfern, bischen Nadelwald auf gewundener einsamer Strasse.
Gleich Anfangs Shimla erreichen wir die Touristeninformation. Der nette Herr gibt uns einen Stadtplan und meint, wir sollen zum Parkplatz der Indian Advanced Universitaet fahren. Shimla ist eine richtige Hillstation, terassenartig angelegt und hat kaum ebene Flaechen. Die Strasse zur Universitaet ist recht eng und ausgerechnet in der Spitzkehre ist der Bushalt.
Kaum auf dem Parkplatz angelangt, eilen schon zig indische Sonntagsausfluegler herbei und belagern uns mit Fragen und wollen in die Trucks schauen. Waehrend die Maenner zur indischen Unterhaltung einiges beitragen, gehen die Maedels einkaufen.
Manchmal sind unter den Schaulustigen ganz interessante Leute. Zum Beispiel eine Sikhfamilie ( Angehoerige dieser Religion erkennt man am Turban und dem Bart, denn die Maenner duerfen sich die Haare nie schneiden ). Der eine spricht gut Englisch und fragt Michi genau ueber die Reise aus. Fuer seinen Bruder uebersetzt er das Gespraech. Der Bruder umarmt Michi herzlich und meint, so zu Reisen waere schon immer sein Traum gewesen.
Montag 13.06.2005
Auf dem Weg zur Innenstadt staunen wir nicht schlecht, es gibt fast nur Fussgaengerzonen die sehr sauber sind. Grosse Tafeln verbieten es, jeglichen Abfall auf die Strasse zu werfen, Nichtbeachten wird rigoros bestraft.
1817 wurde das kleine Dorf von den Englaendern entdeckt. Es ging nicht lange, bis hier der schickste Sommerurlaubsort der Briten hier in Indien entstand. Jahr fuer Jahr schleppten sich lange Kolonnen von Packpferden und Mulis aus den Ebenen hierher, im Gepaeck die leitenden Beamten der Kolonialregierung. Mit der Fertigstellung der Eisenbahnstrecke um 1903 war Shimla nur noch 2 Tage Zugfahrt von Delhi entfernt. „The Mall“, die Einkaufsstrasse schlechthin war bis zum ersten Weltkrieg fuer alle „Eingeborenen“, ausser die Mitglieder des Koenigshauses und das Rikschapersonal, strengstens verboten. Dies wirft nicht gerade ein Glanzlicht auf das damalige Britische Regime.
Noch am Nachmittag wollen wir Shimla verlassen. Als wir auf der selben Strasse wie gestern fahren, tauchen ploetzlich riesige Walz-und Teermaschinen auf. Sonja steigt erst einmal aus um die Lage zu peilen. Die Englischkenntnisse des Vorarbeiters sind etwas duerftig. Es sei geplant die Strasse waehrend dem Teeren fuer 2 Tage zu sperren. Auf die Frage, weshalb beim Parkplatz keine Absperrung war, meint er unterwuerfig, er werde jetzt gleich eine anbringen. Ganz ruhig erklaere ich ihm, dass wir die Fahrzeuge bei dieser engen Bergstrasse nicht wenden koennen. Die Polizei erlaube uns auch nur, diese Strasse zu benuetzen und wir wollen heute noch die Stadt verlassen. Zuerst will er, dass wir den Kilometer rueckwaerts bis zum Parkplatz fahren. Doch schon naht von hinten ein Lkw mit Nachschub an Strassenbelag. Tja, was jetzt? Ich muss mich beherrschen, anhand der typischen und laecherlichen Situation nicht in Gelaechter auszubrechen. Man muesse auf den Fahrer der grossen Maschine warten. Nach fuenf Minuten steht dieser bereits da. Erneut erklaert Sonja die Situation. Mit der Weigerung zurueckzusetzen, draengen wir sie in die Enge. Es macht Spass, zu beobachten wie sie sich winden um eine Loesung zu finden. Nach einigem hin und her das okay, der Fahrer zirkelt das grosse Gefaehrt zur breitesten Stelle. Nun koennen wir vorbeimanoevrieren. Milimeterarbeit ist angesagt um zwischen dem Hang und der Maschine durchzukommen. Bei der Spitzkehre gibt es wegen den Bussen wieder eine Zirkelei und es amuesiert uns, die Autofahrer bei ihrem komplizierten Tun zuzusehen.
Wir nehmen die Umfahrung und es duenkt uns, Shimla sei endlos. Hotelkomplexe und Wohnhaeuser wollen nicht mehr enden. Weiter entfernt sind die Haenge noch vom Nadelwald ueberzogen, doch an den meisten Stellen liegen die Haenge kahl, respektive als Kulturland da. Nach Kuri finden wir einen grossen Parkplatz neben der sonst engen Bergstrasse. Hier bleiben wir fuer die Nacht.Wir scheinen am Ponyweg zu sein. Viele Jungs laufen mit ihren Ponys auf ihrem abendlichen Heimweg an uns vorbei.
Dienstag 14.06.2005
Viele Lkw`s sind in der Nacht durchgefahren, dementsprechend unterbrochen war unser Schlaf. Waehrend wir Fruehstuecken, zockeln die Jungs mit ihren Pferdchen wieder nach Kufri. Ein weiterer Tag „Touristenreiten“ steht bevor.
Uns fuehrt die Strasse durch stark bewaldetes Gebiet. Die sanft geschwungenen Huegel voller Grasflaechen und Tannen errinern uns an den Schweizer Jura. Die grossen Tannen breiten majestaetisch ihre sattgruenen und schweren Aeste faecherartig aus. Nach Narkanda fuehrt die Strasse wieder bergab ins Tal.
Einige Hoehenmeter tiefer fahren wir jedoch bereits durch Eukalyptuswaelder. Schon wird es wieder heiss. Wir folgen dem Satluj flussaufwaerts und finden eine Stelle wo wir ans Flussufer, auf eine Kiesbank fahren koennen. Das Getoese des breiten Flusses ist aber so laut, dass wir uns draussen beinahe anschreien muessen.
Mittwoch 15.06.2005
Nach einer tosenden Nacht ( der Fluss war gleichmaessig laut ), beginnen wir den Tag gemaechlich. Nachdem alles stark verstaut und angezurrt ist, wackeln wir die Schotterpiste wieder hinauf. Kurz vor Rampur sehen wir einen MAN-LKW am Strassenrand. Das Paar kommt aus Deutschland, sie haben auch noch 2 Katzen dabei und wollen ca. 1 Jahr unterwegs sein. Nach einem Plausch verabschieden wir uns, denn sie sind in die andere Richtung unterwegs.
In Rampur gehen wir nochmals Einkaufen. Ausser Karotten finden wir alles auf unserer Liste. Die Strasse fuehrt nun stetig bergan. Bald wird sie immer enger und fuehrt an ueberhaengenden Felswaenden entlang. Links faellt der Hang steinig und sehr steil ab. Nach einer scharfen Rechtskurve sehen wir den beigen Mercedes vor einer grossen Schafherde stehen. Tatsaechlich fuehren ein paar Maenner ihre Schafe auf dieser Strasse spazieren.
Kurve um Kurve schlaengelt sich die Strasse am Steilhang entlang. Nirgends finden wir ein Plaetzchen wo wir unsere Fahrzeuge hinstellen koennten um ein paar Tage zu verweilen. Da vorne, wir sichten eine grosse flache Wiese...aber nein, eingezaeunt und vom Militaer bereits besetzt. So geht es noch eine Weile weiter. Auch auf kleinen Kiesplaetzen steht meist ein grosses Schild: verbotene Zone – Militaer! Um fuenf Uhr finden wir dann doch noch einen Kiesplatz, der anscheinend von niemandem beansprucht wird. Es ist zwar gleich neben der Strasse, doch wir sind zuversichtlich, dass der spaerliche Verkehr eNachts ganz abnehmen wird. Sobald die Sonne sich verzieht, kuehlt es ab und wir verziehen uns fuers Nachtessen hinein.
Donnerstag 16.06.2005
Ruhig und kuehl war die Nacht. Doch sobald die Sonne uns bescheint, werfen wir unsere Jacken weg. Ein schoener Tag um ins Kailash-Tal zu fahren, denken wir.
Ueber eine Bruecke und dann rechts weg. Der Teerbelag wird noch eine Spur schmaler und lange Zeit fahren wir eng an schraegen Felswaenden entlang. Ein bischen bang wird uns, wackelt doch unser Aufbau bei jedem Schlagloch hin und her und Sonja schliesst ein paar mal die Augen in Erwartung des haesslichen schepperns, wenn die Markiese die Felswand streift. Haarscharf kommen wir aber daran vorbei. Auch den Blick in die Tiefe meiden wir so oft es geht, denn noch steiler kann`s wohl nicht mehr hinunter gehen. Etwas Gegenverkehr darf nicht fehlen, die Ausweichstellen sind rar und manch einer muss mal wieder zuruecksetzen.
Da endlich, nach ca. 90 Minuten erreichen wir Sangla. Die tiefe Schlucht wird zum breiten Tal. Wir staunen nicht schlecht, es gibt einige Gasthaeuser und kleine Kraemerlaeden. Nur keine Strasse zum Flussufer hinab! Am Flussufer sehen wir einige ebene ideale Flaechen, die nicht landwirtschaftlich genutzt werden. Fuer uns bleiben sie leider unerreichbar.
Wir folgen der schmalen Strasse talaufwaerts Richtung Chitkul. Bei 2 Abzweigungen halten wir und erkunden die Lage zu Fuss. Keine Chance, enge Serpentinen und unten keine Parkmoeglichkeit. Was nun? Bis zum Talende zu fahren wollen wir nicht, denn es wird steil und enger. Es bleibt also nur der Weg zurueck. Die Maenner, vor allem Martin ist schwer geschafft. Er hat sehr viel mehr zu kurbeln als wir ( ein Hoch auf Servolehnkung ). Bei einer Firma gaebe es grosse freie Flaechen, doch wir koennen unsere Fahrzeuge kaum wenden um in die enge Zufahrt abzubiegen. Also zurueck zum gestrigen Uebernachtungsplatz.
Bei der Talfahrt kommen uns zweimal Busse entgegen. Wir haben ihn von weitem gesehen und koennen bei einer breiten Stelle halten. Unsere Gspaenlis sind weiter zurueck und treffen in der Kurve auf ihn. Da hilft nichts und der Bus muss zuruecksetzen. 2 Kilometer spaeter das gleiche Spiel. Wir fahren beide links ran, der Bus faehrt ganz rechts und rollt mit enormer Seitenlage auf unsere Hoehe. Knapp aber es geht. Als wir weiterfahren, sehen wir, dass die Seitenlage zu stark ist um auch noch am Mercedes vorbeizukommen. Anstatt zu warten musste der Busfahrer ja weiterrollen. So muss dieser doch noch zuruecksetzen um ein Streifen zu verhindern. Kathrin und Martin sind recht geschafft und sauer, 2 mal haben sie die Felswand gestreift. Bei genauer Betrachtung stellt sich zum Glueck heraus, dass es nur Dellen gegeben hat. Wir sind zum Glueck ohne Schaeden davongekommen.
Schlussendlich stehen wir also am selben Ort wie heute Morgen. Ein paar Militaeris kommen vorbei. Sie sind ganz nett. Einer von ihnen kann uns auch ganz genaue Informationen ueber das Spiti Tal geben. An einer Stelle sei die Strasse verschuettet und wir koennten da nicht durchfahren. Es sei vor einer Weile geschehen und es sehe nicht danach aus, als ob die Regierung die Strasse in absehbarer Zeit freiraeume. Also koennen wir uns die Weiterfahrt schenken. Zur Belohnung nach den heutigen Strapazen kocht Sonja einen koestlichen Bohneneintopf mit leckerem Speck ( noch aus Nepal ).
Freitag 17.06.2005
Heute ist Werken angesagt. Beide Maenner legen sich im Uebergwaendli unter ihre Fahrzeuge und geben sich Muehe, dass sie schwarze Finger kriegen. Neben dem Festzurren vieler Schrauben, Tankhalterung und Hecktuere muss Michi noch die Bremskloetze vorne links austauschen. Der Druckluftanschluss plus die damit verbundene Hupe ist auch erneuert worden. Um die Maenner bei Kraeften zu halten und als Schmackerl gibt es heute elsaesser Flammenkuchen mit dem restlichen Speck, mhhhh!
Einmal faehrt ein hollaendisches Paar mit ihren Fahrraedern vorbei. Sie wollen auch durch Spitital und dann bis nach Leh fahren. Da sie das Fahrrad ueber den Bergabsturz schieben koennen, sollten sie keine Probleme auf dieser Strecke haben.
Samstag 18.06.2005
Also verlassen wir dieses Tal auf dem gleichen Weg wie wir gekommen sind. Bei einer Quelle am Strassenrand wird dann noch eine gemeinsame Wasserauffuellaktion durchgefuehrt.
Kurz vor Rampur finden wir ein idyllisches Plaetzchen auf der alten Strasse, etwa 50 Meter von der neuen Bruecke entfernt am Berghang. Bei einem kleinen Wasserfall richten wir uns gemuetlich ein und geniessen den Nachmittag. Ziemlich tierisch geht es hier zu. Ein paar Eidechsen begucken uns neugierig und eine klettert wagemutig auf Michis Fuessen herum. Eine kleine Affenhorde haelt sich in Sichtweite auf, die Geier kreisen am Himmel und die obligaten Kuehe duerfen nicht fehlen.
Sonntag 19.06.2005
Fuer uns geht’s weiter talabwaerts. Kurz nach Rampur treffen wir auf zwei Fahrradfahrer. Es ist ein Schweizerpaar aus dem Buendnerland. Sie sind schon bald 2 Jahre mit dem Fahrrad in der Welt unterwegs. Wir trinken Tee und tauschen Reiseerfahrungen aus. Sie sind auch auf dem Weg nach Leh, so wird man sich vermutlich wieder einmal ueber den Weg laufen.
Nachdem wir den Satluj Fluss ueberquert haben, gibt es keine Baeume mehr, dafuer wachsen riesengrosse Kaktus und Aloavera Pflanzen. Doch schon nach ein paar 100 Hoehenmetern veraendert sich die Vegetation erneut. Laub-und Nadelbaeume praegen das Landschaftsbild. Die Temperatur wird auch gleich angenehmer. Bald beginnt sich die schmale Strasse in vielen Schlaufen am Berg aufwaerts zu winden. Waehrend dem bergauffahren geschieht es erneut...peng, puff! Diesmal ist es nur der Luftschlauch zur Hupe zum 3. Etwa auf 2300 Metern Hoehe finden wir eine Ausweichstelle um zu parken.
Es herrscht nur wenig Verkehr und inmitten dem Tannenwald gefaellt es uns sehr. Martin zaubert koestliche Pfannenpizza, was den Tag kulinarisch schoen abrundet.
Montag 20.06.2005
Die Strasse windet sich weiter aufwaerts. Bei 2700 M.ue.M. mischen sich riesige Rhododendrenbaeume zwischen die Tannen. Nach kurzer Zeit erreichen wir die Passhoehe des Jalori La auf 3130 Metern. 4 kleine Laeden-und Fressbuden gibt es hier.
Hinter dem Pass laesst der Strassenzustand bald zu wuenschen uebrig. Martin hat wieder einiges zu kurbeln und muss in Spitzkehren oefters vor-und zurueckfahren. Oefters fahren wir durch ganz kleine Doerfer. Die Ernte von Knoblauch und Zwiebeln ist bereits zum trocknen ausgelegt. Im Moment wird gerade der Weizen eingebracht. Dessen Duft liegt noch lange in der Luft.
Kurz vor der Talsenke fahren wir in ein groesseres Dorf hinein. Die enge Hauptstrasse ist einspurig und verjuengt sich staendig. Ganz vorsichtig lenken wir unsere grossen Fahrzeuge vorwaerts. Quasi vom Sitz aus koennten wir nach den Sachen greifen, die an den Ladeneingaengen haengen, so eng ist das Ganze. Wir beten, dass nicht gerade jetzt eine Wagenkolonne entgegen kommt.
Endlich erreichen wir die Hauptstrasse die durchs Kullutal fuehrt. Herrlich breit ist diese und seit langem koennen wir wieder mal in den 5. Gang schalten. In Kullu selbst herrscht ein Verkehrschaos par exellance. Tausende indische Touristen sind hier mit ihren Autos unterwegs, Traktoren, Busse und Lastwagen kommen noch dazu. Dank dem gaengigen Verhalten an engen Stellen gibt’s oft Stau und das allgemeine Hupkonzert beginnt. Kurz nach Kullu finden wir eine grosse Wiese direkt am Beasfluss wo die Rafter nach ihrer Flussfahrt jeweils anlanden.
Dienstag 21.06.2005
Nach Manali ist es nicht mehr weit. Schon lange vor dem Stadtzentrum reiht sich ein Hotel an das andere. Mittendrin halten wir mal auf einem Parkplatz an. Auf der anderen Flussseite sieht es relativ eng aus. So warten Kathrin und Martin auf dem Parkplatz, waehrend wir auf der anderen Talseite Flussabwaerts fahren. Es reiht sich ein Dorf an das naechste, die vielen Felder beidseits der Strasse machen es unmoeglich ins Gruene zu fahren. Auch auf der Fahrt flussaufwaerts finden wir kein ruhiges Plaetzchen. Da hilft alles nichts, wir fahren wieder aus Manali hinaus. Auf der Herfahrt hatten wir ein paar Plaetze beim Fluss gesehen.
Den Rest des Nachmittags verbringen wir mit ausruhen und lesen. Dafuer wollen wir morgen zeitig nach Manali reinfahren um einzukaufen und Richtung Pass zu fahren.
Mittwoch 22.06.2005
Bereits vor neun Uhr sind wir in Manali. Internet und viele Shops sind noch geschlossen. Nach einigem Suchen haben wir jedoch einen Superladen gefunden, wo wir finden was unser Herz begehrt. Noch etwas Fruechte und Gemuese, schon ist der Einkauf erledigt und schwer beladen geht’s zurueck zu den Autos. Dort begegnet uns das Paerchen, dass mit dem Tandem unterwegs ist. Sie wollen noch ein paar Tage ausruhen und dann auch nordwaerts. Well, man wird sich sicher in Leh sehen.
Als dann endlich alle Haeuser unter uns liegen, tauchen wir in die Bergwelt ein. Die Wiesen und Blumen spriessen, an den Tannenspitzen leuchten die jungen Triebe. Nach 800 weiteren Hoehenmetern finden wir eine Stelle wo wir parkieren koennen. Dafuer muessen wir steil bergauf ueber die Alpenwiese und durch einen Graben fahren. Fuer unsere Fahrzeuge kein Problem. Zwischen ein paar Baeumen stehen wir auf dem gut abgefressenem Rasen. Uns gefaellt es hier, und mit 2800 Meern ist eine gute Hoehe zum akklimatisieren.
Zwei Stuten mit ihren Fohlen kommen in der Naehe vorbei. Die Kleinen zeigen uns was sie bereits beherrschen; Bockspruenge, rasante Spurts bergauf und ab, sowie Rangkaempfe untereinander. Immer wieder kreisen riesige Geier am Himmel. Als einer nur ein paar Meter ueber uns segelt, koennen wir die Spannweite auf etwa 3 Meter schaetzen. Wie Koenige lassen sie sich ruhig und elegant in der Thermik treiben. Kein Fluegelschlag zuviel, keine hektische Bewegung. Die vielen Kuhskelette zeugen davon, dass sie ihre Arbeit als Gesundheitspolizei gruendlich erledigen.
Am spaeteren Nachmittag ziehen Wolken auf und beschehren uns ein kurzes Gewitter. Bis zum Abendessen ist dieses jedoch verzogen. Warme Kleider brauchen wir schon um das Gemuese suess-sauer draussen geniessen zu koennen.
Donnerstag 23.06.2005
Endlich ein Ruhetag...ist das schoen. Dank dem nahen Baechlein und dem sonnigen Wetter ist nochmals Waschtag angesagt. Es scheint fuer Euch befremdlich zu klingen, dass man mit Bachwasser seine Waesche waescht, fuer uns ist das mitlerweile normal. Schliesslich muessen wir unser keimfreies Wasser sparsam und ueberlegt benutzen. Hier in den Bergen koennen wir auch immer wieder klares Wasser finden, das noch unbeschmutzt sprudelt.
Michi muss sich wohl oder uebel erneut um das Luftdrucksystem kuemmern. Er haengt viele Schlaeuche um und ersetzt einen anderen. Mal sehen, wie lange es diesmal anhaelt.
Etwas tierischen Besuch gibt es, als die Kuhherde unbedingt zwischen uns vorbeiziehen muss. Wer rettet die Waesche an der Leine...? Es herrscht etwas allgemeine Unlust, da gemeinsamer Rauchentzug begonnen hat.
Gespannt lesen wir, was ueber die bevorstehende Strecke im Reisefuehrer steht. Als erstes gilt es den Rohtang Pass zu erklimmen. Frei uebersetzt heisst er: „Haufen von Leichen“. Heftige Wetterwechsel haetten schon vielen Bergsteigern und Karawanentreibern das Leben gekostet. Uns wurde in Manali auch erzaehlt, dass diesen Winter 10 Meter Schnee lagen und die Strasse oft nur einspurig befahrbar sei. Da sind wir ja gespannt.
Freitag 24.06.2005
Strahlender Sonnenschein und blauer Himmel. Wir fahren etwa 2 km...paeng...geplatzter Druckluftschlauch zum 5. und defekte Hupe zum 4.! Ansonsten scheint unser Moeckli topfit zu sein. Wie ein junges Reh huepft er schnell ueber die Bodenwellen und nur wenn Michi wegen defektem Strassenbelag abbremst, verlieren wir an Schwung. Waehrend wir beim Fruehstueck sassen, sind schon hunderte von Autos in Richtung Pass gebraust. Wir sind froh, denn nun haelt sich der Verkehr in Grenzen.
Bereits auf 3600 M.ueb.M. gibt es die erste Ansammlung von Fressbuden. Ein paar Schneefelder kommen in Sicht und damit auch die Kolonnen der parkierten Autos der Tagesausfluegler. Ein Lkw steht am Strassenrand, mit den Hinterreifen im Graben. Die ganze Nacht schon, sagt er uns. Wir wenden kurzerhand in der naechsten Kurve und ziehen ihn leicht und geschwind heraus. Der Fahrer freut sich riesig und die vielen Gaffer staunen nur.
Unsere Gspaenli sind derweil noch kaum weiter. Irgendwie staut irgendwas den aufwaerts fahrenden Verkehr. Einmal ist es ein herrenloses parkiertes Auto. Einen Kilometer weiter aber, ist endgueltig Schluss. Kilometerlange Autoschlange. Es geht mind. 1 Stunde bis erreicht wird, dass der bergwaertsfahrende Verkehrsteilnehmer alle schoen brav rechts heranfahren, damit die Kolonne talwaerts freie Bahn hat. Die superschlauen, die immer wieder die stehende Kolonne ueberholen wollen duerfen auch nicht fehlen. Irgendwann geht auch einige Kurven weiter unten nichts mehr und alle Spuren sind blockiert. Ein bischen Abwechslung goennen wir uns mit Musik und feinem Maissalat.
Nach etwa 4 ½ Std. geht endlich auch in unserer Richtung etwas. Auf der Passhoehe kann man Ponyreiten, Gummischlauch rutschen, Ski fahren oder sich in einem Holzschlitten durch den Schnee schieben lassen. Nun kommt noch Nebel auf, der schleichend ueber den Boden zieht, was dem ganzen ein etwas mystischen Touch gibt. 3988 Meter ist er hoch, der beruehmt beruechtigte Rohtangpass. Die Strasse ist sehr eng und von den 10 Metern Schnee sind beidseits der Strasse noch etwa 5 Meter uebrig.
Hinter dem Berg fahren wir bereits im Schatten des spaeten Nachmittags. Die Strasse ist kaum noch als solche zu betiteln. Mit Wasser gefuellte Loecher, aufgeplatzter Teer, steinig und holperig, dafuer fast ohne Verkehr. Ein kleiner Pw kommt entgegen, stellt sich nicht ganz an den Strassenrand und wird promt von und gestreift...krtsch! Ein sehr haessliches Geraeusch! Wir halten und steigen aus. Die Insassen stuermen grad auf Michi los und schreien und gestikulieren. Kein normales Gespraech ist moeglich. Nach einigen Beschwichtigungsversuchen laesst Michis Geduld nach und er schreit zurueck. Ein heftiges hin und her entsteht, als wir uns weigern den Weg zurueck nach Manali zur Polizei zu fahren. Zum Schluss einigen wir uns mehr oder weniger auf einen Betrag fuer die Reparatur ( 2000 Rs etwa 60.00 CHF. ). Den Grund fuer das Streifen haben wir dann herausgefunden, die Treppe muss sich durch das geruettel aus der Halterung geloest haben. Genau die 2 cm waren zuviel. Muerrisch fahren wir weiter.
Da es ja schon spaeter Nachmittag ist, fahren wir nicht mehr allzu weit. Etwa 500 Hoehenmeter tiefer platzieren wir uns auf einer Wiese. Martin faehrt vor, und promt! In dem einzigen Schlammloch weit und breit muss er sich festfahren! Mit unserem Moeckli ziehen wir den Mercedes locker heraus.
Samstag 25.06.2005
Schon frueh am Morgen waermt die Sonne und vertreibt die kalte Nachtluft. So sitzen wir draussen und geniessen das Fernsehprogramm zum Fruehstueck. Viele Militaerlkw’s und sonstige grosse Fahrzeuge fahren an der nahen Strasse vorbei. Da eine enge Passage kommt, staut sich der Verkehr, Hupkonzerte beginnen und ganz Schlaue ueberholen die wartende Kolonne um dann dem Gegenverkehr gegenueberzustehen. Ein Bus weicht aus und wartet ungewoehnlich lange. Ein Tourist steigt aus, rennt ueber die Strasse und auf uns zu. Ja wer’s glaubt, es ist Jeroen, der Hollaender bei dem wir in Ahmedabad zu Besuch waren. Wie klein die Welt doch ist. An den unmoeglichsten Orten begegnet man Freunden und Bekannten.
Wir durchfahren also das Chandra-Bhagatal. Lahaul wird diese Gegend auch genannt, und trennt den hohen Himalaya von der Pir Panjal Gebirgskette. Das Klima hier ist mit dem noerdlich angrenzenden Gebieten Ladakh und Zanskar vergleichbar. Es regnet sehr wenig, im Sommer brennt die Sonne heiss waehrend die Naechte eher kalt sind. Zwischen Ende Oktober und Ende Maerz versperrt der Schnee den Weg ueber die Paesse und schneidet die Regionen vom Rest der Welt ab. Trotzdem erarbeitet sich die Bevoelkerung, die sich aus Buddhisten und Hindus zusammensetzt, eines der hoechsten Pro-Kopf-Einkommen des ganzen Subkontinents. Mit dem Schmelzwasser der Gletscher, das ueber uralte Bewaesserungskanaele von den Bergen herabgeleitet wird, schaffen es die Bauern, auf ihren sorgfaeltig angelegten Terassen Rekordernten von Saatkartoffeln einzufahren. Ausserdem ist Lahaul der einzige Lieferant von Hopfen an die indische Brauereien.
Wir koennen uns selbst ueberzeugen, denn staendig begleiten uns viele gepflegte Felder. Meistenorts spriessen die Pflanzen bereits, und doch stehen in fast jedem Feld Frauen und Maenner die zum Rechten sehen. Froehlich winken sie uns zu. Blumenwiesen und Laubbaeume praegen das Bild zusaetzlich. Kurz vor Jispa fuehrt die Strasse etwas talabwaerts. In den Kiesbaenken des Bhagaflusses finden wir auch ein Plaetzchen fuer die Nacht.
Sonntag 26.06.2005
Gerade am Fruehstueck sitzen wir, als die fahrradfahrenden Hollaender bei uns vorbeikommen. Gerne nehmen sie unsere Einladung zum Fruehstueck an und so hoeren wir wie es ihnen im Spitital ergangen ist. Wir sind zwar schneller unterwegs, doch beim Checkposten in Darcha holen die Zwei uns bereits wieder ein.
Von nun an geht’s steil bergauf. Immer mehr bleiben gruene Wiesen und Planzen aus, machen steinigen Haengen und Geroellbaenken Platz.
Bei Patseo gibt es ein Zeltrestaurant bei einem huebschen Bergsee. Es gibt jedoch kaum eine Flaeche wo wir uns hinstellen koennten, deshalb fahren wir weiter. Die gerade Flaeche im Zwischental danach wird natuerlich wiedereinmal vom Militaer eingenommen.
An einigen Stellen konnte sich der Schnee immer noch halten und verteilt sein tropfendes Schmelzwasser ueber die Strasse. Die sich windende Strasse fuehrt uns zum Pass Baralacha La hinauf. Auf der Passebene sowie den suedlichen Berghaengen klebt hartnaeckig der Schnee, wobei der Blick in unsere Fahrtrichtung uns viel mehr braunes, vom Schnee befreites Gestein zeigt. Unser GPS zeigt 4933 M.ue.M., unser neuester Hoehenrekord!
Gemaess Reisefuehrer soll diese Gegend wie eine Mondlandschaft aussehen. Hoechstens die Strasse ist eine Mondlandschaft, finden wir. Grosse Krater sind mit Schmelzwasser gefuellt und an vielen Stellen bricht der Teer auf oder fehlt ganz. Wenn wir fuer die Ziegenherden bremsen muessen, ist das eine angenehme Abwechslung. Ab ca. 4300 Hoehenmetern verbreitet sich das Tal. Die karge Grasebene faellt auf der linken Seite steil zum Flussbett ab, was wie ein Canyon aussieht. Diese Landschaft gefaellt uns sehr. Unbedingt wollen wir hier die Nacht verbringen. Nahe an der Klippe stellen wir die Fahrzeuge hin und betrachten sprachlos dieses Panorama.
Montag 27.06.2005
Die 10 km nach Sanchu sind schnell geschafft. Wir dachten eigentlich an ein Dorf...doch Sanchu besteht aus einem Meldeposten der Polizei und etwa 10 Zelten wo man etwas Essen und auch eine Schlafgelegenheit finden kann. Hier treffen wir auf ein weiteres Schweizer Paar, die mit dem Radl diese Strecke fahren. Tiefen Respekt empfinden wir gegenueber all den Fahrradfahrern, die diese anspruchsvolle Strecke fahren. Uns selber geschieht es in diesen Hoehen oefters, dass wir aus dem TCM steigen, ein paar Meter laufen und bereits kraeftig ins Schnaufen kommen. Wie erst schaffen die Radfahrer die koerperliche Anstrengung mit dem wenigen Sauerstoff?
Etwa 10 km weiter erhebt sich wieder eine breite Talebene vor uns. Wieder nahe am Klippenrand parkieren wir. Hier fuegen wir einen Ruhetag ein. Der Kopfdruck von gestern ist zwar weg, aber es gibt zig Gruende um in dieser fantastischen Umgebung laenger zu verweilen.
Trotz der Anstrengung die jede Bewegung auf 4400 Metern bedeutet, wandern wir etwas umher. Der karge Sand/Steinboden ist mit tausenden, bodennahen Bueschen uebersaeht, ab und zu geben gelbe, rosa oder blaue Bluemchen dazwischen ihre Aufwartung. Mit den imposanten Bergkaemmen als Kulisse – einfach ein Traum! Hier huepfen unsere Herzen vor Freude, jeder Blick in jede Richtung ist eine Augenweide. Wir fragen uns, ob die Mongolei wohl so aussehen mag?
Die Ruhe wird nur selten gestoert, das Brummen der wenigen Lastwagen dringt nicht bis zu uns her, nur das Rauschen des Lingti Chu unter uns. Einmal erhaschen wir einen Blick auf ein Murmeltier, das aber schnell wieder in seinem Bau verschwindet.
Wir dachten schon wir haetten wunderschoene Sternenhimmel in der Wueste gesehen, doch scheint es uns, hier oben bei der klaren Luft sind wir noch viel naeher dran und sehen mehr Sterne als sonst. Ohne Stoerzonen haben wir auch wunderbaren Empfang um die Nachrichten der Deutschen Welle zu hoeren.
Dienstag 28.06.2005
Der naechste Hoehenrekord steht auf unserem Tagesprogramm. Als die Strasse von unserem Tal abzweigt, gilt es, 21 Haarnadelkurven zu erklimmen. Je hoeher wir gleiten, desto fasziniert sind wir vom Panorama. Am gegenueberliegenden Berghang koennen wir einen Pfad ausmachen. Ziemlich abenteuerlich schlaengelt sich dieser an der Felswand vorbei, durch Geroell und Wiesenhaenge. Der Pfad begleitet uns weiterhin, so schliessen wir daraus, dass es der alte Weg von Manali nach Leh sein muss. Wie es wohl waere, diesen Weg samt Pferde-und Mulikarawane zu erwandern, wie das die letzten Jahrhunderte die Karawanen gemacht haben?
Vor dem Pass fuehrt die Strasse erst noch einmal in eine Talsenke hinunter. Erneut treffen wir die Hollaender an. Danach geht’s in Schlangenlinien den Schneefeldern und Geroellhanegen entlang zum Lachlung La Pass, 5097 M.ue.M. Gleich nach der Passhoehe steckt ein verlassener Lkw im Schnee fest. Vermutlich wurde der Fahrer im letzten Herbst vom Schnee ueberrascht. Immernoch Meterhoch umschliesst das weisse Nass das Gefaehrt.
Passabwaerts verschlechtert sich der Strassenzustand markant. Zusaetzlich zuenden im Auspuff immer wieder kleine Explosionen, denen eine schwarze Rauchwolke folgt. Langsam fahren, Zwischengas geben, Schnell fahren, alles nuetzt nichts. Michi wird bald fuchsteufelswild und zieht mit Fluechen ueber unser Moeckli her. Auch die wunderschoene Canyonlandschaft, in die wir tauchen, kann ihn nicht ablenken. Braunrote Berghaenge heben sich malerisch vor dem tiefblauen Himmel ab. Viele kleine Tuermchen haben sich durch Erosion und Wind an den Hanegen gebildet.
Noch eine Kurve und Pang kommt in Sicht. Mit 4521 M.ue.M. der tiefste Punkt auf unserer Strecke. Der „Ort“ besteht auch wieder aus einem Meldeposten und 10 Zelten wo man sich verpflegen kann. Der Druck auf unsere Koepfe ist zwar nicht mehr ganz so gross, dennoch finden wir es vernuenftig, die Nacht auf dem tiefstmoeglichen Punkt zu verbringen. So kann sich der Koerper bestmoeglichst von den Hoehenunterschieden erholen. Mit den letzten Sonnenstrahlen trudeln die Hollaender auf ihren Fahrraedern auch noch ein.
Mittwoch 29.06.2005
Die meisten Zeltbesitzer kommen aus Leh oder Sikkim, verbringen hier oben die Zeit vom Juni – Oktober, waehrend diese Strecke befahrbar ist. Viele Frauen liessen ihre Kinder zurueck, junge Maedchen sind allein oder in Begleitung eines Geschwisters zum arbeiten hier. Wir wissen dies, weil viele von ihnen gestern und heute Morgen zu uns kamen und fragten, ob sie unsere „homes“ ansehen duerfen.
Gleich nach Pang steigt die Strasse in vielen Kurven bergan. Ploetzlich erreichen wir eine riesige Hochebene. Topfeben scheint sich die Flaeche Kilometerweit von einem Bergkamm zum naechsten zu erstrecken. Steil faellt das Plateau gegen den Fluss dann ab und gibt den Blick ueber den Canyon zur naechsten Hochebene frei. Ist das schoen! Erneut sind wir ueberwaeltigt ab den Wundern der Natur. Die Teerstrasse ist wiedermal wellig und macht uns seekrank. Nicht’s wie weg und querfeldein! Viel besser! Die kleinen Unebenheiten im kargen Boden bemerken wir nun kaum. Die Hochebene zieht sich in einem Bogen um den naechsten Berg und steigt nur minim an.
Weit entfernt sehen wir Vieh in Form von dunklen Punkten am Horizont. Was ist das wohl? Beim naeherkommen sehen die Tiere recht gross aus, aber wir koennen sie noch nicht zuordnen. Dann...es sind Yaks! Lange ersehnt hat Sonja sich den Anblick, Aug in Aug mit einem Yak in seiner Heimat! Die Herde ist gross und viele Kuehe haben ein Kaelbchen bei sich. Die kleinen sind mit ganz viel Pelz ueberzogen und sehen ganz wuschelig aus. So eine Art Mischung zwischen Schaefchen und Baer. Ein Hirte sitzt am Wegesrand, kocht Tee ueber einem Holzfeuer. Er fragt uns nach Wasser, was wir ihm nicht abschlagen. Wir wissen, dass wir nun in eine ganz trockene, ja wuestenaehnliche Gegend kommen.
Etwas weiter tauchen erste Nomadenzelte auf. Kinder und Frauen springen an den Strassenrand und bedeuten uns anzuhalten. Sie fragen ebenfalls nach Wasser. Diese Menschen muessen hier oben schon ein sehr karges und entbehrungsreiches Leben fuehren. Gerne sind wir bereit unser Wasser mit ihnen zu teilen. Michi oeffnet unsere Garage und fuellt die vielen Kanister der anstehenden Kinder und Frauen. Weit muessen sie laufen um auf einem Berg Wasser zu finden, erzaehlt eine junge Frau. Die meisten Kinder sehen etwas ungepflegt und struppig aus. Ein altes Maennlein gesellt sich auch dazu, eine Gebetsmuehle in der Hand und laechelt uns friedlich zu. Im Winter leben sie in der Naehe von Leh, im Industal. Im Sommer sind sie mit den Yaks hier oben. Einige Jungs sind ein bischen grob, klettern am TCM hoch und wollen unbedingt ins Auto rein. Die Frauen hingegen sind sehr freundlich und rufen sie oefters zurueck. Eine Weile stehen wir so am Strassenrand. Bei allen vorbeifahrenden Fahrzeugen halten sie die leeren Flaschen hoch, keines haelt an. Im Gegenteil, ein Lkw haelt an, der Fahrer streckt uns gleich seinen Kanister heraus und moechte Wasser. Sonja ist erbost! In 2 Stunden fahrt kann er in Pang sein, wo es Wasser gibt, dennoch hat er die Frechheit uns hier anzubetteln. Meine Erklaerung, dass er ja jederzeit schnell zu Wasser kommen kann, diese Menschen hier aber nicht, stoesst nicht gerade auf Verstaendnis, das aber ist mir wurscht.
Irgendwann steigt die Strasse dann von der Hochebene rapide an und schlaengelt sich an den Geroellhaengen entlang. Irgendwann ist der Tanglang la auf 5359 M.ue.M. erreicht. Eine Richtige Passhoehe hat es hier, ein kleines Hauschen, Fahnen und Tafeln die einem Willkommen heissen. In den letzten Metern erschrickt Michi beim lenken, denn die Lenkung scheint nicht mehr zu funktionieren. Huch, was nun wenn’s etwas langwieriges ist? Zum Glueck reagieren die Reifen, nach dem Nachfuellen von Lenkradoel, wieder. Nun koennen auch wir aussteigen und das endlose Panorama geniessen. Eine grosse Tafel erzaehlt, dass wir hier auf dem 2 hoechsten befahrbaren Pass der Welt stehen. Wir wissen es aber inzwischen besser. In Bolivien und Tibet soll es noch hoehere Pasesse geben. Nun ja, fuer uns und Moeckli ist das schon ein ansehnlicher Hoehenrekord.
Bergab haben wir wieder mit den Fehlzuendungen des Auspuffs zu kaempfen. Das Peng, Puff, Zisch kommt noch dazu...Luftdruckschlauch zum 6. und defekte Hupe zum 5. Einen Kilometer spaeter funktionieren einige Kontrolllampen nicht mehr. Dem muss Michi auf den Grund gehen, sonst gibt’s noch einen Kurzschluss. Tatsaechlich ist beim Batterieanschluss ein Kabel locker. Er muss das abklemmen. Das staendige geflicke geht ihm auf die nerven und waehrend der Talfahrt schimpft er ueber unser Moeckli.
Bei dem naechsten Zeltdorf, Rumtse, genehmigen wir uns ein kleines Mittagessen. Um einen Schlafplatz zu finden fahren wir noch ein bischen weiter. Das Tal verengt sich ploetzlich und das Gestein der Berge zeigt sich zwischen braun, rosa und lila. Markante Linien im Stein zeugen von den gewaltigen Kraeften, die beim formen des Gebirges geholfen hatten. Dort wo kleine Siedlungen stehen, bluehen die Felder dunkelgruen.
Auf einer, leider etwas feuchten, Wiese parkieren wir die Fahrzeuge. Wir zwei laufen noch den Bach hoch, entdecken Trampelpfade, eine Quelle und wilde Pfefferminze. Mhh das gibt einen feinen Tee.
Donnerstag 30.06.2005
Bald schon liegt die rosa Schlucht hinter uns. Vor uns breitet sich nun das Ladakh Tal aus, durch dessen Mitte der Indus fliesst. Nur entlang des Flusses wachsen Baeume in tiefem gruen, bluehen die Felder in dem sonst kargen brauntoenen. Bereits hier liegt an den Berghaengen ein bischen Sand. Wir fuehlen uns bildlich in den suedlichen Atlas versetzt. Auch da herrschte braun vor und nur entlang der Fluesse waechst etwas gruenes.
Welcome to Leh, weist ein grosses Tor darauf hin, dass man in der Bezirkshauptstadt ist. Unsere Gspaenli fahren vor, halten dann aber irgendwo an. Tja, zu dem Quartier wo die Guesthaeuser sind, sind grosse Fahrzeuge nicht zugelassen. Was nun? Wir fahren weiter und landen in einer Sackgasse. Ein netter Herr erklaert uns nochmals genau die Strasse. Also fahren wir oberhalb um die Stadt herum bis zur Abzweigung. Kathrin steigt ganz aufgeloest aus, Martin habe schon wieder den Stadtkoller. Kurzerhand demontieren wir das Motorrad. Schliesslich bringt es nichts dazustehen und Haende zu ringen.
Wir fahren ein bischen umher, nehmen eine Nase voll Innenstadt. Touristen hat es ueberall mit den typischen Anhaengseln: Reisebueros, Souvenirshops, German Bakerys, Tibetische Handarbeiten bis zum abwinken. Uns gefaellt es trotzdem, immer noch uebersichtlich ist die Stadt und fuer uns ist es wiedereinmal ein Stueck Zivilisation.
Da unser Steuerrad wieder etwas widerspenstig ist, bleiben wir oberhalb der Stadt in einem trockenen Flussbett.
Freitag 01.07.2005
Gleich am Morgen kuemmert sich Michi um die Servolehnkung. Danach duesen die Maenner mit dem Toeff in den Ort um nach einem zentraleren Parkplatz Ausschau zu halten. In dieser Zeit kommt ein junger Mann zu Besuch, meint es wuerde ihnen nicht gefallen, Touristen bei so einem Ort zu sehen. Wir koennten sicher ein huebscheres Plaetzchen finden. Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass wir noch heute auf dem Parkplatz des Restaurants von seinem Bruder eine gute Moeglichkeit zum bleiben finden.
Um die Mittagszeit ziehen wir also um. Das Personal vom KC Restaurant ist supernett, zu Fuss koennen wir ins Zentrum laufen, Touristen begucken uns wie eine Sensation, was will man mehr.
Bildergallerie 13
Samstag 02.07.2005
Wir erkunden die Innenstadt von Leh. Dabei treffen wir die Hollaender wieder. Sie haben es also per Radl bis nach Leh geschafft. In der Innenstadt herrscht ein Ueberangebot von Souvenirlaeden, Internets und German Bakerys. Wir finden heraus, dass von den zig Internets nur drei einigermassen laufen und erst noch zu einem, in Indien unueblichen Preis. Auch das Gemuese kostet hier einiges mehr als sonst ( 1 kg Tomaten kosten chf 1.20 anstatt chf 0.60 ). Nun gut, das meiste muss auch von weit her gekarrt werden.
Sonntag 03.07.2005
Immer wieder treffen wir bekannte Reisende. Oefters kommen auch Touristen zu uns her, fragen wie wir so unterwegs sind und man tauscht Informationen aus. Michi ist viele Stunden mit Reparieren vom Druckluftschlauch, Wasserleck beim Kuehler und schmiernippeln beschaeftigt. Waehrend Sonja beim Internet auflaeuft...keine Verbindung...
Der Kellner vom KC Restaurant kommt vorbei. Der Landbesitzer sei nicht erfreut, dass sie ihn nicht um unsere Parkerlaubnis gefragt haetten. Er wolle Geld, doch sie wuerden noch mit ihm verhandeln.
Montag 04.07.2005
Auch heute repariert Michi am TCM weiter. Der Aufbau ist seit langem rechtslastig. Um etwas unterlegen zu koennen, muss er den Aufbau leicht anheben. Sonja verzieht sich derweil ins Internet. Aber, erneut laeuft das Internet wieder nicht.
Dienstag 05.07.2005
Bis jetzt war es meist warm und sonnig, oder nur leicht bewoelkt. Heute zeigt sich Leh grau in grau. Am Nachmittag setzt leichter Regen ein.
Garan, der Kellner vom KC Restaurant war bis jetzt immer der Vermittler zwischen Landbesitzer, Restaurantchef und uns, wenn’s um den Parkplatz ging. Heute teilt er uns mit, dass der Landbesitzer 100 Rs pro Tag verlangt. Ein Fantasiepreis ( chf 3.00 )! Bedenke man, dass ab 150 Rs bereits ein Zimmer zu haben ist. Uns kommt das ganze hin und her sowiso spanisch vor. Als Michi von seinem Mittagsschlaefchen erwacht, gehen wir ins Restaurant um mit dem Besitzer zu reden. Dieser zeigt sich ganz offen und nett. Von ihm aus duerften wir ewig bleiben, nur der Landbesitzer habe etwas dagegen. Dabei umarmt er Martin und Michi. Zum Schluss einigen wir uns auf die Parkgebuehr von 500 Rs fuer beide Autos und zwei Wochen.
Am Abend haben wir wieder ein paar Besucher. Wir sitzen unterm Regendach, trinken Tee und freuen uns an der internationalen Runde. Einer unserer „Nachbaren“, ein Souvenirverkaeufer aus Kashmir, ein pensionierter Deutscher, ein Franzose, Wellischs und wir. Mal redet man Franzoesisch, mal Englisch oder Deutsch.
Mittwoch 06.07.2005
In Choglamsar ( 8 km von Leh ) wird der Geburtstag, seiner Heiligkeit, dem Dalai Lama, gefeiert. Drei Tage sollen die Feierlichkeiten andauern. Viele Glaeubige Menschen haben bis 10 Tage Fahrt oder Marsch auf sich genommen, um hier dabei zu sein.
Wir fahren mit dem Motorrad hin, haben die Regenkleidung dabei, denn es ist windig und sieht nach Regen aus. Auf dem grossen Parkplatz entdecken wir bereits Fred, den orangen Iveco von Kathy und Jochen, mit denen wir durch Pakistan gefahren sind. Also koennen sie nicht allzu weit sein.
Die riesige Wiese ist mit vielen weissen Zelten uebersaet, wo die Ladakhis auf Kissen und Decken am Boden sitzen und pick-niquen. Durch den Regen der letzten Tage, ist der Rasen ziemlich aufgeweicht worden und wir laufen im Slalom zum Tempel, wo die groesste Menschenansammlung auf einen Event hindeutet. Einige uns bekannte Touristen treffen wir hier an. Ein wichtiger Moench haelt eine Rede fuer den Dalai Lama. Danach sollen Tanz-und Gesangsdarbietungen auf dem eingezaeunten Platz abgehalten werden. Auf der linken Seite bereiten sich die verschiedenen Gruppen vor. Maenner, Frauen und Kinder tragen farbenpraechtige Trachten mit lustigen Hueten. Jede Region hat ihre eigenen Farbkomposition, die mit Schmuck, Fellen oder ausgefallenen Kopfbedeckungen reich verziehrt sind. Vor allem die jugendlichen sind sichtlich nervoes vor dem Auftritt. Trotzdem laecheln sie meist, wenn wir sie fotografieren.
Und siehe da, Kathy und Jochen spazieren daher. Die Wiedersehensfreude ist gross. Sofort sprudeln die Erzaehlungen vom letzten halben Jahr nur so heraus. Man will gegenseitig wissen wie es ist und war. Nach einer Weile beginnt es zu regnen. Auch die Festlichkeiten sind vorbei. So fluechten wir in ein Restaurant ans Trockene. Viel zu schnell vergeht die Zeit beim Austausch der Gedanken und des Erlebten. In zwei Tagen ist ein Maskenfest bei einem Kloster, da werden wir uns vermutlich wieder sehen.
Donnerstag 07.07.2005
Regen, regen, regen...immer noch und keine Aenderung in Sicht. Ladakh ist eine sehr trockene Gegend. 300 Sonnentage, 60 Schneetage und etwa 5 Regentage soll es pro Jahr geben. Dies ist der 3. Regentag. Garan erzaehlt uns, dass viele Haeuser aus Lehm gebaut wurden. Sollte der Regen nicht bald aufhoeren, muessten viele Bauern ihre Haeuser verlassen, aus Angst vor dem Einstuerzen.
Wir hoeren auch von der Hitze und dem vielen Regen im flachen Indien und Pakistan. Europa wird auch von einer Hitzewelle und Trockenheit heimgesucht...die Welt spielt verrrueckt.
Da es auch ziemlich kuehl ist, wollen wir nicht zu lange draussen sitzen und verkrichen uns nach drinnen. Sonja macht Gnocci mit Kaese ueberbacken und mit Tomatensauce serviert...mmhh das ist etwas fuers Gemuet. Beim essen erzaehlen wir uns makabere Geschichten, meist von Elektrikern die waehrend der Arbeit verunfallt sind. Kaum sind wir zurueck in unserem Heim, zischts es laut und leuchtet hell hinter dem TCM. Das ganze ist nur ein paar Sekunden und Michi erkennt bald den Grund. Die Stromleitungen sind hier immer etwas lausig gespannt, haengen oft tief und in den Baeumen. Durch den vielen Regen haben sich einige Aeste gesenkt und haben einen Kurzschluss an der Stromleitung verursacht. Denn soweit wir sehen hat kein Haus mehr Licht.
Freitag 08.07.2005
Mal troepfelts mal nicht. Wir steigen trotzdem in die Regenkluft und fahren nach Phyang . Den orangen Iveco sehen wir schon von weitem. Wir hoeckeln uns noch etwas zu den zweien hin, bevor wir ins Kloster gehen.
Zwischen Mauern und Gebaeuden gibt es eine Arena. Die oberen Moenche sitzen unter einem kreuzgangaehnlichem Dach, trommeln und beobachten die Darbietungen. Der ganze Rest des Publikums ist am Rand am Boden oder auf dem Dach verteilt. Fast die Haelfte sind Touristen, die, wie wir, fleissig Fotos knipsen. Zu unserer Freude klaert sich der Himmel und laesst viel Sonnenschein durch die Wolken hindurch.
Junge und alte Moenche sind mit farbigen Gewaendern verkleidet. Die tragen riesige Masken, auf denen farbige Fratzen Gesichter darstellen. Sie tanzen zu den Trommeln, bewegen sich hin und her, mal paarweise mal allein.
Im spaeten Nachmittag klagt Michi wegen Unwohlsein. Zurueck in Leh geht er gleich ins Bett. Er klagt ueber Kaelte, Gelenkschmerzen und dann wieder ueber Hitze. Nach ein paar Stunden ist es nicht besser. Im Gengenteil, er kann nicht schlafen, hat heiss und kann nicht schwitzen. Sonja liest die medizinischen Ratgeber durch...was koennte das sein? Ein Hitzeschlag hat aehnliche Symtome. Sonja beginnt Michis Koerper kuehl abzuwaschen. Das bringt Linderung und senkt die Temperatur. So kann er doch noch einschlafen.
Samstag 09.07.2005
Michi geht es viel besser, er verbringt trotzdem fast den ganzen Tag im Bett, zum auskurieren. Heute hat Martin Geburtstag. Wir backen ihm eine „Zwetschgentatschi“, ein muenchner Kuchen. Abends gehen wir zu viert im KC essen.
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Sonntag 10.07.2005
Sonja ist immer noch mit dem Text fuer die Homepage beschaeftigt. Michi nimmt es heute ruhig. Bei unseren Nachbaren ist der Computer defekt. Martin kann nichts mehr hochfahren. Michi sitzt Stunden daran und dueftelt, doch er kann nicht viel ausrichten.
Montag 11.07.2005
Waesche waschen ist wieder mal angesagt. Im nahen Bach geht das ganz gut...nur die Sonne brennt schon heiss auf uns Frauen nieder.
Dienstag 12.07.2005
Gegen Mittag fahren Kathy und Jochen mit ihrem orangen Fred ein. Also verbringen wir die meiste Zeit des Tages in gemuetlicher Runde bei vielen interessanten Gespraechsthemen.
Mittwoch 13.07.2005
Heute kuemmern wir uns um die Permits. Da viele Gebiete rund um Leh ( vor allem Grenzgebiete ) erst kuerzlich fuer den Tourismus geoeffnet wurden, benoetigt man eine Reisegenehmigung die fuer maximal 7 Tage gelten. Zu sechst gehen wir Abends auswaerts essen.
Donnerstag 14.07.2005
Kathy und Jochen sind schon um sechs Uhr zum Tso Moriri See losgefahren. Wir verbringen den groessten Teil des Tages mit Vorraete einkaufen und einraeumen. Denn morgen wollen wir ins Nubratal fahren.
Freitag 15.07.2005
Die Innenstadt ist tagsueber fuer grosse Fahrzeuge gesperrt. So fahren wir bereits um sieben los. Zuerst Diesel, dann Wasser tanken. Gegen neun halten wir noedlich von Leh um zu Fruehstuecken. Michi muss jedoch schon wieder in den Motor schauen, da Moeckli komische Geraeusche von sich gab und nach verbranntem Oel stinkt. Ganz genau findet er den Grund jedoch nicht. Beim Fahren muessen wir halt immer wieder den Motor kontrollieren.
Die Strasse schlaengelt sich stetig aufwaerts. Keine Probleme mit unserem Moeckli – wir sind froh. Nach 48 km ist die Passhoehe erreicht. Khardung La, mit 5604 M.ue.M. die hoechste fahrbare Strasse der Welt! Wir sind enttaeuscht! Ueberall Baubaracken, Militaer und Bauarbeiter. Ein Souvenirshop und Restaurant sind im Bau. Und – das GPS gibt eine Hoehe von 5380 M.ue.M. an. Bei weitem etwas anderes als die indische Regierung angiebt. Angegeben wird, mit der hoechsten Strasse der Welt. Wir haben gehoert, dass es in Bolivien einen fahrbaren Pass mit 5800 Metern geben soll. Immerhin ist es die hoechste Strasse in ganz Indien.
Auf der anderen Seite des Passes grasen viele Yaks an den steilen Haengen, oder plantschen im eisigen Bergsee. Noch etwas weiter unten bluehen die bewaesserten Felder gruen und gelb. Ein Fluss hat sich ueber viele Jahrhunderte hinweg tief in das Gestein gegraben. So verjuengt sich das Tal beim Fluss zu einem zerkluefteten und tiefen Canon.
Im spaeteren Nachmittag erreichen wir den Spytokfluss in der Talebene. Nach einem riesigen Militaerlager verbreitet sich das Tal wieder und wir sehen die ersten Sandduenen! Ab geht’s ueber den weichen Grund bis ganz nach hinten. Hier hat sich der Sand, ueber Felsen, zu einer majestaetisch hohen Duene gelegt. Ausser ein paar Rebhuehner scheint hier kein Leben zu sein. Abends zeigt sich der Mond frueh am Himmel und taucht die ganze Landschaft in diffuses Licht.
Samstag 16.07.2005
Nach ein paar Runden sandfahren, folgen wir der einen Strasse in das linke Tal hinein. Bei Hunder stopt uns das Militaer, es ist nicht erlaubt weiterzufahren. Wir befinden uns also schon nahe an der pakistanischen Grenze.
Zwischen Deskit und Hunder gibt es ein grosses Gebiet mit Sandduenen. Dort fahren wir hin. Hinter den Duenen gibt es weite Grasflaechen wo Esel, Kuehe und Pferde weiden. Ein paar Kamele gibt es hier auch. Immer wieder mal schaukeln sie mit Touristen beladen in unserer Naehe vorbei.
Sonntag 17.07.2005
Wir beschliessen einen Ruhetag einzulegen. Wir koennen gerade noch draussen Fruehstuecken, dann legt der Wind los. Da wir ja im Sand stehen zieht er die Sandkoerner ueber uns her. Es bleibt uns nichts anderes uebrig als ins Innere zu fluechten.
Montag 18.07.2005
Heute wollen wir ins naechste Tal ueberwechseln. Bei dem frischen Bach am Strassenrand wird angehalten und Waesche gewaschen.
Kurz vor Sumur entdecken wir Sandduenen etwa 1 km hinter einer Wiese. Es ist kurz nach Mittag. Eine gute Zeit, denn so koennen wir die Waesche zum trocknen bald aufhaengen. Martin faehrt vor. Nach etwa 30 Metern entpuppt sich der Boden als ziemlich matschig. Zu Fuss pruefen wir den umliegenden Boden. Wir wollen da lieber nicht weiterfahren. Martin will rueckwaerts rausfahren, bleibt aber stecken. Etwa 20 Mal faehrt er vor und zurueck, kommt aber nicht aus dem Sumpf heraus, im Gegenteil, der Mercedes graebt sich nur noch tiefer rein. Die Spanngurte haengen wir an den TCM um ihn rauszuziehen. Es geht nicht. Also erst mal schaufeln und Sandbleche unter die Raeder des Mercedes legen. Die Spurrinnen fuellen sich Minutenschnell mit Wasser. Und Kathrin und Martin, die die meiste Arbeit tun, sind bald mit Schlamm bedreckt. Sonja holt noch Steine um damit die Spurrinnen etwas aufzufuellen. Das erste Auto haelt und etwa 6 Maenner steigen aus. Ohne zu zoegern helfen ein paar Steine zu schleppen, waehrend die andern beim Sandblechlegen zuschauen. Keiner von denen sagt nur ein Wort, dass wir nicht hier durchfahren sollten. Nein, sie sind sogar traurig und haben verbarmen mit uns. Wir probieren es erneut. Wieder nichts, und wir muessen mittlerweile aufpassen, dass der TCM sich nicht auch im Matsch eingraebt. Also holen wir unsere Spanngute zusaetzlich hervor, um auf etwas festeren Grund zu gelangen. Ping! Unser Spanngurt reisst, aber der Mercedes zuckt nicht einmal.
Der eine Einheimische ist Arzt. Er spricht sehr gut Englisch und meint, wir sollen die Armee um Hilfe bitten. Die haetten Lkw-Bergefahrzeuge. Er bietet sogar an Martin zu dem 20 km entfernten Posten zu bringen. So weit so gut. Es ist etwa vier Uhr und wir anderen drei warten und warten. Der Mercedes sinkt um weitere Centimeter ab und die Differenziale stehen am Boden auf.
Etwa um halb sieben, braust der Doktor an. Von Martin keine Spur, er meint aber, dass Hilfe naht. Ein bischen spaeter faehrt ein Armyjeep vor. Martin ist drin und der Major Sandeep. Er ist ein sehr sympathischer und gebildeter Dehlianer und lacht ueber unser Missgeschick. Er schickt sogar seinen Fahrer los um Fruchtsaft und Zigaretten fuer uns zu holen, unseren Tee lehnt er ab. Kurz vor dem Eindunkeln rollt dann das sehnlichst erwartete Bergefahrzeug an. Das Metallseil wird beim Mercedes eingehack und per Winde angezogen. Dann will der Truck Gas geben...doch auch er kommt nicht weiter. Beruhigt sind wir, dass Helfer da sind, aber ob die richtige Methode bald gefunden wird um den Mercedes rauszuziehen wissen wir nicht. Und es wird immer dunkler. Sie probieren es mit der Winde und Anziehen gleichzeitig, doch der Truck huepft sogar noch zurueck. Mhh! Ein lustiges Bild ist es schon. Etwa 20 Leut stehen herum und gucken wie es nicht geht! Vermutlich werden die Soldaten langsam nervoes, da sie nicht das Gesicht verlieren moechten. Beim naechsten Versuch wird kraeftig Anlauf genommen...und endlich, der Mercedes ruckt einen halben Meter und spaeter kommt er ganz frei. Wir sind alle erleichtert! Kathrin und Martin moechten sich beim Major bedanken und fragen nach den Kosten dieser Bergeaktion. Dieser winkt nur ab, er will nur, dass wir auf dem Rueckweg bei ihm auf einen Tee vorbeikommen. Auch all die Leute vom Dorf lassen sich nicht einladen. Wir sind paff ueber so viel selbstverstaendliche und selbstlose Hilfsbereitschaft.
Dienstag 19.07.2005
Kathrin hat einen Kuchen als Dankeschoen gebacken. Das Gesundheitszentrum des Doktors ist gleich am Ortsausgang. Wir duerfen in seinem Behandlungszimmer Platz nehmen und erhalten Tee. Stolz zeigt er uns die uralten, tibetischen Schriftzuege, die in seiner Familie weitervererbt wurde. Seine Urgrosseltern kamen aus Tibet und haben ebenfall tibetische Medizin praktiziert. Ganz vorsichtig werden diese Zeugen der Geschichte zusammengefaltet und in orangen Stoff eingepackt. Auch die alten Behandlungswerkzeuge aus Metall bestaunen wir neugierig. In Ladakh heissen die traditionellen Heiler Amchi, und er zeigt uns wie diese mit den Instrumenten umgehen. Er nimmt uns das Versprechen ab, ihn in seinem Haus in Leh noch zu besuchen.
Noch tief fahren wir ins Tal hineien. Doch der einzige Platz der uns zusagt liegt einige Kilometer zurueck. Es ist eine riesige Wiese, umgeben von kleinen Felshuegeln, Wasserlaeufen und Gestruepp. Vorsichtig pruefen wir den Untergrund um einen trocken Pfad zu finden. Michi demontiert das Motorrad und faehrt in der Gegend herum. Waehrenddessen schleicht sich Sonja an einen weissen Hengst an, der friedlich im Abendlich grast. Er ist scheu und laesst sie nicht heran, doch als Fotomotiv zwischen Wasser und Sonnenlicht gibt er viel her.
Nach dem Nachessen duesen wir per Toeff nach Panamik rueber ( etwa 4 km ). Wir wollen uns ein Bad in den heissen Quellen genehmigen. Zwei kleine Bassins sind in einer Huette einbetoniert. Man verstopft einfach den Abfluss und wartet bis der Wasserpegel steigt. Im Kerzenlicht geniessen wir unser warmes Bad ( das erste seit ueber einem Jahr ). Nach ueber einer Stunde klettern wir heraus und sind ueberrscht, die Haut ist gar nicht schrumpelig, im Gegenteil, dank dem Schwefel ist sie fein und zart geworden. Das Vollmondlicht weist uns den Weg zurueck.
Mittwoch 20.07.2005
Und wieder lacht die Sonne an diesem wunderschoenen Tag. Wir schwingen uns aufs Motorrad und fahren tiefer ins Tal hinein und ueber eine kleine Holzbruecke an die gegenueberliegende Talseite. Es gibt ein paar Wasserfaelle und ein Kloster hoch in den Berg gebaut. Zu Fuss versuchen wir unser Glueck. Doch ploetzlich hoert die Strasse auf. In die andere Richtung fuehrt auch ein Weg. Doch dieser entfernt sich immer mehr vom Kloster. Es ist heiss und die Sonne brennt auf uns nieder, deshalb geben wir auf und fahren wieder zurueck.
Als es etwas kuehler wird, steigen wir hinter unseren Fahrzeugen auf die Huegel und besichtigen einen kleinen Gluecksee und zwei Ruinen. Auf dem Rueckweg entdecken wir noch 5 Quellen die zwischen den Felsen hervorspriessen.
Zwei Oesterreicher mit indischen Enfields fahren zu uns her. Sie moechten zelten. Das ist eine gute Idee, wir warnen sie aber vor dem Wind der immer Abends einsetzt. Wir selber fahren mit unseren Trucks zum Parkplatz bei den Quellen. Wir wollen uns nochmals so ein herrliches Bad genehmigen und auch unsere Gspaenli moechten heute in diesen Genuss kommen.
Donnerstag 21.07.2005
Um Acht wollen wir losfahren, da wir noch den Major besuchen wollen und den Pass bewaeltigen sollten ( unsere Erlaubnis laeuft ab ). Ein paar alte Frauchen und ihre Maenner schauen uns neugierig zu. Gerne lassen wir sie in unsere Autos herein. Nur eine spricht ein paar Worte Englisch und beglueckwuenscht uns zu diesen fahrenden Haeusern.
Nach zwei Stunden treffen wir in Khalsar ein. Mit einem Kuchen und einem nepalesischen Dolch als Dank bewaffnet treten wir an den Armeeposten. Sofort werden wir ins Buero des Majors gebeten. Er ist ziehmlich mit Papierkram beschaeftigt. Wir staunen ueber seine ( in Indien unuebliche ) Gabe, mehrere Dinge zur gleichen Zeit zu erledigen. Er fertigt die Papiere fuer den Armeekonvoi ab und widmet sich dann uns. Wir erhalten Tee und Kekse serviert und bevor wir losfahren laesst er noch ein paar Sandwiches fuer uns vorbereiten.
Von nun an geht’s stetig bergauf, wieder dem Khardung La entgegen. Diesmal faehrt Sonja hinauf. Um den TCM nicht zu ueberhitzen, kriechen wir meist im 2. oder gar 1. Gang die holprige Strasse hinauf. Ein grosser Fels liegt in der Strasse. Ein paar Sprengladungen sind bereits angebracht und der Polizist scheint die Strasse zu ueberwachen. Einige Kilometer weiter oben, durchfahren wir gerade eine Wasserfurth, als die Detonation uns dann doch erschreckt. Ohne weitere Vorkommnisse fahren wir bis auf 4000 Hoehenmeter hinab und parkieren abseits der Strasse.
Freitag 22.07.2005
Nach dem Fruehstueck fahren wir ein paar Kurven weiter hinunter. Beim Gebirgsbach wird gehalten und Waesche gewaschen. Dann fahren wir zu unserem Platz im Flussbett noerdlich von Leh.
Michi duest per Toeff in die Stadt. Beim KC Restaurant hat er aber niemanden gefunden, den er wegen dem Parkplatz fragen konnte. Dafuer hat er noch naeher am Zentrum einen grossen schoen ebenen Platz gefunden. Es war nur niemand da den man um die Park-Erlaubnis fragen konnte. Die Arbeiten am TCM moechte er aber doch lieber noch hier oben erledigen. Also wollen wir morgen noch hierbleiben.
Samstag 23.07.2005
Gleich am Morgen beginnt Michi mit Wartungsarbeiten, waehrenddessen faehrt Sonja in die Stadt um unsere Mails zu lesen. Gute Nachrichten: wir koennen die Carnets auch etwas nach dem Ablaufdatum abstempeln lassen. Welch Erleichterung! Auf der Strasse trifft sie dann noch Kathy und Jochen an. Sie verweilen auch ein paar Tage in Leh, so werden wir uns nochmals treffen.
Sonja: Dann suche ich noch den Platz auf den Michi gestern gesehen hat. Haus um Haus klappere ich ab, frage nach dem Landbesitzer. Endlich erreiche ich die Richtige Tuer. Sofort werde ich hereingebeten, erhalte etwas zu trinken und zu knabbern. Der Sohn meint, er muesse zuerst alle Anwohner ( von der Grossmutter bis zum Vater ) fragen, ob wir dort parkieren duerfen. Niemand hat etwas dagegen. Wir sitzen in ihrem wunderschoenen Garten, die Voeglein zwitschern, die Frauen werkeln etwas im Garten und ich fuehre mit Vater und Sohn Konversation. Der Sohn lebt zur Seit in Miami und ist nur fuer 2 Monate hier in den Ferien. Morgen muesse er wieder abreisen. Der Vater erzaehlt, dass sie frueher viel mehr Land und Tiere gehabt haben. Nun haetten sie einiges Land verkauft. Ich finde noch heraus, dass die Familie urspruenglich aus Afghanistan stammt. Doch mittlerweile lebt bereits die 5. Generation in Leh.
Im spaeteren Nachmittag faehrt tatsaechlich Doktor Rigzin Tondup zufaellig am Flussbett vorbei. Sein Haus ist nur etwa 50 Meter weiter um die Kurve. Welch Zufall? Wir sollen unbedingt gegen Abend noch auf einen Tee vorbeikommen.
Sein Haus liegt alleine am hoechsten Punkt von Leh. Ein grosser Gemuesegarten umfasst das einstoeckige Haus. Wir werden ins Wohnzimmer gebeten. Buddhistische Zeichen sind ueberall vorhanden, Fotos seiner Heiligkeit, sieben Opferschalen vor einem Buddah aus Messing und glueckbringende Tantras an den Waenden. Zum ersten Mal erhalten wir den beruehmten Butterte. Er schmeckt gar nicht schlecht. Ladakhis trinken etwa um die 20 Tassen pro Tag. Das soll sehr gut fuer die Haut sein und sie feucht und geschmeidig erhalten. Seine Frau und Tochter bewirten uns aufmerksam und verteilen Gebaeck und Kuchen. Ihre Sitte will es, dass die halbvollen Teetassen staendig aufgefuellt werden. Trinkt man aber ganz aus, so bedeutet das soviel wie: ich habe genug.
Gerne zeigen wir der ganzen Familie unsere Autos. Sie finden auch gefallen an unserem Ausbau und der Art des Reisens. Spontan laden sie uns fuers morgige Fruehstueck ein.
Sonntag 24.07.2005
Wir werden bereits erwartet. Im gemuetlichen Esszimmer sollen wir uns auf die Kissen setzen. Es wird Ladaki-Brot, Omeletten, hausgemachte Aprikosenmarmelade, Erdnussbutter und Buttertee serviert. Das Brot schmeckt koestlich und Kathrin und Sonja erhalten die Backanweisung von Frau Tondup. Der Hausherr isst derweil Tsampa ( geroestetes Mehl mit etwas Buttertee angeruehrt ) und Brot. Wir erfahren einiges ueber die Familie und die Plaene des Artztes.
Nach diesem ueppigen Fruehstueck fahren wir zu „unserer“ Wasserstelle und fuellen die Tanks der beiden Trucks auf. Beim Parkplatz angekommen, machen wir einen Hoeflichkeitsbesuch bei Mr. Khan. Wieder werden wir freudig empfangen, erhalten Saft und Knabbereien ( Mungdal in Oel angebraten, Gerste und Aprikosenkernen fettfrei angeroestet, schmeckt uns sehr ). Der Hausherr erzaehlt uns ueber die Aenderungen in Leh, ueber die Probleme der Hotels mit den Israelis und seine Familie. Wir wollen schon gehen, da nimmt er uns ins Haus und zeigt uns seine typisch ladakhische Kueche. An den Waenden sind die riesigen Gestelle uebervoll, mit reich verzierten Toepfe, Teller, Teekannen, Pfannen oldstyle und newstyle. Genaeuestens wird uns die Herkunft und Machart erleutert. Der, schoen mit Messing verziehrter Ofen, wird heute nicht mehr benutzt. Sie haben noch eine moderne Kueche mit Gas. Die beiden Toechter tauen richtig auf, nehmen ihr bestes Englisch hervor und erklaeren uns ebenfalls dies und das.
Kathy und Jochen sind mittlerweile auch auf unseren Parkplatz gefahren. Sie wollen zwei Tage bleiben und dann weiter. Fuer heute Abend laden sie uns zu Gemueselasagne ein. Richen tut es bereits gut und wir koennen es kaum erwarten, reinzubeissen. Am spaeten Abend gibt es wieder mal Kontakt nach Hause, Michi ruft seine Familie an. Es sind nicht alle zu Hause aber es ist schoen ein bischen zu plaudern.
Montag 25.07.2005
Zu Fuss sind wir ja so schnell im Zentrum, so koennen dies und das erledigen. Am Nachmittag gehen wir ins Mahabodhi Meditations Zentrum. Hier koennen wir uns weitere Informationen ueber die Vipassana Meditationskurse holen. Kathy und Jochen haben uns bereits von ihrem Kurs erzaehlt und uns neugierig gemacht. 85 km von Leh entfernt gibt es ein Tal wo man den Kurs auch besuchen kann. Mit diesen Gedanken spielen wir, nehmen noch etwas Informationsmaterial und die Anmeldung mit.
Kathrin kocht heute feines Gurkencurry und spinataenliches Gemuese fuer alle. Sonja serviert dazu noch eine Nidel-und Fruchtwaehe. Und wie das halt so ist, zu sechst gibt es allerhand zu reden und so sitzen wir bis tief in die Nacht hinein draussen.
Dienstag 26.07.2005
Irgendwas gibt es bei uns immer zu tun. Auch wenn es ums plaudern mit Besuchern geht. Kathy und Jochen fahren noch am Nachmittag ab. Wer weiss wann wir sie wiedersehen? Heute klappts auch endlich mit der Telefonverbindung zu Sonjas Eltern. Auf beiden Seite ist die Freude gross und die Gespraechsthemen gehen noch lange nicht aus...dafuer die Leitung die oefters mal unterbrochen wird. Man merkt’s halt schon...wir sind beinahe am Ende der Welt.
Wir vier geniessen heute ein Essen im KC Restaurant. Lustigerweise treffen wir hier mindestens acht bekannte Tourigesichter wieder.
Mittwoch 27.07.2005
Noch am Morgen machen wir uns auf zur Hauptpost von Leh, denn Michis Familie hat die neuen Carnets letzten Donnerstag abgeschickt. Wieder muessen wir beim Hintereingang rein. Der Postmaster schickt uns eine Frau, die uns zu dem zustaendigen Beamten fuehrt. Dieser steht vor einem Holzregal, das die Post nach dem Alphabet geordnet hat. Nichts. Auch bei einer anderen Frau liegt internationale Post am boden. Na, wenn die nur ein zuverlaessiges Ablagesystem haben.
Im lokalen Mark bummeln wir noch etwas umher. Endlich werden wir fuendig: ein Termomether plus Uhr und Feuchtigkeitsanzeige. In ganz Indien und Nepal hatten wir schon etwas gesucht und nirgends gab es solche Geraete. Wir wollten eigentlich etwas um am TCM zu montieren, aber dieses ist auch nicht schlecht, da es an verschiedenen Orten aufgestellt werden kann.
Am Nachmittag beginnt der Besucherstrom und bleibt uns bis zum Eindunkeln erhalten. Zuerst kommt ein Moench aus dem Kloster im Nubratal. Er bestaunt zuerst unsere Trucks und nimmt unsere Einladung zu Tee an. Toni, der schweizer Radfahrer und Kathrin und Martin kommen noch dazu. So erzaehlt uns der Moench ueber den Buddhismus, seine Lehren und vieles mehr. Mit seinem herzlichen Lachen erobert er schnell unsere Herzen und wir koennen seine innere Ruhe und den Frieden fuehlen. Bevor er geht, betet er noch fuer uns alle. Spaeter faehrt Fabien mit seinen Freunden auf den Enfields noch vor. Zum z’Nacht gibt es heute die frischen Broccolis, aus Mr. Kahns Garten, mit Kartoffelauflauf.
Donnerstag 28.07.2005
Am Nachmittag watscheln wir ab ins Zentrum. Wir wollen wiedermal ins Internet und noch einige Vorraete aufstocken. Wer kommt uns im Internet entgegen? Kathy und Jochen, wer haette gedacht, dass wir sie bereits heute wiedersehen. Nochmals tauschen wir moegliche Reisewege aus und spekulieren in welchem Land wir uns wohl wieder treffen.
Auch mit unseren anderen Besuchern, besprechen wir Moeglichkeiten und Wege weitere Laender zu besuchen. Die Verschifferei schreckt uns noch etwas ab, und doch ist es klar, dass wir unser Moeckli bald einmal per Schiff losschicken...nur wohin wohl...?
Kathrin bereitet leckere Salate und Chapatis, es ist unser Abschiedsessen. Beide Parteien moechten wieder einmal etwas Zweisamkeit geniessen und sie wollen morgen losfahren.
Bildergallerie 13
Freitag 29.07.2005
Bereits am Vormittag brennt die Sonne heiss. Kathrin und Martin erledigen ihre letzten Einkaeufe. Nach dem Mittag sind sie startbereit, deshalb gehen wir zu Mr. Kahns Haus, doch es scheint niemand zu Hause zu sein. In dem Fall werden wir zwei morgen nochmals hingehen um uns zu verabschieden.
Unsere Gspaenli verabschieden sich von uns und fahren los. Wir hingegen moegen in der Hitze nicht allzu viel tun. Permits besorgen und etwas ausspannen. Am Abend gehen wir in eines der unzaehligen Restaurants essen.
Samstag 30.07.2005
Zeitig sind wir heute Morgen unterwegs. Gemuese und Fruechte kaufen, danach ist Internet angesagt. Auf dem Weg treffen wir noch Bekannte und setzen uns auf einen Plausch. Im Internet haengt Michi das Laptop an den Strom, so kann er die Bilder fuer die Homepage noch vorbereiten. Dank der schnellen Verbindung geht das updaten unserer Seite recht schnell.
Beim TCM wird so viel wie moeglich eingeraeumt und das Fahrzeug innen wie aussen reisefertig gemacht. Gegen Abend gehen wir nochmals zu Mr. Kahns Haus. Nur die eine Tochter ist mit ihren Kindern zu Hause. Wir ueberreichen ein kleines Abschiedsgeschenk und versprechen, wiederzukommen.
Sonntag 31.07.2005
Gegen sieben fahren wir los. Bei „unserem“ Wasserhahn gehen wir leer aus, es troepfelt nur. Macht nix. Wir haben ja noch einen vollen und einen halben Wassertank. Diesel wird noch vollgetankt, dann geht’s ostwaerts.
Kuerzlich haben wir beide die beiden Buecher von Heinrich Harrer gelesen; „7 Jahre in Tibet“ und „Wiedersehen mit Tibet“. Dank den objektiven aber auch gefuehlvollen Texten haben wir die Tibeter in unser Herz geschlossen. Beide waren wir geschockt ueber die brutalen Taten der Chinesen an diesem friedlichen Volk. Beim durchfahren des breiten Industal, gibt es ganz viele Kloester die auf riesigen Felsen erbaut wurden. Uns duenken viele dieser Bauten als Nachbau des Potala in Lhasa. Denn in diesem Gebiet ist der tibetische Buddhismus sehr verbreitet. Ueberhaupt koennen wir uns vorstellen, dass das nahe Tibet landschaftlich Ladakh aehnelt.
An 3 Checkposten muessen wir unsere Reiseerlaubnis zeigen. Beim letzten duerfen wir „nur“ nach rechts, Richtung Tso Moriri abbiegen. Geradeaus ist Sperrgebiet fuer Touristen, denn in 100 km liegt die tiebetische Grenze. Es gibt zwar keine Gefahr, doch die Inder behandeln ihre Grenzen wie eine Glugge ihre Kuecken, lass keinen zu nahe heran!
Den ganzen Tag sind wir dem Indus bergwaerts gefolgt. Nun ueberqueren wir in, auf einer klapprigen Bruecke. Aus dem Seitental muendet ein kleiner Fluss in den Grossen. Dieses Tal ist relativ eng, auf der anderen Flussseite sehen wir aber eine Wiese, Kies und mannshohe Buesche. Die Wasserdurchquerung ist kein Problem, ausser dass wir beinahe mit schwimmenden Enten kollidiert haetten. Diese liessen sich in rasantem Tempo von der Stroemung treiben und haetten wohl kaum manoevrieren koennen.
Ueber die laue Temperatur an diesem Abend, auf immerhin 4200 M.ueb.M., sind wir angenehm ueberrascht. Stundenlang sitzen wir draussen, reden und feiern unser 5 jaehriges Jubilaeum mit Kafi-Schnaps.
Montag 01.08.2005
Zwei kleine Doerfer liegen am Weg. Auf einer Wiese werden Yaks eingefangen, vermutlich fuer einen Gesundheitscheck. Sonst nichts. Die Strasse ist verhaeltnismaessig gut, noch nicht geteert, aber ausgeebnet.
Die Passhoehe sollte auf 4950 Metern sein. Wir erreichen sie aber bereits bei 4850 M.ueb.M. Ganz idyllisch, mehr wie eine Alpweide wirkt die sanft geschwungene Senke zwischen hohen Gipfeln. Kein Haus weit und breit, nur flatternde Gebetsfahnen und karge Alpenflora. Da, zwischen Felsbrocken spaziert doch einfach, seelenruhig ein Luchs! Das Raubtier duenkt uns recht gross, sein Fell ist sandfarben mit den typischen spitzen, schwarzen Ohren und Tazen. Waehrend er sich gemaechlich entfernt, blickt er keck noch einmal ueber seine Schulter zu uns zurueck. Was fuer ein Glueck, einen Luchs in Freiheit zu sehen!
Schon kurz nach dem Abstieg, wird der Blick auf den kleinen Bergsee freigegeben. Tuerkisfarbenes Wasser wird von sanften beigebraunen Huegeln umrahmt. Lange ueberlegen wir hin und her, sollen wir diese Nacht bereits hierbleiben? Nein, wir wollen doch zuerst den beruehmten Tso Moriri sehen. Schon viel haben wir gehoert und anhand der vielen traumhaften Fotos wahren wir genoetigt hierher zu fahren.
Es kommt noch eine enge Passage, wo Suedinder gerade die Steine fuer den Strassenbau klopfen. Ein kleines bischen See und das Doerfchen Karzok koennen wir bereits sehen. Doch wo ist die Strasse dahin? Scheint direkt am Ufer entlang zu fuehren, denn wir koennen sie sonst am Steilhang nicht ausmachen. Uns beide lockt der Ort jedoch gar nicht.
Wir ueberqueren einiges vor dem See einen Bach und fahren zu dessen linken Ufer. Vor uns breitet sich eine grosse Wiese aus, Pferde grasen frei und ein paar Murmeltiere beaeugen uns vorsichtig. Wir glauben, unseren Platz gefunden zu haben. Denn am Ende der Wiese erheben sich zwei Huegel und dort nach der leichten Senke in deren Mitte zieht es uns hin.
Der Anblick der sich uns nun bietet ist ueberwaeltigend! Sprachlos anhand so viel Schoenheit sind wir! Der Tso Moriri liegt tiefblau eingebettet zwischen sanft und steil abfallenden Gipfeln. Braune, Rottoene, sowie mancherorts sanftes Gruen, umschliessen den See. Ein paar Schneebedeckte Gipfel bereichern das Bild. Fantastisch!
Wir befinden uns auf 4550 Hoehenmetern, koennen also keine allzugrossen Spruenge machen. Uns reicht im Moment der traumhafte Ausblick ( wir haben sicher den besten Platz am ganzen See ), und die absolute Stille, die nur durch das Geschnatter der Steifengaense unterbrochen wird.
Neben unserem Standort sind ein paar Gehege aus Steinmauern und ein paar Feuerstellen von den Nomaden errichtet worden. Wir vergessen nicht, dass unsere Lieben zu Hause den Nationalfeiertag feiern. Auch wir machen in so einer Feuerstelle ein Feuer, grillieren Huehnchen und Kartoffeln und packen sogar das schweizer Faehnli aus. Der am Abend einsetzende kalte Wind, treibt uns aber schon bald in unser Haeuschen.
Dienstag 02.08.2005
Die Fruehstuecksbroetchen werden leider nichts, dafuer gibt es halt Muesli. Ausser einem kleinen Rundgang auf den Huegeln, nehmen wir es ruhig, lesen und entspannen. Wenn der Wind nicht gerade pfeift, ist es sehr ruhig. Die Szenerie ist spektakulaer, vor allem beim Sonnenuntergang. Es ist soooo friedvoll...hier kann man wirklich vergessen, dass es Krieg, Terror und Missgunst in der Welt gibt.
Mittwoch 03.08.2005
Auch heute bleiben wir noch hier. Michi uebt sich beim Chapati backen. Ziegenhirte und Hirtinnen kommen im Laufe des Nachmittags vorbei. Mit ihren Herden ziehen sie aber bald weiter.
Einige Voegel kommen manchmal ganz nahe zu uns heran. Es gibt hier oben Wiedehopfe und sage und schreibe Moewen. Bergdohlen machen dem mittelgrossen Raubvogel das Leben schwer und attakieren ihn in der Luft. Einen Wildesel koennen wir auch in weiter Ferne beobachten.
Donnerstag 04.08.2005
Einerseits wollen wir heute weiter, andererseits koennen wir uns von diesem wundervollen Ort kaum losreissen. Sonja spaziert noch ein Weilchen am See entlang, was den Gaensen gar nicht behagt. Ein Gaenserich fliegt ihr immer nach, spaziert dann rufend in der Naehe herum. So will er von den Jungen im seichten Wasser ablenken.
Erst gegen Mittag fahren wir los. Ein Stueck die selbe Strecke entlang, am kleinen See vorbei, ueber den Pass um dann in dem einen Dorf links abzubiegen. Keine Schilder, aber ein Mann bestaetigt unseren Richtungswechsel.
Durch ein trockenes, duerres Tal und an rostigen Fabrikruinen vorbei fuehrt uns dieser Feldweg. Mitten im Nichts eine grosse Schulanlage fuer Nomadenkinder. Die Kinder rennen an die lange Fensterfront und winken uns zu.
Immer einsam, aber mit ein paar Getreidefeldern versehen, steigt das Tal an. Felsbrocken und Geroell ueberall. Dann der Pass auf 4900 Hoehenmetern. Unser Moeckli stottert vor sich hin...wohl an der Zeit den Dieselfilter zu wechseln. Wir reden ihm gut zu, und tatsaechlich ueberwindet er hustend die letzten ansteigenden Meter. Abwaerts macht der Filter kaum mehr Probleme. Wir fahren ganz langsam, da die Strasse sehr loechrig und holperig ist.
Auf dieser Seite fliesst ein Baechlein hinab, was etwas Gras wachsen laesst. Ein paar Nomadenzelte sind aufgestellt. Die Maenner kuemmern sich um Ziegen, Yaks und Ponys, waehrend die Frauen Wolle zu Garn verarbeiten und die Kinder uns froehlich zuwinken. Eine grosse Yakherde grast nahe dem Weg. Als wir naeher herankommen erschrekcen einige, mit hocherhobenem Schwanz und Bockspruengen suchen sie das Weite.
Im spaeteren Nachmittag erreichen wir den Tso Kar. Dieser See ist kleiner und nicht so schoen wie sein grosser Bruder. Doch anhand einer tiefen Verkerbung weit oben in den Berghaengen, koennen wir erkennen wie riesig sein Durchmesser vor hunderten von Jahren gewesen sein muss.
Am oestlichen Rand gibt es ein Kaff, zu Michis Leidwesen gibt es jedoch nicht mal Zigaretten zu kaufen. Auch sonst wirkt es wie eine ausgestorbene Geisterstadt auf uns. Rechts davon gibt es ein riesiges Tal, eine Sackgasse, aber wunderschoen. Querfeldein fahren wir durch diese Ebene an den Rand eines Berges. In der Abendsonne faerben sich die niedrigen Pflanzen silbern. Auf dem roetlichen Untergrund der Berghaenge sieht dieses Farbspektakel einmalig aus.
Freitag 05.08.2005
Die urspruengliche Strasse verliehrt sich in dem sandigen Boden. Von unserem Standort aus fahren wir aufs gerat wohl los. Um ein paar Bergauslaeufern herum, treffen wir die Strasse wieder. Bald schon kommen wir in die Naehe der Manali – Leh Verbindungsstrasse, die wir ja bereits kennen. Da, weit entfernt, eine Herde Wildesel. Endlich! Im Reisefuehrer war immer von einer Herde die Rede, wobei wir bis anhin nur zwei Einzelgaenger gesehen hatten. Also gibt es sie doch. Vorsichtig fahren wir etwas naeher heran. Die grossen Tiere blicken uns aufmerksam entgegen und der groesste Pulk trottet stetig von uns weg. Trotzdem koennen wir ein paar weniger scheue Exemplare durch das Zoom beobachten.
Danach geht’s ziemlich schnell dem hohen Tanglangla Pass entgegen. Der viele Schnee, der Anfangs Juli noch lag, ist komplett weggeschmolzen. Die Strasse die auf der nordseite wieder hinabfuehrt ist immer noch gleich, das bedeutet langsam fahren und sich durchschuetteln lassen.
Nach einem kleinen Imbiss in Rumtse, finden wir ein paar Meter weiter ein Plaetzchen am Fluss. Noch ein paar andere Touristen zelten hier mit ihren Fuehrern.
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Samstag 06.08.2005
Michi setzt die Pumpe am Wasserschlauch per Bohrmaschine in Betrieb. Es funktioniert tatsaechlich...natuerlich wie alles was er in die Finger nimmt. Die Lastwagenfahrer die sich bei der Wasserstelle waschen staunen nicht schlecht, wie wir nun unseren Wassertank fuellen koennen. Kein muehsames Wasserschleppen mehr.
Ein Stueck fahren wir noch dem Indus entlang, in Karu biegen wir aber nordwaerts ab. Wir sind ganz froh, dass wir eine alte Frau mitnehmen. Sie weist uns naemlich den etwas wirren Weg nach Thak Thok. Gleich in der Naehe des Klosters parkieren wir. Der Zufall will es, dass im Haus nebenan der Moench wohnt, der uns durch das Kloster fuehrt. Im Klosterhof treffen auch gleich zwei deutsche Wanderer ein. Der Hof sowie auch die Gebaeude sind recht klein und bescheiden. Die Waende des Hofs sind mit farbigen Wandbildern bemahlt. Darauf erkennen wir den Potala von Lhasa und buddisthische Geschichten. Vor etwa 300 Jahren hat hier ein tibetischer Moench eine Meditationshoehle gebaut. Drumherum ist sind nun die anderen Klostergebaeude erstellt worden. Die Hoehle ist mit einem Buddha, einem Schrein vielen Opferschalen und den Sitzteppichen ausgestattet. Viele Touristen haben Gebetsschleifen und Geldnoten aus aller Welt an die Decke geheftet. Die Moenche benutzen scheinbar diese Hoehle nicht mehr regelmaessig zum meditieren und beten. Im Gebaeude daneben ist der Gebetsraum viel moderner eingerichtet. Fotos vom Dalai Lama duerfen natuerlich nicht fehlen.
Mit dem deutschen Paerchen trinken wir noch Tee. Danach fahren wir noch etwas Talaufwaerts und finden einen guten Stellplatz in einem trockenen Flussbett. Schon bald kommt ein Hirte und eine Horde Kinder. Ein etwa 12 Jaehriges Maedchen nimmt ihren ganzen Mut und Englischkenntnisse zusammen und fragt uns woher wir kommen. Gerne zeigen wir der ganzen Truppe unser Haeuschen. Begeisterung bricht aus, vor allem bei den Jungs als sie die Honda sehen. Amu, das Maedchen bleibt noch lange bei uns. Sie hat einen Narren an Sonja gefressen. Eine Nachbarin mit ihrem Kleinkind kommt auch noch vorbei, sie nimmt das Maedchen dann beim eindunkeln mit nach Hause. Wir empfinden diese Besuche jedoch gar nicht unangenehm. Denn die Menschen hier sind neugierig, direkt, anstaendig und froehlich.
Sonntag 07.08.2005
Wie nicht anders zu erwarten steht Amu bereits nach sieben draussen und wartet darauf, dass wir rauskommen. Spaeter kommen noch junge Frauen dazu. Wir bieten allen eine Tasse Tee an. Allzulange bleiben auch sie nicht. Bald schon muessen sie der Ziegenherde hinterher.
Gemaechlich verlassen wir das friedliche Tal. Nach Thikse brauchen wir nicht zu lange. In der Naehe des Klosters gibt es viel Platz wo wir uns hinstellen koennen. Wir verbringen erst mal einen ruhigen Nachmittag. Es sind sowieso zu viele Touristen im Kloster zu besuch. Erst am Abend laufen wir hoch.
Im 15. Jh wurde dieses Kloster gegruendet. Seine weiss getuenchten chortens ( grosse, halbkugelfoermige Grabhuegel-Heiligtuemer ) und quaderfoermigen Moenchsquartiere erstrecken sich ueber einen zerkluefteten, sonnengebleichten Felsen. Gekroent wird das Ganze von einem imposanten, ockerfarbenen und roten Tempelkomplex, dessen strahlende goldene Kreuzblumen in jede Richtung zu sehen sind. Der im Jahre 1980 durch den Dalai Lama geweihte, grosse Schrein wurde um eine gigantische, 14 Meter hohe Buddhastatue mit goldenem Gesicht gebaut. Mit den Moenchen, die in den Raeumen sind um zu kontrollieren, dass nicht mit Blitz fotografiert wird, kann man sehr gut ein Gespraech beginnen.
Montag 08.08.2005
Kurz vor sechs Uhr klingelt der Wecker. Wir wollen an der Puja teilnehmen, die jeden morgen in der Gebetshalle stattfindet. Waehrend zwei junge Moenche auf dem Dach mit ihren trompetenartigen Hoernern einlaeuten, steigen Moenche die Treppen herauf und der Gebetssaal fuellt sich langsam. Wir Touristen duerfen uns auch hinein und auf den Boden setzen. Die Moenche sind verschienen Alters, zwischen uralt und etwa 6 Jahren. Alle lesen laut in dem tibetischen Gebetbuch und legen Seite um Seite um. Bei dem sogenannten Refrain, klingelt einer mit einer Glocke, es wird getroetet und die Trommel geschlagen. Mehre Male werden die Moenche mit Buttertee verkoestigt. Dabei rennen die juengsten mit schwehren Teekannen durch die Sitzreihen. Auch wir Touristen erhalten ein bischen Tee zum probieren. Zweimal kriegen die Moenche noch Tsampa, dass sie im Tee tunken. Die ganze Zeremonie dauert gute 2 Stunden. Das Sitzen wird zwischendurch etwas unbequem, doch das ist fuer uns gerade eine gute Uebung im Hinblick auf den Meditationskurs, den wir besuchen wollen.
Als wir beim TCM zurueck sind, kommen noch die zwei Deutschen von gestern gelaufen. Auch ein altes Maennlein legt seine schwere Last nieder und setzt sich zu uns. Wir machen eine Runde Tee fuer alle. Spaeter fahren wir ein paar Kilometer weiter und auf die andere Indusseite nach Stok.
Unuebersehbar ueberragt der Palast die terassenfoermig angelegte Gerstenfelder und Bauernhaeuser. Anfang des 19. Jhs. Vom letzten Herrscher von Ladakh erbaut, ist Stok die offizielle Residenz der koeniglichen Familie von Ladakh, seit sie vor 200 Jahren aus Leh und Shey verdraengt wurden. Die derzeitige Koenigin Deskit Angmo lebt waehrend des Sommers immer noch hier. Sie ist mittlerweile um die 70 Jahre alt. Ihr aeltester Sohn ist nach dem Tode seines Vater zum Koenig gekroent worden. Einen Teil des Palastes ist zum Museum umfunktioniert worden. Wertvolle Erbstuecke der koeniglichen Familie, darunter antike Ritualobjekte, Teezubehoer und exquisite Thangkas aus dem 16 Jh., die mit Farben aus zerstossenen Rubinen, Smaragden und Saphiren verziehrt wurden. Ganz eindruecklich sind auch die Peraks der Gyalmo ( uralter Kopfschmuck, wahrscheindlich aus Tibet stammend ) die mit lupenreinen Tuerkisen, geschliffenen Korallen, Lapislazulis und Nuggets aus purem Gold besetzt sind.
Als naechstes fahren wir nach Leh. Zuerst zur Hauptpost, vielleicht ist ja unsere Post endlich eingetroffen. Ja, tatsaechlich, Michi bringt die erste Post, die wir seit einem Jahr erhalten.
Wir parkieren auf dem grossen Platz und besuchen erst mal Ramzan Kahn um ihn um Erlaubnis zu fragen. Er freut sich sehr uns zu sehen. Lange sitzen wir mit ihm und seiner Nichte zusammen und schwatzen ueber dies und jenes.
So, nun wird die Post aufgemacht. Freudige Erwartung ueberkommt uns, haben wir doch seit einem Jahr nie mehr Post zugeschickt bekommen. Die zwei Carnets sind drin plus ein Brief und ein paar Fotos aus der Heimat.
Dienstag 09.08.2005
Gestern Abend haben wir ein e-Mail von Ralph gesehen. Er ist mittlerweile auch in Leh angekommen. Waehrend Michi sich ins „Uebergwaendli“ stuertzt, duest Sonja per Toeff zu Ralphs Standplatz. Niemand ist zu Hause. Aber bei der Rueckfahrt trifft sie ihn auf der Strasse. Die Freude ist gross, hat man sich doch fast ein halbes Jahr nicht mehr gesehen.
Den ganzen Tag ist werckeln und Kleider waschen angesagt. Zwischendurch kommt Ralph bei uns vorbei und wir verabreden uns zum gemeinsamen Abendessen.
Mittwoch 10.08.2005
Heute nehmen wir es ruhiger. Zuerst fruehstuecken wir mit Ralph zusammen. Dann etwas einkaufen und einen entspannten Nachmittag geniessen. Am Abend gehen wir im Al Forno eine leckere Holzofenpizza essen. Mmhhh!
Donnerstag 11.08.2005
Mach dem Fruehstueck kann Sonja den Laptop bei Ralphs Stromanlage einstecken und tippen. Waehrenddessen gehen die Maenner Schlaeuche und Gasteile einkaufen. Viele Besucher kommen zum Auto und fragen nach dem Fahrzeug. Ennie, die Riesenschnauzerhuendin, ist viel zu brav und verjagt keinen einzigen.
Nachmittags bortg sich Ralph unseren Toeff aus um die Gegend auszukundschaften. Wir sehen uns derweil einen Film ueber Ladakh an. Ausfuehrlich wird die Landschaft und das Leben der Menschen und Tiere am Tso Moriri reportiert. Wir meinen sogar, den Hirten zu erkennen der uns besucht hat. Zurueck auf unserem Parkplatz finden wir eine Eselmutter mit ihrem Kleinen vor. Vorsichtig naehert sich Michi mit ein paar Karotten. Sonja schleicht sich ebenfalls vorsichtig mit der Kamera an. Unsere Vorsicht ist fehl am Platz. Die Eselin ist ueberhaupt nicht scheu. Und der kleine Sohn tappelt zutraulich auf Sonja los. Schon fast aufdringlich werden die zwei, sie wollen unbedingt gestreichelt werden. Dass sich sogar der Kleine praktisch ueberall anfassen laesst, ueberrascht uns sehr. Am Schluss laufen sie uns wie Huendchen hinterher und grasen hinterm Fahrzeug.
Freitag 12.08.2005
Da wir morgen weiterfahren wollen, gibt es noch einiges zu tun. Nach dem Fruehstueck wollen wir gleich los, doch siehe da, wer faehrt da vor? Kathrin und Martin sind vom Pangong Lake zurueck. So setzen wir uns erst mal hin und hoeren ihre Geschichten. Ziemlich schlimme Strassenabschnitte haetten sie gehabt, teilweise sei die Strasse verschuettet gewesen und sie haetten einen anderen Weg zurueck nehmen muessen.
Unsere Besorgungen und Einkaeufe erledigen wir also am Nachmittag. Nochmal ins Internet, denn wir wissen, dass wir fruehestens in zwei Wochen wieder online sein werden. Unsere Verschiffungsanfrage wird von Girishs Buero bearbeitet, da sind wir ja gespannt. Bis in zwei Wochen sollten wir wohl das Datum und den Preis wissen.
Alle Zusammen gehen wir noch einmal essen. Wer weiss wann und wo man sich wieder trifft. Ralph, sowei Kathrin und Martin wollen nochmals nach Nepal und dann den Winter in Indien verbringen. Tja, und wir, moechten gern dahin, wo es nicht geht. Denn per Landweg ueber Burma nach Suedostasien, das waehre zu schoen gewesen um war zu sein. So muessen wir halt sehen wie es mit den Schiffsverbindungen aussieht.
Samstag 13.08.2005
Nach dem Fruehstueck verabschieden wir uns von Kathrin und Martin. Und mit einer neuen Tankfuellung Wasser, verlassen wir Leh nun endgueltig. Etwa 20 km spaeter...peng, zisch...der Luftdruckschlauch zum 7. Mal geplatzt.
Nach einigen Kilometern, in einem Seitental, koennen wir das Kloster von Likkir schon von weitem erkennen. Auf einem Berg inmitten des Tales erbaut, hat man von den Daechern einen wunderbaren Rundumblick. Vor allem die riesige, golden glaenzende Buddahstatue beeindruckt uns sehr. Rund 100 Moenche leben in diesem Kloster. Gegruendet wurde diese Gompa vom Lama Duwang Chosje im Jahre 1065. Im 18. Jh. wurden hier umfassende renovationsarbeiten durchgefuehrt. Es wundert deshalb nicht, dass die eindruecklichen Wandmalereien sehr farbig und gut erhalten sind. Im klostereigenen Museum sind Gegenstaende aus dem Alltag, Schmuck sowie seidene Thangkas ausgestellt, die sage und schreibe zwischen 800 und 400 Jahre alt sind.
Ein paar Kilometer unterhalb finden wir eine unbenutzte Ebene wo wir uns hinstellen. Schon kommt ein schwer beladenes Muetterchen daher. Sie textet uns zu. Wir vermuten, dass sie mit uns fahren moechte. So gut es geht, erklaeren wir, dass wir hier fuer die Nacht bleiben. So zieht sie also von dannen.
Sonntag 14.08.2005
Auf der gegenueberliegenden Seite des Indus, nur etwa 20 km weiter, liegt Alchi. Kurz vor dem Dorf macht eine Horde Frauen Autostop. Wir sind oft etwas unschluessig, doch die freundlichen Ladakhifrauen wollen wir diesmal hinten drin mitnehmen. Kaum haben wir alle ins Moeckli hineingefuellt, kommen noch 4 Israelis die kein Wasser mehr haben und deshalb gern der grossen Hitze entgehen wollen. Was solls, packen wir die auch noch ein.
Wir treffen gegen Mittag ein. Da die Kloster meist am Mittag eine Stunde geschlossen sind, setzen wir uns erst mal in ein Restaurant. Da erfahren wir, dass heute, der erste von drei wichtigen Tagen ist. Fast durchgehend sollen Zeremonien abgehalten werden. Und heute trifft der Lama von Saspol ein. Moenche und Anwohner kommen deswegen von weit hergereist.
Am Pfad, zwischen den Haeusern entlang stehen die herausgeputzten Anwohner Schlange. Die Frauen tragen meist Trachten mit lustigen Hueten oder kunstvollem Kpofschmuck. Wir warten auch. Irgendwann kommt der Lama dann wirklich. Fuer Uns ist dieser Lama keine eindrueckliche Person. Wir vermissen Charme und Ausstrahlung. Das Volk ist jedoch uebergluecklich, verneigt sich erfuerchtig und moechte von ihm gesegnet werden. Viele Frauen und Kinder gehen dieser Prozession mit Blumen und Weihrauch vorab.
Nun besuchen wir die fuenf winzigen Lehmtempel. Die aussergewoehnlichen und uralten Wandgemaelde und Holzskulpturen haben auf wundersame Weise neun Jahrhunderte ueberlebt. Nur eine handvoll Kloester haben die moslemischen Pluenderungen des 14. Jh. unbeschadet ueberlebt. Alchi soll von diesen das eindruckvollste sein. Kunsthistoriker geraten hier ins Schwaermen, denn die aeltesten Wandmalereien sind die besterhaltensten Beispiele eines Stils, der waehrend dem 10. und 11. Jh. in Kashmir dominierte. Die Tempel betritt man gebueckt durch eine kleine Holztuere. Der kleine Innenraum ist in spaerliches Tageslicht getaucht. Der etwa 4 Meter hohe Buddha ist meist in der Mitte platziert. Die Waende, Dachbalken und Fensterrahmen sind mit Buddhafiguren, geschichtlichen Darstellungen und Muster bemahlt worden. Neben uns Touristen treten auch immer Anwohner in die Tempel um ihre Gebete zu sprechen.
Der kleine Parkplatz ist uebervoll, so warten wir noch etwas ab, bis wir Platz haben um unser Fahrzeug zu wenden. Acht Koreaner haben den letzten Bus verpasst. Wir fahren sie schnell bis zur Bruecke hinunter. Fuer die Nacht suchen wir uns aber etwas ausserhalb des Dorfes, auf einem Zwischenplateau hinter einem Felsen ein Plaetzchen.
Montag 15.08.2005
So, langsam gilt es ernst. Heute wollen wir ins Vipassanatal fahren. Wir haben uns ja fuer einen 10 taegigen Meditationskurs angemeldet, der morgen beginnen soll.
Kurz vor dem losfahren der Schock...das Display des GPS muss irgendwie einen Schlag gekriegt haben. Vom Knick her ziehen sich schwarze Faeden bis zum Rand, beinahe wie ein Spinnennetz. Kaum mehr etwas ist zu lesen. Michi ist MEGA sauer. Wie konnte das geschehen? Wir versuchen die gestrige letzte Fahrt nachzuvollziehen. Vor dem Verlassen des TCMs hatten wir es, wie immer, abgehaengt und nach hinten gelegt. Ist dann jemand draufgestanden, oder war es der Stuhl, der auf Sonjas Kopf gefallen ist? Anstonsten haben wir es nicht anders behandelt als sonst. Jedenfalls ist es ein riesenmist, denn es war nicht gerade guenstig. Wenn ueberhaupt reparabel, dann sicher nicht hier in Indien.
Nun denn, so fahren wir die paar Kilometer bis nach Nurla. Beim hochfahren ins Tal, nehmen wir noch ein Maennlein mit. Als Dank erlaubt er uns, auf dem Rueckweg Aprikosen und Aepfel von seinem Land zu pfluecken.
Durch das naechste Dorf wird es relativ eng. Mauern und Baeume ueberall und wo frueher nur Esel und Ponys gelaufen sind, wurde mittlerweile eine unbefestigte Strasse hingepflantzt. Als dann der Abzweiger zum Vipassana Zentrum kommt, wird’s noch knapper! Ein Baum laesst seine Aeste ziemlich tief haengen. Und es ist zu schmal um ein paar Centimeter auszuweichen. Wir fahren ganz nah heran, Sonja versucht dann per Stock den Ast von vorne uebers Dach zu heben. Als Michi wieder anfaehrt gibt es ziemlich haessliche Geraeusche...was ist wohl passiert? Ein anderer Ast war auch noch im Weg. Dieser hat kurzerhand die Antenne vom GPS ausgerissen – was fuer eine Ironie! Wir stecken sozusagen mitten im Baum fest. Sonja lehnt aus dem Dachfenster und Michi klettert die Mauer hoch, dabei zerreist noch seine Hose... Wir binden Aeste hoch oder sagen ab, Resultat ist ein gebrochenes Saegeblatt, zerissene Hosen, blankliegende Nerven und kratzspuren an den Waenden. Da bereits ein Kleinbus wartet, fahren wir 50 Meter zur naechsten Ausbuchtung. Puh! So ein Sch... und das Theater wird wohl beim abwaertsfahren erneut auf uns zukommen. Ausser wir sagen oder hacken alle Aeste ab... die noetige Energie waere im Moment bei uns vorhanden.
Die letzten Meter sind kein Problem. Nur ein ein paar Handwerker sind da. Nun ja, wir parkieren mal. Etwas abregen, essen, Waesche waschen. Gegen Abend laeuft ein Moench bergaufwaerts. Er gruesst, sagt er gehe zum Vipassana Zentrum. Dachten wirs doch, dass diese drei Gebaeude nicht unser Kurszentrum sein kann. Etwa einen Kilometer weiter oben soll es sein. Nun fuer heute wollen wir keinen Meter mehr fahren. Um uns wohl den letzten Nerv auszureissen, meint er laechelnd, der Lehrer komme nicht morgen, sondern erst am 19.
Dienstag 16.08.2005
Am Morgen fahren wir den Kilometer hoch. Am Schluss des Weges finden wir einen Gruss von Jochen und Kathy, in Form eines roten Kreuzes auf einem Stein, vor. Sie hatten den letzten Kurs, der vor drei Tagen geendet hat besucht.
Sonja klagt ueber Magenprobleme, so faehrt Michi mit dem Motorrad ins Dorf hinunter. Wir wollen genau wissen wie das mit dem Kurs nun laeuft. Im Buero des Mahabodizenters in Leh, nimmt niemand ab. Und im Sekretariat erhaelt er die Auskunft, dass man nichts von diesem Kurs weiss. Wir sollen nach Leh kommen um das aufzuklaeren...ha, als ob wir die 100 km einfach so zurueckfahren wuerden. Nachmittags probieren wirs nochmals. Als wir endlich durchkommen, heisst es folgendes: ein Dreitageskurs beginne morgen, aber in Choglamsar. In diesem Valley soll erst am 21.09. wieder ein Kurs abgehalten werden. Welch Gegensaetzliche Informationen! Wir gehen zu Lobsang, dem Moench, und teilen ihm das mit. Er ist sich sicher, dass am 19. der naechste Kurs beginnt. Er verspricht uns, am Abend mit seinem Chef zu telefonieren.
Mittwoch 17.08.2005
Sonja spaziert zum Lager hinunter. Lobsang teilt mit, der Chef hat den Kursanfang am 19. bestaetigt. Beim Fruehstueck diskutieren wir hin und her...sollen wir das nun glauben oder nicht? Ploetzlich klopft es an die Tuer. Der Ladakhi stellt als Manager von diesem Zentrum vor. Er spricht gut Englisch und erklaert uns alles. Der Lehrer fuer den geplanten Kurs ist ausgefallen. Der neue Lehrer kommt nun aus Mumbai und der Kurs beginnt wirklich am 19.
Etwas spaeter kommt Lobsang zu einem Tee bei uns vorbei. Die Unterhaltung ist leider etwas schleppend, magels der Verstaendigung. Leichter Regen setzt ein. Windig ist es auch meistens, deshalb sitzen wir nicht immer draussen. Unerwartet zieht Lobsang einen Zettel hervor. Es ist eine Nachricht von Kathy und Jochen, die sie fuer uns hinterlassen haben.
Als wir spaet im Bett liegen, hoeren wir ploetzlich ein getrappel auf dem Dach. Michi steigt rauf und leuchtet mit der Taschenlampe herum. Tatsaechlich, eine Maus oder eine Ratte. Sie fluechtet. Doch wie kam sie an den glatten Waenden und Vierkanteisen bis zum Dach hoch???
Donnerstag 18.08.2005
Sonjas Magendruecken dauern an. Heute noch mit leichtem Fieber. Fast den ganzen Tag bleibt sie im Bett. Zwei Helfer des Kurses sind bereits eingetroffen. Ein Muenchner und eine Israelin. Spaeter trifft auch noch der Lehrer, zwei Kursteilnehmer und die Kuechenmannschaft ein. Die Zimmer oder Zeltvergabe sei frei, also pilgern wir los um uns ein Plaetzchen einzurichten.
Irgenwie waren die letzten Tage etwas zermuerbend. Unser beider Stimmung ist nicht die beste. Ist es wegen der Spannung und Erwartung des Kurses, die sich so in die Laenge zieht? Oder wegen den Schrammen an Auto und GPS? Eine Aufmunterung sind die Besuche des Muenchners und eines Lichtensteiner. Der Muenchner, als ehemaliger Kursteilnehmer, bestaetigt uns, alle seien jeweils megahappy nach 10 Tagen Meditation.
Freitag 19.08.2005
Letzte Vorbereitungen, aufraeumen, einpacken. Resten essen. Erst am Nachmittag sollen die Teilnehmer eintreffen und um 5 Uhr beginnt der Kurs. Wir schreiben uns mal ein, fuellen Formulare aus. Im spaeten Nachmittag, alle Fahrzeuge sind schon weg, fragt der Manager, ob er unser Motorrad haben kann, das Gemuese haben sie nicht. Michi holt es vom Lift herunter, will noch erklaeren wie es funktioniert, doch er weiss es ja, ist ein erfahrener Motorradfahrer. Kurze Zeit spaeter entdecken wir, wie sie den Toeff auf der Strasse anschieben, so geht’s aber nicht. Michi geht hin, sieht gerade wie jemand mit dem Toeff zur Seite faellt. Zum Glueck gab es nur ein paar Kratzer am Kunststoff und Scherben am Spiegel. Wir beharren darauf, dass Michi selber faehrt, denn die Indischen Motorraeder sind halt schon ziemlich anders zu fahren.
Vor der ersten Meditationsstunde erhalten wir Tee und eine kleine Mahlzeit.
Samstag 20.08. bis 30.08.2005
Vipassana heisst diese Methode um zu Meditieren. Sie basiert auf der Technik, mit der Buddha die Erleuchtung erlangt hat. Gut finden wir, dass diese Methode keiner Religion oder Sekte unterliegt. Jeder ist willkommen. Es gibt keinen fixen Preis, man bezahlt nur wenn man den Kurs abgeschlossen hat und man ueberzeugt ist. Die Hoehe der Gabe bestimmt man selber, es gilt vor allem, einem anderen Menschen die Teilnahme eines Kurses zu ermoeglichen.
Waehrend so einem Kurs sind Maenner und Frauen strickt getrennt. Alle Teilnehmer duerfen nicht miteinander sprechen, sich ansehen oder beruehren. Wir waren nur 14 Teilnehmer und jeder hatte seinen eigenen Raum oder ein Zelt. Um vier Uhr Morgens wurden wir geweckt, um halb fuenf war Antritt im Meditaionsraum. Um neun Uhr Abends war Schluss und man geht in sein Zimmer. Es gab drei Mahlzeiten mit Pausen. Strom gibt es in diesem Tal nicht. Kerzenschein und Taschenlampe hat gereicht. Die Dusche funktionierte mit sonnengeheiztem Wasser und Eimern.
Mittlerweile haben so viele Menschen ihr Glueck mit dieser Methode gefunden, dass in vielen Laendern Kurszentren entstanden sind. Informationen gibt es im Internet unter: dhamma.org . Die e-Mailadresse in der Schweiz: phifro@bluewin.ch und in Deutschland dhammageha@aol.com
Michi: Tja, wer haette gedacht ,dass ich einmal einen Meditationskurs besuche. Doch nun sitze ich tatsaechlich morgens um halb fuenf in einer Meditationshalle. Das Gute bei dieser 2500 Jahre alten Technik ist, dass keine Rituale oder sonstiger Hokusbokus gemacht wird. Man kann sich auch hinsetzen wie es einem wohl ist. Wuerde da vorne ein weissgekleideter baertiger Guru sitzen und irgenwelche Ohms brabbeln waere ich schon wieder weg.... Doch Vipassana unterscheidet sich insofern, dass jeder willkommen ist, egal welcher Religion oder ethnischen Gruppe er angehoert. Buddhisten versuchen onehin nie, jemand von ihrem Glauben zu ueberzeugen oder zu missionieren. Dies macht sie auch sehr sympatisch.
Es ist faszinierend was einem alles durch den Kopf schwirrt wenn man sich 12 Std am Tag auf den eigenen Koerper zu konzentrieren versucht und doch immer wieder abschweift. Die ersten drei Tage waren auch etwas langweilig, also habe ich im Geiste Buecher gelesen, einen Clint Eastwood Westernklassiker Szene fuer Szene „angeschaut“ ,Verbesserungen am Auto vorgenommen usw. Dann hat sich mein geistiges Auge immer mehr wirklich auf das innere konzentriert und die Gegenwart erforscht. Wir Menschen leben gedanklich immer in der Vergangenheit oder Zukunft und die Gegenwart wird vergessen und verdraengt. Dies ist der Ansatzpunkt der ganzen Meditation. Das zweite Hauptanliegen der Technik ist, dass man lernen soll sich selbst zu lieben und zu respektieren wie man ist, nur so kann man andere Menschen auch so respektieren wie sie sind. Sehr viele Leute rennen einem Idealbild nach was Aussehen, Wohnung, Karriere, Geld, Auto usw. betrifft. Diese Leute koennen rennen wie sie wollen, werden aber nie ein Ziel erreichen weil die Richtung wahrscheinlich die Falsche ist. Vielleicht toent das alles ein bisschen abgedroschen, aber nach dem Kurs habe ich mich tatsaechlich viel weniger ueber die Inder geaergert zum Beispiel bei deren idiotischer Fahrweise. Auch mag ich natuerlich immer noch eine schoene Wohnung, gutes Essen usw. aber die Wichtigkeit solcher Dinge hat sich etwas verlagert.
Wenn jemand denkt, ein solcher Kurs sei eine Art Gehirnwaesche, dann irrt er sich gewaltig. Es ist eher eine Art „Empfindungs-und Gehirntuning“. Die „Maschine“ laeuft anschliessend einiges besser und stoerungsfreier. Jedenfalls kann ich so etwas jedem empfehelen, vor allem wenn Unzufriedenheit, Einsamkeit, Krankheit usw. vorherrschen...
Sonja: Langsam werden wir in das Meditieren eingefuehrt. Kein Hokuspokus, sondern der eigene Atem muss aufmerksam verfolgt werden. Wir verbringen Stunden damit, uns auf eine bestimmte Stelle am Koerper zu konzentrieren. Dabei merkt
man, wie oft und lang der eigene Verstand abschweift. Manchmal bekam ich Schmerzen vor allem im Ruecken. Teilweise war das lange Sitzen auf den Kissen eine Qual, musste immer wieder meine Position aendern. Immer wieder gab es auch Lichtblicke, ich meinte nun hab ich es, fuehlte mich leicht und gluecklich. Trotzdem gab es wieder Stunden in denen die Konzentration schwer fiel und ich dachte, mach ich es denn richtig? Diese Fragen kann man dann mit dem Lehrer klaeren.
Dadurch, dass man nicht reden darf, kaum aeusseren Einfluessen ausgesetzt wird, kommt nichts neues hinzu, was der Verstand verarbeiten kann. Man beschaeftigt sich mit sich selber, haengt an vergangenem oder an der Zukunft. Beim meditieren konnte ich immerhin erreichen, dass mein Verstand nie lange abdriftet, sondern sich auf das hier und jetzt konzentriert. Abends haben wir immer den Gruender dieser Zentren auf Tonband gehoert. Er erklaerte Stueckweise wie das alles funktioniert. Wunderbar hoert es sich an, resp. ich dachte oft, wenn jeder auf der Welt das praktizieren wuerde, gaebe es nur Frieden und Glueck fuer Jedermann. Ob das ein unerfuellter Gedankengang bleibt?
Am meisten Muehe hatte ich wohl mit dem Essen. Morgens Hafer- oder Reisbrei, Mittag Reis, Chapati, Dal ( Bohnensuppe ), Gemuese, Salat und Abends Tee mit fast immer dem gleichen Reisgemisch. Das Gemuese war zwar unterschiedlich, hat aber durch die Gewuerze immer gleich geschmeckt. Das ist mir manchmal sehr gegen den Strich gegangen. Zum Schlafen wars nicht superbequem, aber das hat mir kaum etwas ausgemacht.
Mittwoch 31.08.2005
Gestern war der Kurs nach dem Fruehstueck zu Ende. Genug Zeit um vieles zu erledigen. Heute wollen wir dieses windige Tal verlassen. Kurz vor den verhaengnissvollen Baeumen halten wir, Sonja steigt aus. Lustigerweise, wurden einige Aeste bereits gekuertzt, aber nicht von uns. Jedenfalls geht’s ohne Probleme durch. Irgendwann spaeter biegt der Indus rechts ab zur pakistanischen Grenze, unsere Strasse fuehrt uns in vielen Kurven auf einen Bergkamm hinauf. Weit koennen wir blicken, sicher sind die hinteren Gipfel bereits auf pakistanischem Boden. Dann kommt das Kloster von Lamayuru in Sicht.
Da die Strasse neu geteert wird, muessen wir weiter oben parkieren und zu Fuss zum Kloster laufen. Viele sagen, dass dieses Kloster nicht ausgelassen werden sollte. Wir sind aber ein klein bisschen enttaeuscht. Die Tueren sind ueberall geschlossen und man kann nur auf die Daecher steigen. Wir fragen den Moench, der gerade sein Holzwerkzeug schaerft, ob er uns einige Raeume zeigt. Wir sollen ein paar Minuten warten. Indessen macht er ohne Hast weiter. Vielleicht 20 Minuten spaeter sind schon ein paar Touristen mehr im Innenhof. Der Moench packt saeuberlich alles Werkzeug ein und macht uns dann die Tuer zum Gebetsraum auf. Der Raum ist gross und aehnlich wie in den meisten Kloestern geschmueckt. Es gibt aber noch einen hinteren, heiligeren Gebetsraum. Auch hier stehen Buddhastatuen, Opferschalen, Kerzen und Tamburin. Der Moench blueht ploetzlich auf und erklaert ein paar Sachen. Er schenkt sogar ein Bonbon und einen Armreif aus Messing. Vor der Halle muessen wir noch mit ihm fuer ein Foto possieren.
Da es erst mitte Nachmittag ist, wollen wir noch ein Stueck weiter. Nach einem kleinen Pass, 4090 M.ueb.M., finden wir im Tal eine Wiese wo wir parkieren koennen.
Donnerstag 01.09.2005
In den Doerfern am Strassenrand herrscht reger Betrieb. Es ist Erntezeit und die Getreidefelder werden von Hand geschnitten. Schoene Buesche werden gebunden und zum trocknen meist gleichmaessig und kunstvoll auf dem Feld ausgelegt.
Am Mittag erreichen wir die Chamba Statue. Das ist eine, etwa sieben Meter hohe, Maitreya-Statue, die in einen gigantischen Felsblock gemeiselt wurde. Der genaue Ursprung des wohlgeformten Buddhas mit vier Armen ist nicht bekannt, aber eine Inschrift besagt, dass er zwischen dem 7. und 8. Jh. geschaffen wurde. Gleichzeitig ist dies die westliche Grenze des Buddhismus. Von nun an herrschen die Moslems vor.
Nun ist es nicht mehr weit bis nach Kargil. Der Soldat am Kreisverkehr schickt uns promt in die falsche Richtung. Dabei haben wir nach Kargil City gefragt. Viele Laeden haben zu, es heisst es sei ein Feiertag und auch das Internet hat geschlossen. Wir wollten ja nur kurz Einkaeufe erledigen und die Mails pruefen. Spaeter erfahren wir, dass heute um die vielen Toten die bei einem Anschlag in Irak ums Leben gekommen sind gedenkt wird.
Der Gemuesemarkt hat offen und wir decken uns ein. Nach einigem umherwandern macht dann auch das Internet auf. Gespannt erwarten wir das Mail mit den Verschiffungsdaten. Unsere Enttaeuschung ist gross – nichts! Wir schreiben das Buero an und kriegen gleich Antwort, dass die Reederei noch nicht geantwortet habe. Wir entschliessen uns ausserhalb von Kargil zu uebernachten und morgen frueh gleich nochmals zu schauen ob eine Antwort kommt.
Freitag 02.09.2005
Wir fahren also wieder nach Kargil hinein. Zum Glueck kann man einfach am Strassenrand parkieren. Im Internet erhalten wir den naechsten Tiefschlag, die RORO Reederei lehnt es ab gebrauchte Fahrzeuge nach Australien mitzunehmen. Was nun? Es muessen also neue Moeglichkeiten her.
Da wir nun vermutlich nicht mehr auf einen baldigen Termin zum Hafen muessen, wollen wir noch einen Abstecher ins Zanskar Tal machen. Ein Teil der Strasse ist im Bau, aber der Rest ist ziemlich mies. Stundenlang holpern wir durchs Sullutal um nur etwa 40 km weiterzukommen. Ein huebsches Plaetzchen nahe eines Dorfes laedt zum stehen ein.
Wir haben extra frueher angehalten um noch etwas die Nachmittagssonne zu geniessen. Doch es geht nicht lange und wir sind von Kindern und Jugendlichen belagert. Neugierig hocken sie um uns herum. Vor allem eine Gruppe Maedchen will gar nicht mehr weg und hascht nach unserer Aufmerksamkeit. Immer wieder plappern sie in Urdu daher, doch wir verstehen einfach nicht alles. Sie wollen auch wissen, warum Sonja kein Tuch ueber den Kopf hat, wie das die hier vertretenen muslimischen Frauen und Maedchen haben. Ob sie die Erklaerung begreifen, wissen wir nicht. Eine aeltere Frau und ein Mann kommen auch mal vorbei. Sie wollen auch ins Innere von unserem Moeckli schauen. Der Mann hat ganz trockene und verdrueckte Finger, die ein paar Mal eingerissen sind. Wir verartzten ihn, wohl wissend, dass er stetig die Haende pflegen muesste. Sofort verlangen die Maedchen nach Gesichtscreme. Wir koennten eh nicht allen etwas geben, drum deuten wir, dass wir nur Salbe zum veratzten haben. Die Kinder muessen langsam gehen, denn es dunkelt ein. Sie haben jedoch noch eine Schnittwunde bei einem Jungen gefunden, also kommen sie wieder her und bestaunen konzentriert wie wir ihn veratzten. Noch eine halbe Stunde spaeter und endlich sind auch die letzten weg. Wir genehmigen uns eine Dusche im Kabaeuschen.
Michi will endlich noch in Ruhe draussen sitzen. Doch da kommt ein Mann vom Dorf mit seiner Frau. Sie habe seit zwei Wochen immer wieder starke Bauchschmerzen. Es freut uns ja wenn wir helfen koennen, aber wir sind ja keine Aertzte. Wir fragen sie Loecher in den Bauch. Und die beiden sind erstaunt ueber die vielen verschiedenen Sachen die wir wissen wollen. Zuerst haben wir den Verdacht auf Blinddarmreizungen. Dank einem gescheiten Buch, koennen wir einen Test machen, der diesen Verdacht entschaerft. Schlussendlich finden wir heraus, dass die gute Dame nur etwa 1 Liter pro 24 Std. trinkt. In dieser Trockenheit und bei harter koerperlicher Arbeit ist das natuerlich nicht gut. Da der Zustand schon lange dauert schmerzen nun bereits einige Organe. Wir geben Elektrolytenloesung ab und den Hinweis jeden Tag 3 Liter zu trinken. Hoffentlich ist unsere Diagnose korrekt und ihr geht es bald besser.
Samstag 03.09.2005
Wegen dem miesen Strassenzustand und dem Wissen, die gleiche Strecke wieder zurueck nehmen zu muessen, haben wir uns entschlossen auf Zanskar zu verzichten, umzudrehen und nach Srinagar zu fahren. Um einer Warteschlange vor unserer „Praxis“ zu entfliehen fahren wir ganz frueh los, fruestuecken und meditieren an einem anderen Platz.
In Kargil checken wir nochmals die Mails, doch ohne neue erhalten zu haben. Kurz nach der Stadt muessten wir gemaess unserer Karte gleich an der pakistanischen Grenze entlang fahren. Doch anhand benutzten Bruecken, Schildern etc. vermuten wir, dass die Grenze leicht anders verlaeuft. Wir sehen jedenfalls nur indisches Armyposten. Die Strasse fuehrt durch ziemlich karge und einsame Taeler. Die Gesichter und die Aufmachung der Menschen haben sich etwas geaendert. Vor allem aeltere Maenner tragen ihre Baerte auf spezielle Weise. Backen und Schnauz sauber rasiert und einen gut gepflegten Vollbart. Die Kleider gleichen denen die wir schon von Pakistan her kennen.
Wir hatten gehoert, dass der letzte Pass nicht ganztaegig befahrbar ist. Bei einem Kontrollposten fragen wir nach. Bis Mittags duerfen wir von dieser Richtung drueberfahren. Da bleibt uns ja morgen genuegend Zeit. Also suchen wir ein Plaetzchen in dem engen Tal. Wir sind uns ziemlich sicher, dass das Militaeruebungsgelaende seit einem Kilometer zu Ende ist. Als dann aber nach sieben 3 Armytrucks und drei Busse voll Soldaten antanzen, wird es uns etwas mulmig. Zum Glueck kommen sie aber nicht bis zu uns und verscheuchen uns auch nicht. Nach etwa 3 Stunden Nachtuebung ziehen sie wieder ab.
Sonntag 04.09.2005
Wir fahren um halb sieben los, die Broetchen essen wir waerend der Fahrt. Nach etwa einer Stunde passieren wir den Posten beim Passaufgang. Und wir sehen zwei 4X4-Fahrzeuge, einen Unimog und den bereits gesehenen MAN in der Wiese stehen. Natuerlich gehen wir vorbei. Das woher, wohin, wie war’s etc. beginnt. Die vier Deutschen sind in die entgegengesetzte Richtung unterwegs.
Es hiess die Passstrasse waere total mies. Doch fuer uns ist sie nicht mal so schlimm, wir hatten schon schlechtere. Viel zu schnell sind wir auf der Passhoehe. Einige Schaefer und Nomaden sind mit ihren Tieren und vollbepackten Pferden unterwegs. Vermutlich ins Winterquartier. Da, einzelne Baeume wachsen an den Felswaenden. Wir sind erstaunt, bis wir hinter der naechsten Kurve ins Kashmir blicken. Tatsaechlich sieht es aus wie in der Schweiz. Die Berghaenge sind teils bewaldet, teils grasgruen oder felsig. In den Talebenen schlaengeln sich die Baeche ihren alten Weg. Pah, was fuer eine promte Veraenderung!
Herrlich ist es die grossen und tiefgruenen Tannen anzusehen. Auf den saftigen Wiesen grasen Kuehe oder Pferde. Irgendwie wirkt alles vertraut. Wir hoffen staendig irgendwo einen Platz zum stehen zu finden. Leider geht es nicht lange und wir kommen tiefer und tiefer, auf den Feldern waechst Mais und zu Sonjas Schreckt hoert sie schon die Grillen zirpen, die an das flache Indien erinnern. Das Tal verbreitet sich, aber wir sehen keinen fuer uns guenstigen Platz. Mittlerweile sind hier bereits Reisfelder kurz vor der Ernte. Es wird warm und schwuel.
Es bleibt uns wohl nichts anderes uebrig, als die Bergtaeler zu verlassen und in Srinagar den Campingplatz, der uns heute morgen empfohlen wurde zu suchen. Ohne genaue Karte fahren wir natuerlich promt vorbei. In der City drehen wir und dank einem freundlichen jungen Mann wird uns die Strasse bestaetigt und gewiesen. Nun gilt es nur noch durch die engen Gassen zu manoevrieren. Einen Verwandten haben wir schon aufgegabelt, kein Problem. Doch auf dem Campingplatz sind grosse Zelte aufgestellt, ein Hochzeit der Nachbarn ist im Gange. Der Besitzer der Campings sagt, die Feier ist bald fertig, wir koennen solang in der Einfahrt eines Nachbarn stehen.
Schlussendlich parkieren wir ein paar Meter neben dem See, stellen unsere Stuehle auf und betrachten die Lichter und Spiegelungen auf dem ruhigen Wasser.
Bildergallerie 14
Montag 05.09. bis Freitag 09.09.2005
Uns beiden ging der Uebergang von den Bergen ins Flachland viel zu schnell. Wir sind zwar in Kashmir, wo’s noch viele Berge gibt, aber hier in Srinagar ist es warm und feucht. Wegen dem Dunst haben wir keine Weitsicht zu den nahen Gipfeln. Um uns akklimatisieren zu koennen, machen wir nicht viel, sitzen gemuetlich auf unserer (meist ruhigen ) Wiese mit Seeanstoss. Ist beinahe wie Ferien am Mittelmeer. Eine Horde Bussharde, ca. 20 Stk., wohnen in den gigantisch grossen Ahornbaeume. Bei denen laeuft allerhand; entweder kreisen sie am Himmel, staenkern mit den Kraehen, marschieren am Boden auf Nahrungssuche, oder sitzen in den Aesten.
Auf dem Mount View Hausboot (: geocites.com . E-mailadresse: mountviewin@yahoo.com ) duerfen wir mal duschen und unser Moeckli an das Stromnetz schliessen. So kann die Homepage auch endlich mal wieder updated werden. Die regelmaessigen Besuche im Internet haben uns aber unserer Schiffspassage nicht viel naehergebracht.
Die Tage vergehen wie im Fluge. Der Hausbootbesitzer Ayoub laedt uns oft zum Tee ein und sein Angestellter verausgabt sich beinahe mit unserer Bewirtung; Fruehstueck, andauernd Kashmiri Tee und ein reichliches Abendessen.
Tatsaechlich war das Wiesenstueck hier, einmal ein florierender Campingplatz. Viele Wanderer und Selbstfahrer sind vor den Konflikten ins schoene Kashmir gekommen.
Samstag 10.09.2005
Nach einem Check im Internet fahren wir suedlich aus Srinagar hinaus. Der Strassenzustand ist recht gut, doch „schnell“ fahren liegt nicht drin. Soldaten saeumen sozusasgen die Strasse, halten immer wieder eine Spur auf um schnelle Armeeautos durchzulassen. Pressewagen mit Kamerateams stehen auch bereit. Aha, es muessen also wichtige Leute unterwegs sein...wichtigere denn wir?!
In Anantnag biegen wir oestlich in ein Tal ein. Zuerst geht’s an Reisfeldern und am Fluss entlang, spaeter wird es bergig. Weite Waldflaechen saeumen die Berghaenge und der Anblick aehnelt tatsaechlich einem schweizer Tal. Leider setzt leichter Regen ein und die Wolken wollen sich nicht verziehen. Kurz vor Pahalgam fahren wir auf einen riesigen Parkplatz. Hier haben wir unsere Ruhe, denn wir sind die einzigen. Ueber den Fluss hinweg koennen wir beobachten, wie Bauern eine Horde Affen aus ihrem Maisfeld jagen. Viele Pferde und Kuehe weiden auf der Wiese...es ist richtig idyllisch.
Sonntag 11.09.2005
Es regnet noch leicht, aber da es so aussieht, als ob sich die Wolken nicht verziehen, entschliessen wir uns zur Weiterfahrt. Also geht’s wieder talwaerts. Die Wolken haben sich inzwischen ziemlich verzogen und lassen die Sonnenstrahlen hinabscheinen. In Anantnag finden wir anscheinend nicht den Abzweiger fuer die Hauptstrasse. Wir landen auf einer Nebenstrasse. Am Anfang ist die Strasse okay und ohne viel Verkehr wunderbar zu fahren. Irgendwann wird’s aber holprig und schlammig. Unser Weg ist kaum beschildert. Wir muessen immer wieder fragen. Wir sind froh, dass wir die letzten Kilometer bis zum Highway nicht in stroemendem Regen passieren muessen....das gaebe sicherlich eine Schlammschlacht. So, die Hauptstrasse haben wir endlich erreicht. Ziemlich viel Zeit haben wir fuer die Nebenstrasse benoetigt. Also erst mal Mittagessen.
Nun geht es wieder in die Hoeger hinauf. Doch hier gibt es den vermutlich einzigen Tunnel in ganz Indien. Ist etwas veraltet, doch immerhin sind die Fahrspuren in getrennten Roehren und es gibt sogar einen Nottunnel, wie beim Gotthard. Nach dem Tunnel ist auf unserer Karte nicht viel eingezeichnet. Tatsaechlich gibt es aber viele Doerfer und tausende von terrasierten Reisfeldrn. Meistens sind die Taeler steil und die Strasse fuehrt am Hang entlang. Zweimal wird der Verkehr wegen einer Baustelle lange angehalten. Es wird spaet und wir haben noch nirgends ein Plaetzchen fuer die Nacht gefunden.
Da, ein grosses Schild Parkplatz und dahinter ein riesiger Kiesplatz mit einer Art Mauer zur Strasse abgegrentzt. Wunderbar. Kaum sind wir ausgestiegen, haelt ein Armeelaster. Die Soldaten meinen, wir koennten hier nicht bleiben. Sie funken ihren Offizier an. Wir muessen warten und es dunkelt bereits. Die Soldaten erzaehlen, dass hier in den Waeldern Militante versteckt sind, die einfach hinunterschiessen. Das ganze klingt ein bischen suspekt fuer uns. Wenn schon, dann wird ja vor allem auf die Armee geschossen, des weiteren haben diese Leute wohl kaum Nachsichtgeraete um in der Dunkelheit was zu sehen und ein Soldat muss zugeben, dass es zuletzt vor 5 Jahren hier Schiessereien gegeben hat. Der Offizier kommt. Er ist sehr freundlich und erklaert, dass sie uns lieber in bewohntem Gebiet parkieren lassen wollen. Netterweise hat er auch einen Vorschlag und zeigt uns den Weg zu einem Polizeiposten. Gegenueberliegend gibt es einen Parkplatz wo wir uns hinstellen koennen. Ist nicht gerade Super, aber wir sind froh, etwas zu haben, denn wir sind muede.
Montag 12.09.2005
Noch eine letzte Passstrasse fuehrt uns weiter Richtung Flachland. Uns duenkt es, dass heute ein ganz schlimmer Tag ist...die Inder fahren diese Kurvenreiche Strasse wie die Henker. Dementsprechend flaetig sind unsere Kommentare im Cockpit.
Je mehr wir den tiefer gelegnen Zonen entgegenfahren, desto waermer wird die Temperatur. Bald einmal fahren wir durch sanft geschwungene Huegel mit zerkluefteten Canons. Hier gibt es nicht mehr so viele Doerfer und Felder, sondern viel Buch und Baueme. Die Luftfeuchtigkeit nimmt zu und damit auch die Anzahl tropischer Blumen und Pflanzen.
Wir durchfahren noch eine grosse Stradt und suchen danach einen Standplatz. Eine kleine Wiese neben der Strasse tut es. Die Bauern auf dem naechsten Huegel beaeugen uns neugierig. Nur zwei Jungs wagen sich her und reden ein bischen mit uns.
Dienstag 13.09.2005
Kaum fahren wir los, setzt leichter Regen ein. Wir sind nur noch etwa 80 km von Dharamsala, unserem Ziel, entfernt. Der Regen nimmt stetig zu. Hinter Dharamsala fuehrt die Strasse nach McLeod Ganj, wo die Touristen absteigen. Das liegt auf etwa 2000 M.ueb.M. Als die ersten Haeuser kommen stirbt der Motor ab. Michi kann gerade noch in eine Parkluecke rollen. Die Strasse ist recht eng und wir wollen nicht zu lange hier „verweilen“. Michi muss also in den Regen hinaus. Grund fuer die gekappte Dieselzufuhr ist der am Morgen eingesetzte Dieselfilter. Er ist nicht original und Michi musste ihn mit Klebband befestigen, dieses hat sich geloest. Innert 10 Minuten ist das Problem behoben. Doch nach etwa 100 Metern das gleiche in Gruen! Diesmal stehen wir mitten in der Strasse, nicht mal die Autos kommen an uns vorbei. Es ist immer wieder ein tolles Gefuehl, wenn der TCM uns mitten auf der Strasse im Stich laesst und wir fuer einen Verkehrsstau und Hupkonzert verantwortlich sind. Zum Glueck ist es nichts schlimmeres.
Noch vor dem Zentrum finden wir eine kleine Huette mit etwas Wiese. Hier parkieren wir erstmal. Der Regen wird viel staerker und wir beschliessen erst einmal abzuwarten. Als im spaeten Nachmittag der Regen jedoch immer noch nicht nachlaesst, gehen wir mit Schirm und Kaputze bewaffnet ins Zentrum. Wir finden einen Parkplatz nahe am Zentrum. Da die Strasse dahin sehr eng ist, koennen wir nur frueh am Morgen durchfahren.
Mittwoch 14.09.2005
Es heisst also um sechs Uhr aufstehen und losfahren. Die Marktleute sind auch schon wach, haben aber ihre Staende noch nicht aufgebaut, so koennen wir also durchzirkeln.
Nach dem Fruehstueck gehen wir erst mal ins Internet. Sonja telefoniert ihrer Mutter um zum Gebui zu gratulieren und Neuigkeiten auszutauschen.
Da es immer noch regnet, haben wir beschlossen ein Zimmer zu mieten und uns einen Fernsehnachmittag zu goennen. Wir faerben uns die Haare und geniessen das Fernsehprogramm. Zum Abendessen haben wir uns mit einem hollaendischen Paar verabredet, die mit einem Toyota Landcruiser unterwegs sind. Wir speisen in einem, fuer indische Verhaeltnisse, luxurioesem Restaurant der sogar Wein serviert ( wenn auch nur suessen ).
Donnerstag 15.08.2005
Trotz den bald 8 Monaten in Indien gibt es noch Erfahrungen die uns fehlen. Welcher Gott auch immer, einer fand, wir muessen noch um eine reicher werden. Kurz vor Mittag marschieren wir los, um nach Jochen’s und Kathy’s Auto Ausschau zu halten. Weit kommen wir nicht. Einer dieser sd.... Fahrer faehrt doch tatsaechlich ueber Sonja’s Fuss! Unglaublich so was!
Die Menschenmenge und sogar die Polizei sind gleich zur Stelle. Sonja geht es soweit gut, aber den Fuss moechte sie unbedingt von einem Artzt untersuchen lassen. Fuer alle Faelle wollen wir unbedingt die Daten des Fahrers haben. Die Polizisten wollen sich darum kuemmern und ziehen den Ausweis des Fahrers ein. Dieser ist ziemlich geschockt, da Michi auch beinahe auf ihn los ging. Die Polizei weist den Fahrer an, uns ins Krankenhaus zu fahren.
Das ist eben die Erfahrung die uns noch gefehlt hat. Das staatliche Krankenhaus von Dharamsala sieht nicht gerade vertrauenserweckend aus. Die Notaufnahme besteht vor allem darin, die ankommenden Patienten zum entsprechenden Behandlungszimmer zu schicken. Wir muessen in die Orthopaedie. Sonja will nicht auf den Fuss auftreten, zum einen aus Schmerz zum anderen weil wir nicht wissen ob etwas gebrochen ist. Michi organisiert einen Rollstuhl, vermutlich aus dem 1. Weltkrieg, denn er funktioniert nicht wirklich.
Kurz zusammengefasst besteht der Aufenthalt im Krankenhaus vor allem aus warten. Warten auf den Artzt, der schickt uns nach 2 Saetzen zur Roentgenabteilung, dort stehen schon 30 Leute an und meinen, heute gaebe es keine Bilder mehr. Mit Hilfe ganz lieber tibetischen Frauen ersteht Michi doch noch einen Roentgenschein ( 40 Rs ), waehrend Sonja schon auf dem Roentgentisch wartet. Danach warten auf die Bilder. Zurueck beim Artzt, bestaetigt dieser unsere Prognose, es ist nichts gebrochen, aber sehr viel geprellt und gequetscht. Sonja soll eine Stuetze aus Gips kriegen. Michi wetzt wieder mit den Tibeterinnen ab und muss draussen in einem Kiosk, Verbandmaterial kaufen ( 400 Rs ). Mittlerweile ist es vier Uhr am Nachmittag und die Tibeterinnen draengen sich vor, da sie befuerchten, der Artzt geht jeden Moment nach Hause. Das Anpassen des Gipses geht nur knappe 10 Minuten. Auf die verschriebenen Medikamente verzichten wir, wir haben selber genug dabei.
Waehrend diesen Stunden konnten wir das organisierte Chaos des Krankenapparates kennenlernen. Fahrbare Betten gibt es nicht. Die Schwerverletzten werden auf Metalltragen von 2 bis 4 Personen getragen ( vermutlich die Verwandten ). Ueberall warten Menschen in den Gaengen. Niemand kuemmert sich um die Reihenfolge, es herrscht also ein Durcheinander und wird von den Aertzten und Helfern noch verschlimmert.
Der Fahrer hat die ganze Zeit gewartet. Er hat sichtlich Angst, dass wir ihm Probleme machen. Ein paar Worte Englisch spricht er und er entschuldigt sich bei uns. Wir hoffen, dass er einen Deckzettel gekriegt hat und wollen ihm das Leben nicht schwer machen. Er muss eh noch bei der Polizei vorbei...und wer weiss ob er den Ausweis zurueckkriegt.
Zurueck im Hotel kommen gerade Jochen und Kathy zu Besuch. Auch die Hollaender kommen als Krankenbesuch. Sonjas Fuss muss nun aber etwas ruhen, so gebrauchen wir den Zimmerservice um ein Abendessen zu bestellen.
Freitag 16.09. bis 24.09.2005
Fuer Sonja heisst es nun, im Bett liegen den Fuss hochlagern, sich die Zeit totschlagen. Da es bis und mit Sonntag fast ununterbrochen regnet faellt es nicht allzuschwer im Zimmer zu bleiben. Die kurzen Ausfluege ins 100 Meter entfernte Restaurant mit unseren Besuchen sind eine willkommene Abwechslung zum Fernsehprogramm. Es ist ja mal schoen wieder eine Glimmerkiste zu haben, doch nach 2 Tagen haben wir es fast wieder gesehen.
Jeden Tag gibt Michi strikte Anleitungen wie Sonja ihren Fuss trainieren und bewegen muss. Ab dem dritten Tag wird der Verband und Gips taeglich entfernt um zu trainieren und Umschlaege zu machen.
Sonntag 25.09.2005
Puenktlich um 6 Uhr frueh fahren wir los. So koennen wir die enge Strasse aus McLeod Ganj gut durchfahren. Das Fruehstueck nehmen wir erst 2 Stunden spaeter am Strassenrand ein. Teilweise fahren wir an einem klaren Fluss und huebschen Taelern entlang. Sobald wir die Huegel hinter uns lassen wird es drueckend heiss. Wir machen nur ein paar kurze Pausen, bis wir um 5 Uhr in Chandigarh eintreffen. Um Sonjas Fuss zu entlasten wird sie quer gebettet, das heisst die Fuesse auf Kissen ueber den Motor gelegt.
Diese Stadt wurde von dem franzoesich-schweizerischen Architekten Le Corbusier auf Plaenen entworfen und dann gebaut. Schachbrettartig sieht der Stadtplan aus und es ist eine Wohltat auf den breiten uebersichtlichen Strassen zu fahren. Gar nicht typisch indisch zeigt sich diese Stadt fuer unser Auge. Alle Verkehrsteilnehmer verhalten sich ploetzlich gesittet, warten auch wirklich wenn die Ampel auf rot steht.
Beim Rose Garden steht bereits Iveco Fred auf dem Parkplatz. Bald einmal tauchen auch Kathy und Jochen mit Schwester Anette auf. Gemeinsam sitzen wir zusammen draussen in der warmen Nacht, diskutieren und philosophieren.
Montag 26.09.2005
Nun gilt, vermutlich fuer lange, Abschied zu nehmen von diesem Trio. Die Drei fahren nach Rischikesch weiter. Wir wollen noch ein paar Sachen erledigen, in einem Delikatessgeschaeft einkaufen und diese Nacht nochmals hier verbringen.
Am Nachmittag besuchen wir den Rock Garden. Dies ist ein Fantasieland aus Scherben, Leuchtstoffroehren, Kieselsteinen, zerbrochenen Armreifen und allem moeglichen urbanen und industriellen Muell. Diese Ausstellung ist das Lebenswerk eines pensionierten Strasseninspektors, der heimlich mit diesen Kunstbauten begann. Haeuschen, Menschen, Tiere, Mosaike sind auf verschiedenste Art dargestellt. Mittlerweile ist der Kuenstler weltweit bekannt und geht naechste Woche zu einer Ausstellung in die Schweiz.
Zum ersten mal ist Sonja so lange unterwegs. Dank dem stuetzenden Gips kann sie sogar den Fuss ziemlich gut belasten. Aber nach diesen paar Stunden im Rock Garden ist ausruhen angesagt. Als wir im dunkeln auf dem Parkplatz sitzen, kommen zwei Maenner vorbei. Sie sind ganz nett und plaudern mit uns. Der eine ist zufaellig Orthopaede und erkennt gleich das Problem an Sonjas Fuss. Fachmaennisch prueft er die Knochen und das Gelenk. Wie praktisch...sozusagen eine Nachuntersuchung. Er bestaerkt unsere Vermutung, dass die Heilung halt etwas Zeit braucht.
Der eine hat Besuch und muss nach Hause, aber der andere holt uns Bier und setzt sich her. Wir unterhalten uns einige Stunden angeregt. Wenn wir Morgen nicht abfahren wuerden, haette er Journalisten der Lokalzeitung vorbeigebracht und uns noch zum Essen eingeladen.
Dienstag 27.09.2005
Tag und Nacht ist die Luftfeuchtigkeit sehr hoch und laesst uns kraeftig schwitzen. Wir hatten hin und her ueberlegt, welche Route wir nehmen sollen. Dann haben wir uns fuer die westliche, ueber Jaipur und Ahmedabad, entschieden. Heiss ist es ja ueberall, aber vielleicht ist es in Rajasthan trockener, so wuerden wir die Temperatur besser ertragen.
Die Strasse nach Dehli ist meist 4spurig und gut ausgebaut. Ganz ungewoehnlich kommt es uns vor, als wir nun mit 60 kmh fahren koennen. Die Strasse ist meist kerzengerade, links und rechts Mais-und Zucherrohrfelder.
Wir wollen frueh anhalten und enden auf dem Parkplatz eines Freizeitparks, etwa 20 km vor Dehli. Leider gleich 30 Meter neben dem Highway. Dementsprechend laut sind die Hintergrundgeraeusche. Wobei der Park selber geschlossen ist. Sonja baeckt Brot und Kuchen fuer Michis grossen Geburi morgen. Michi selber sitzt vor dem TCM und uebt sich in Midlifecrisis!
Durch das Backen hat sich der Wohnraum noch mehr aufgeheitzt. Abends um 9 herrschen bei uns 35° mit 70% Luftfeuchtigkeit, da hilft auch die kalte Dusche nicht mehr.
Mittwoch 28.09.2005
Trotz Geburtstag wird frueh aufgestanden. Wir wollen Dehli moeglichst noch vor dem Morgenverkehr hinter uns bringen. Um sechs fahren wir los. Eine Abzweigung einige Kilometer noerdlich der Stadt, weist nach Jaipur hin. Also nichts wie abbiegen! Die Strasse ist breit und gut zu befahren. Irgendwann sehen wir aber, dass das Schild zum Jaipur Hospital fuehrt und nicht zu der gleichnahmigen Stadt in Rajastan. Tja, so kommt es, dass wir einmal mehr Anhand der Himmelsrichtung und unserer guten „ Spuernase“ trotzdem die noerdliche Umfahrung von Dehli finden. In gut zwei Stunden sind wir durch...da sind wir doch Stolz auf unsere Leistung.
Irgendwann haelt Michi links am Strassenrand...unser Moeckli zeigt genau 40'000 km auf dem Tacho an. Was fuer ein Zufall! Gerade an Michi’s 40. Geburi. Kurz nach Mittag finden wir eine Reliance A1 Autobahnraststaette. Die sind meistens erst seit ein paar Monaten in Betrieb, sehr sauber und gut organisiert. Wichtig fuer uns: es gibt saubere Duschen! Das Team ist recht erfreut, wenn wir sagen, dass wir auf ihrem Parkplatz uebernachten moechten. Hausfuehrung ist da natuerlich inbegriffen, dafuer kriegen wir die Dusche und Betreuung kostenlos.
In Chandigarh haben wir noch Pouletbrust und australischen Rotwein besorgt. Sonja kocht das Fleisch in einer Pilzsauce und Nudeln dazu. Michi fuehlt sich beinahe in die Schweiz zurueckversetzt...gewohntes koestliches Essen, ein gutes Glas Rotwein...da macht ihm das Geburtstag feiern auf einer Raststaette nicht viel aus. Es gibt noch Rueblicake und als Ueberraschung ein Kaeseplaettli mit Fruechten und Wein am Abend. Fuer das leibliche Wohl des Geburtstagskindes ist also bestens gesorgt.
Donnerstag 29.09.2005
Tatsaechlich kann man die Temperatur Nachts beinahe als Abkuehlung bezeichnen. Wir konnten also ohne zu schwitzen schlafen ( ohne Decke oder Nachthemd – versteht sich ). Die Sonne zeigt sich so gegen sieben Uhr am Himmel und spaetestens um neun ist es heiss und unser Haus wieder aufgeheitzt.
Jaipur erreichen wir bald. Wir wollen einen, als Park bezeichneten Platz, in der Stadt finden. Ohne grosse Anhaltspunkte schleusen wir uns durch das Verkehrschaos. Tatsaechlich finden wir den „Park“ auf Anhieb. Doch nur um zu erkennen, dass mit Park ein riesiges Quartier mit Wohn-und Geschaeftshaeusern gemeint ist. Von einer Gruenflaeche sehen wir weit und breit nichts...auch Parkplaetze sind kaum vorhanden. So steuern wir ein Guesthouse in der Naehe an. Die Einfahrt ist ganz eng, doch wir koennen fuer diese Nacht hier stehen.
Nach einem erfolglosen Check im Internet geniessen wir die Ruhe und Abgeschiedenheit des grossen Gartens hinter dem Guesthouse.
Freitag 30.09.2005
Wir wollen heute weiterfahren. Trotzdem soll ein Besuch in der Innenstadt drinliegen. Vor einem alten Stadttor parkieren wir Moeckli. Sonja humpelt immernoch mit Stoecken, doch sie macht das bereits recht gut.
Wir wollen den Palast der Winde sehen. Er wurde 1799 gebaut, damit die Hofdamen unbeobachtet die Strassenprozessionen sehen konnten. Die fuenfstoeckige Fassade besitzt nicht weniger als 593 kunstfertig vergitterte Fenster und Balkone und laesst das Gebaeude groesser erscheinen als es in Wirklichkeit ist. In den meisten Teilen hat es lediglich die Tiefe eines einzigen Raumes.
Nach einem Imbiss geht es weiter suedwaerts. 12 km noerdlich von Beawer treffen wir wieder auf eine Reliance A1. Gerade richtig, kurz vor Sonnenuntergang.
Samstag 01.10.2005
Fuer die Fahrt nach Udaipur benoetigen wir einige Stunden. Mitte Nachmittag erreichen wir den Stadtrand von Udaipur. Wir versuchen erstmal durch die Stadt zu fahren. Viele Strassen sind fuer grosse Fahrzeuge gesperrt oder werden immer enger. So drehen wir um und fahren von sueden her hinein. Wir landen beim Sunset Point, welcher auf einem Huegel gegenueber der kleinen Insel Jag Mandir, wo James Bond sich die Ehre gab, liegt. Wie alle anderen Touristen bummeln wir etwas in dem grossen Garten herum und sehen uns den Sonnenuntergang ueber dem Lake Pichola an.
Michi geht danach in die Innenstadt hinunter um die Mails zu lesen. Bezueglich der Verschiffung haben wir nun einen Teil des Preises fuer eine Containerplattform erhalten. Die Hoehe verschlaegt uns erst einmal den Atem. Wir waegen ab, dafuer und dagegen. Am Besten erstmal darueber Schlafen.
Sonntag 02.10.2005
Wir verzichten auf ein Sightseeing in dieser, von oben her betrachtet, huebsch anmutenden Stadt. Unsere Weiterfahrt fuehrt uns vom Staate Rajastan nach Gujarat, wo es merklich gruener und tropischer wird. Die Luftfeuchtigkeit nimmt auch wieder zu. Ohne Probleme fahren wir an Ahmedabad vorbei und gelangen auf die gut ausgebaute Autobahn. Von der letzten Fahrt hier durch erinnern wir uns, dass bald eine Raststaette kommt, die letztes mal noch nicht geoeffnet war. Das Restaurant ist immernoch geschlossen, dafuer ist die Tankstelle gut mit Angestellten besetzt. Wir nehmen eine leichte Veraenderung in der Bevoelkerung war. Und zwar indem, dass die Angestellten lange um uns herumstehen und uns beobachten.
Montag 03.10.2005
Im Laufe des Vormittags telefonieren wir mit Sanjay der unsere Verschiffungsanfrage bearbeitet. Naechsten Montag ginge ein Schiff und wir sollten doch nach Thane kommen. Heute wuerden wir es bis Damman schaffen. Wir hoffen einen Platz am Strand zu finden um vielleicht von der Meeresbrise zu profitieren.
Wir fahren zum Jampore Beach, der etwas abseits der grossen Resorts liegt. Parkieren direkt am Strand geht nicht. Aber zwischen den Pinienbaeumen und neben ein paar Bretterbuden werden wir fuendig. Das Verhalten der Menschen hier hat sich wieder veraendert. Niemand kommt zu uns, belagert uns mit Fragen und starrt uns neugierig an. Ein hoefliches Namaste und ein Laecheln ist hier aber selbstverstaendlich.
Wohl ein letztes Mal fuer laengere Zeit, sitzen wir draussen neben unserem Heim, geniessen Spagetthi, Wein und den Ausblick auf das Meer.
Dienstag 04.10.2005
Bis nach Thane sind es eigentlich nicht ganz so viele Kilometer und die Strasse ist meist gut ausgebaut. Doch etwa 50 km davor geraten wir in einen Verkehrsstau. Lastwagen an Lastwagen stehen in Kilometerlangen Schlangen. Die Pw’s und Dreiraeder draengen immer wieder nach vorne. Das tun wir auch.
Die Polizei empfiehlt und ueber die Autobahn zu fahren. Dort habe es weniger Verkehr. Schlussendlich erreichen wir Thane so gegen fuenf Uhr. Die Strasse von Girish’s Haus finden wir bestens und gehen erstmal dort vorbei. Ueber den Zustand der einstmal huebschen Quartierstrasse sind wir entsetzt. Die Gehsteige sowie einen Teil der Strasse sind gebrochen, Platten und Steine liegen noch ueberall verstreut herum. Es sieht aus als habe ein Erdbeben gewuetet. Doch es ist der Tribut den das Hochwasser im Juli hier gefordert hatte.
Mittwoch 05.10.2005
Die Temperatur in der Nacht ging gerade noch. Doch Tagsueber ist es sehr heiss. Das Buero von Dacotrans verfuegt ueber eine Klimaanlage, welch eine Wohltat.
Sanjay verhandelt mehrmals mit der Reederei. Im Moment haben wir nur die eine die ein FlatRack ( Conrainerplattform ) zur Verfuegung hat. Und ab naechste Woche soll die Rate nach Australien erhoeht werden. Also muessen wir das Schiff von naechsten Montag nehmen. Dank Sajays Geschick kann er den Preis um USD 1000.00 runterhandeln.
Es heisst, am Samstag muessten wir den TCM verladen, so haetten wir noch drei Tage fuer die Reinigung Zeit. Doch wie es halt so ist, ploetzlich heisst es im Hafen wird gestreikt. Und am Samstag haben die Zoellner Feiertag. Und nach einer Autowaschanlage wie wir sie kennen sucht man vergebens in Mumbai. Wir koennten das Innere des TCM’s beim Buero putzen, aber eben nur in der Nacht wenn alle parkierten Autos weg sind.
So fahren wir halt um neun Uhr Abends los. Eine kleine Garage hat uns sogar ihre Raeumlichkeit zur Verfuegung gestellt. Denn wir muessen fast alles ausraeumen, reinigen und dann wieder einpacken. Immerhin koennen wir einen Staubsauger benuetzen. Die Wachmaenner des Blocks verstehen die Welt nicht mehr. Wir „besser gestellten“ Weissen, haben alte Kleider an, wueten und putzen wie die Verrueckten unser Auto selber. Das gibts doch gar nicht. Wir goennen uns kaum eine Pause und sind doch erst fertig, als die Voeglein bereits singen. Schnell fahren wir zurueck in unsere Strasse.
Donnerstag 06.10.2005
Eine gute Stunde Schlaf kriegen wir noch, bevor dieser Tag fuer uns weitergeht. Mit Girish und Neela fahren wir ins Buero. Wir brauchen noch eine Waschanlage mit einem Hochdruckgeraet um aussen alles sauber zu kriegen. Zuerst hiess es es gaebe in der Naehe der Lagerhallen so etwas. Am Mittag heisst es dann da gaebe es nichts. Also muss hier etwas gefunden werden. Einige sind heute voll ausgebucht, wir muessen aber unbedingt heute dies noch erledigen, denn Morgen muessen wir zu den Lagerhallen fahren. Sanjay kommt mit uns zur Waschanlage mit. Bei der ersten sieht Michi gleich, dass die nicht ausgeruestet sind. Also weiter geht’s. Wir finden dann doch noch einen Ort wo man auf eine Rampe fahren kann.
Als wir im Buero losgefahren sind, meinten alle zu uns, ja in drei Stunden waehren wir ja fertig. Wir haben dem wohlweislich nicht zugestimmt. Es ist mittlerweile bald fuenf Uhr. Michi muss die Garage, die Benzinkanister, den Abwassertank und was weiss noch demontieren. Dann koennen die Arbeiter mit dem Waschen beginnen. Denkste...denn nun ist der Strom ausgefallen. Dann funktioniert natuerlich die Hochdruckanlage nicht. Die Worker schmieren mal von Hand die Unterseite des TCM’s mit Diesel ein um das Fett zu loesen. Bis der Strom wieder da ist es dunkel geworden.
Sonja ist immernoch mit dem letzten Schliff des Wohnraums beschaeftigt. Wegen dem Waschen muessen alle Fenster und Tueren geschlossen bleiben. Es ist stickig und heiss und der Schweiss laeuft ihr in Stroemen am Koerper herab. In kuerzester Zeit sind T-shirt und Hosen patschnass...Mittlerweile ist uns bewusst, dass nie alles nach unserer Vorstellung geputzt werden kann. Wir ertragen jedoch alles mit...“Gleichmut“ wuerde der Vipassana Lehrer wohl sagen. Wir sind fix und fertig, regen uns moeglichst nicht gross auf, als wir gegen elf Uhr alles wieder montieren, und da und dort noch Schmutz finden. Was werden wohl die australischen Quarantaene Inspektoren dazu sagen?
Regelrecht fix und fertig sind wir. Trotz der spaeten Stunde gehen wir zu Girish und Neela. Girish war schon im Bett, doch sie verstehen unser Beduerfnis nach einer Dusche sehr gut. Neela kocht uns sogar noch ein Kichadi. Wie tut das gut, so unkomlizierte Freunde zu haben. Die Familie Gate ist uns schon sehr ans Herz gewachsen.
Freitag 07.10.2005
Puenktlich um acht Uhr holt uns Sanjay und der Fahrer von Dacotrans ab. Damit wir die Lagerhallen, 2 Stunden suedwaerts, auch sicher finden, setzt sich Sanjay in den TCM und Sonja in das klimatisierte Auto.
Bei dem Containerumschlagsterminal muessen wir zuerst vor dem Tor und danach im Gelaende warten. Das FlatRack liegt bereits da. Doch als erstes muss die Zollformalitaet erledigt werden. Wir nutzen die Wartezeit um die Fuehrerkabine etwas zu reinigen, da dies gestern Abend nicht wirklich gemacht wurde. Irgendwann heisst es, alle Zoellner sind zu einer Zollfahndung unterwegs. Dann so zwischen drei und vier Uhr, kommt tatsaechlich ein Zoellner mit dem Agenten und prueft die Chassisnummern an TCM und Motorrad.
Die Warterei geht weiter, diesmal etwas nervenaufreibend, denn uns wurde gesagt, die Zoellner erheben oft riesige Summen Gebuehren ( auf Deutsch : Schmiergeld ), vor allem wenn sie Wohlstand vermuten. Wir hatten vorab dem Agenten bereits erklaert, dass wir keine groessere Summe bezahlen wuerden, denn das Carnet de Passage ist speziell fuer bageldlose Zolluebergaenge konzipiert worden. Je nach Zoellner kann es also Komplikationen geben.
Gegen fuenf erhaelt Sanjay einen Anruf von seinem Agenten, der Zoll gibt gruenes Licht, doch ob es etwas kostet wissen wir nicht. In der Zwischenzeit wurde die Containerplattform umplatziert und eine Rampe angebracht. Michi kann also sogleich rauffahren. Einige Arbeiter beginnen nun die Moeglichkeiten des festzurren auszukundschaften. Michi kriecht ebenfalls zwischen den Raedern umher um dem Chef genau zu zeigen, welche Punkte belastet werden duerfen. Uns erscheint ihr System kompliziert. Wir moechten die Seile unbedingt anders gespannt haben und versuchen die Logik dahinter zu erklaeren. Irgendwann duesen sie ab. Nun werden Stahlseile auf Mass zugeschnitten. Es dunkelt ein als diese Arbeit getan ist. Zu unserer Freude hat der Verantwortliche noch eine bessere Loesung zum Sichern gefunden. Wir sind sichtlich zufrieden, denn auch das Anbringen der Seile sieht professionell aus.
Immer wieder sind Arbeiter hergekommen, wollten wissen woher und wohin. Wir geben immer geduldig Antwort, doch da die meisten kein Englisch sprechen, muss Sanjay als Uebersetzer fungieren. Er erlebt nun selbst, wie oft die gleichen Fragen immer wieder kommen und am Schluss meint er genervt, das sei ja nicht auszuhalten. Wir fuehlen uns jedoch recht wohl, wenn alle gut auf uns und unser Moeckli zu sprechen sind. Fotosessions tun ihr uebriges und wir koennen unser Heim guten Gewissens die naechsten 3 Tage hier stehen lassen. Alle hier werden ein sorgsames Auge auf ihn haben.
Nach einem Essen werden wir direkt nach Zentral-Thane gefahren, wo Girish und Neela bereits warten. Bei Freunden von ihnen koennen wir in einem 2 Zimmerstudio vorlaeufig unterkommen.
Samstag den 08.10.2005
Welch ein Luxus, wir haben Platz, ein eigenes Bad, eine eigene Haustuere. Herrlich! Allzuviel Schlaf gabs trotzdem nicht. Die 9 Tage Festival mit Musik und Tanz sind immernoch im Gange und frueh am Morgen erschallen bereits wieder die taeglichen Geraeusche und Laermpegel.
Unser Hausbesitzer nimmt uns erstmal mit in seine Firma. Wir erhalten eine Fuehrung in der Werkstatt und im Buero. Die Firma produziert diverse Edelstahlrohre, Verschraubungen und Fuellstandsmesser in hoechster Praezision. Viele Produkte gehen in die Schweiz und werden in Chemiefabriken eingesetzt. Ein Hauptkunde ist die Firma Endress Hauser in Therwil.
Die Nachricht des Erdbebens in Pakistan und Kashmir wird Mr. Agwan bereits telefonisch mitgeteilt. Noch ist ueber das Ausmass der Opfer und des Schadens nichts bekannt.
Gegen Mittag gehen wir ins Buero, denn wir wollen einen Bildvortrag fuer alle Dacotransmitarbeiter halten. Der Vortrag kommt scheinbar gut an. Nach einem Mittagessen mit Girish und Neela gehen wir zurueck in unser Studio und geniessen das Liegen im Bett und nichts tun.
Sonntag den 09.10.2005
Im luxurioesen Coffee Day genehmigen wir uns einen Brunch. Leider ist dieser nicht gleich bei uns um die Ecke. Wir muessen ein Dreiradtaxi nehmen und etwa 10 Minuten fahren. Ausfuehrlich lesen wir die Sonntagszeitung und sind betruebt ueber die vielen Toten und die Zerstoerung nach dem gestrigen Erdbeben. Gerade weil wir vor kurzer Zeit in dieser Region waren ist es noch zermuerbender zu wissen, dass die Menschen nun noch viel mehr zu leiden haben. In diesen Regionen zu leben war bis anhin nicht gerade ein Zuckerschlecken und nun kommt noch so viel Leid hinzu.
Wir erledigen noch e-Mails und Telefonanrufe mit unseren Familien. Mittlerweile ist es Zeit fuer ein Mittagsschlaefchen. Um fuenf Uhr werden wir dann von Sanjay abgeholt. Wir sind bei ihm zum essen eingeladen. Vorher werden wir gebeten unseren Bildvortrag vor seiner Familie und seinen Nachbaren zu halten. Koestlich werden wir mit indischem Essen bewirtet und erleben einmal mehr die ueberschwengliche Gastfreundschaft.
Montag den 10.10.2005
Heute muessen wir uns dringend um die Visas kuemmern. Der Fahrer bringt uns zum Nariman Point mitten in Mumbai. Das ist ein Businessviertel mit vielen Hochhaeusern. Hier sind gut betuchte Firmen einquartiert, denn Miet-oder Kaufpreise hier gehoeren zu den teuersten Weltweit. Unter anderem finden sich hier Botschaften, Thai Airways, Swiss, Banken etc. Die grosse Stadt wird als sehr fortschrittlich bezeichnet und strotzt vor wirtschaftlichem Erfolg. Mumbai allein erwirtschaftet gute 40 % von Indiens Bruttosozialprodukt. Hinter der glamuroesen Fassade hat die Stadt mit unzaehligen Schwierigkeiten zu kaempfen. An erster Stelle dem chronischen Platzmangel, Probleme der Wasser und Stromversorgung sowie des Laerms und der Luftverschmutzung. Mumbai ( ehemals Bombay ) zaehlt mittlerweile 20 Millionen Einwohner, 1/3 davon ( etwa die Schweizer Bevoelkerung ) leben aber in Armut auf der Strasse oder in lumpigen Bretterbuden.
Beim TTService koennen wir die Antragsformulare fuer ein Visa holen. Diese Firma sendet dann die Paesse und den Visaantrag nach Delhi zur australischen Botschaft. Wir eilen erstmal zwischen Bank und Fotostudio hin und her. Bewappnet mit Passfotos, Einzahlungsquittung und ausgefuellten Formularen muessen wir uns erstmal auf die Wartebank setzen. Es macht den Anschein, gerade Hochsaison fuer Visas nach Australien zu sein. Ein paar Minuten vor Bueroschluss werden wir gluecklicherweise doch noch abgefertigt.
Dienstag 11.10. bis Freitag 21.10.2005
Am Dienstagnachmittag wird im Buero eine Pooja (Gebetszeremonie) zum Dassera Fest veranstaltet. Man dankt allen Gegenstaenden, dass sie einem waehrend des ganzen Jahres zu Wissen und Erfolg verhelfen und als Dank, dass z.B. Computer und Telefone immer funktionieren. Wir sind eingeladen um an der Zeremonie teilzunehmen, welche beinahe den ganzen Nachmittag dauert. Ein Priester funktioniert Girish’s Buero zu einem Altar um. Kunstvoll und rituell werden Blumen und Fruechte zu einer bestimmten Formation hergerichtet. Sanjay ist das geistliche Medium fuer das ganze Buero. Es werden rituelle Formeln gesprochen und heilige Texte gesungen. Das Ganze ist sehr ungezwungen. Waehrend die einen den Gebeten beiwohnen, kreiiren andere Blumenkraenze, Bilder aus farbigem Sand oder besorgen eine spezielle Mahlzeit.
Wir werden noch 2 mal zu einem Vortrag ueber unsere Reise aufgeboten, bei unserem Vermieter und beim Rotaryclub. Die meisten sind sehr an unseren Erzaehlungen interessiert und stellen viele Fragen. Trotzdem vermuten wir, dass die Unterschiede des Reiseverhalten zwischen Mitteleuropaeer und Inder von den meisten nicht verstanden wird.
2 Tage vor dem geplanten Abflug haben wir weder die Paesse noch sonst eine Nachricht der australischen Botschaft. Nach intensiven Nachfragen merken wir, dass unsere Visaantraege vermutlich gar noch nicht angefasst wurden. Unsere liebe Familie zu Hause muss schnell reagieren und uns dringendst Bankbelege faxen. Damit sind die Australier dann zufrieden und genehmigen uns ein Jahresvisum.
Dann heisst es Abschied nehmen von den liebgewonnenen Menschen, den tausend Erinnerungen und dem indischen Leben und Kontinent ueberhaupt.
Schlusswort Indien
Viele Reisende behaupten: Indien veraendert alles...! Vielleicht ist was wares dran.
Wir empfinden Indien als ein Land der extremen Gegensaetze. Reichtum steht im Kontrast zu Armut, moderne Metropolen gegen rueckstaendige Doerfer, topgebildete Leute gegen duemmlich, stotisch glozende Analphabethen, verehrte und geliebte Goetterfiguren gegen vergessene Kreaturen am Strassenrand. Gebiete die mit Trockenheit zu kaempfen haben, aber jaehrlich vom Monsun ueberschwemmt werden. Gigantisch hohe Bergketten gegen flaches topfebenes Farmland.
Hier konnten wir Hautnah erleben, was das Wort „Ueberbevoelkerung“ bedeutet und wie ein Land darunter leidet. Verkompliziert wird der ganze Mix durch das intensive Ausleben der Religionen und dem damit verstrickte Kastensystem. Unweigerlich wird der Reisende mit alledem Konfrontiert. Uns schien es, dass gerade diese staendig extremen Unterschiede viel von der eigenen Persoenlichkeit fordern. Das mag ein Grund fuer den, Anfangs genannten, Satz sein. Waehrend den 9 Monaten unseres Aufenthaltes in diesem vielseitigen Land, hat jeder von uns auch eine innere Reise erlebt.
Unsere Gefuehle sind ebenso wiederspruechlich wie das Land selbst. Freuen wir uns sehr auf etwas gewohnte Zivilisation und eine Aenderung von Land und Leute, doch im gleichen Atemzug laesst uns die Fuelle menschlicher, tierischer sowie pflanzlicher Farbenpracht und friedlichem Karma nicht los.
Wir wuenschen Indien und seinen Bewohnern tatkraeftige Politiker und viele Menschen mit konstruktiven Ideen zur schnellen Selbsthilfe. Wir unterstuetzen bereits ein paar Nonprovit-Organisationen. Uns beeindruckt besonders die Idee, mehr gute Arbeitsplaetze und Infrastruktur in laendlichen Gebieten aufzubauen. So kann der staendige Strom in die ueberfuellten Staedte etwas gemildert werden. Website und Infos folgen.
Fuer alle Leserinnen:
Sonja: Ich schaetze mich als sehr gluecklich, in der Schweiz geboren und aufgewachsen zu sein, und hoffe euch allen geht das auch so. Nicht nur in Indien haben Frauen eine oftmals mindere Position als Maenner. Nur in westlichen Laendern ist es selbstverstaendlich, dass die Frau ihr eigenes Leben aufbaut und selbststaendig Entscheide ueber ihr Leben faellt. Vielerorts ist es die Familie die ueber Schulbildung, Arbeit oder Verheiratung entscheidet. Danach muss sich die Frau meist nach dem Mann richten. Moegen die menschlichen Rechte der Frauen wachsen und gedeihen!
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