Freitag 24.12.2004


Frueh wird heute aufgestanden, denn wir wollen ja ueber den Zoll. Trotz der kurzen Nacht steht der Pastor auch schon bei uns. Er will uns unbedingt selber verabschieden, betet mit uns und will uns immer in seine Gebete einschliessen, da wir nun seine Brueder und Schwestern sind. Da die Strasse zur Grenze schwierig zu finden ist, faehrt er sogar mit seinem Auto noch vor. Wir sind schon etwas geruehrt.
Der Nebel haengt tief und lichtet sich auch ausserhalb von Lahore nicht. Wie aus dem Nichts tauchen ploetzlich die Eselkarren oder Fahrraeder vor uns auf. Zum Glueck haben wenigstens die Autofahrer einmal ihr Licht eingeschalten.
Am pakistanischen Zoll benoetigen wir eine Stunde bis alle Ausreiseformalitaeten getaetigt sind. Irgendwie ist es schade, dass wir Pakistan schon verlassen. Die liebenswuerdigen Menschen sind uns ans Herz gewachsen und im Norden soll es noch ganz tolle Bergwelten geben. Na ja, ein andermal vielleicht. Auf Indien sind wir jedenfalls sehr neugierig und gespannt.
Die indische Seite des Zolls ist sehr grossflaechig angelegt. Gruene Wiesen, Baeume und Blumen sorgen fuer ein gehegtes Aussehen. Im eigentlichen Zolltrakt herrscht etwas Chaos. Wir stehen mal hier und da an, bis uns einer noch ein Formular in die Hand drueckt und meint, wir sollen warten bis der zustaendige Beamte kommt. Wir vier haben immer was zu reden, drum macht uns das Warten nicht viel aus. Als dann ein Zollbeamter kommt, duerfen wir die Autos mal umparkieren. Nach einer Weile koennen dann Jochen und Kathy zur Inspektion davonfahren. Nachdem sie zurueck sind kommen wir dran. Wir muessen ueber eine Arbeitsgrube fahren, damit der TCM von unten nach verbotener Ware durchsucht werden kann. Ist etwas laecherlich, da ja im Innenraum kaum etwas kontrolliert wird und somit noch viele Verstecke nicht entdeckt werden. Nun gut, wir haben ja nichts zu verbergen und sehen entsprechend vertrauenswuerdig aus. Der Oberzoellner will sich unbedingt mit uns vor dem TCM fotografieren lassen. Jochen musste ihm einen Kaffee kochen .Danach stehen wir wieder an, damit unsere Paesse und Carnets korrekt abgestempelt werden. Das geht auch noch einige Zeit. Ein ganz aufmerksamer Beamter sieht, dass auf dem Carnet von Jochen an einem Ort das Ablaufdatum nicht gedruckt wurde. Fehler vom ADAC. Er weigert sich zuerst das abzustempeln. Sie sollen hier warten und ein neues anfordern!!! Und das an Weihnachten!!! Schlussendlich und mit allergroester Ausnahme wird es doch noch abgestempelt und sie duerfen einreisen. Das ganze hat gute 3 Stunden gedauert. Uebrigens waren wir die einzigen Fahrzeuge. Es gehen sonst nur Fussgaenger ueber den Zoll. Wichtige Persoenlichkeiten und Pakistanis gehen hier durch. Die normalen Inder duerfen diesen Zolluebergang aber nicht benuetzen, sonder kriegen das Visa nur mit einem gueltigen Flug von Delhi nach Lahore. So ein Witz! Amritsar ist nicht mehr so weit. Nach einigem hin und her finden wir doch noch Mrs. Bhandaris Guesthous. Da der Garten so huebsch ist und die Gegend verspricht ruhig zu werden, bleiben wir trotz teurem Preis. Die Sonne versucht sogar noch ein paar Strahlen durch die Wolkendecke zu senden. Aber sonst zeigt sich der Tag fast wie Weihnachten zu Hause, vielleicht ein paar Grad waermer.
Wir haben in der hoteleigenen Kueche leckeres Essen bestellt. Als wir den Essraum betreten sind wir entzueckt...der Tisch ist liebevoll gedeckt, das Feuer im Kamin verbreitet etwas Waerme und Atmosphaere, und der lichte Nadelbaum ist mit farbigen Lichterketten weihnachtlich geschmueckt. Da kommt schon fast Weihnachtsstimmung auf. Mit Kathy und Jochen verbringen wir einen schoenen Abend.



Samstag 25.12.2004


Auch heute liegt etwas Nebel, der sich aber um die Mittagszeit lichtet. Mit einer Fahrradrischka lassen wir uns in die Innenstadt chauffieren. Die meisten Banken haben aber schon zu. Es wird hier doch auch Weihnachten gefeiert und ein Pferdewagen mit tanzendem Samichlaus und lauter Musik faehrt mehrmals durch die Strassen. Schlussendlich koennen wir an einem Bankomaten Geld abheben. Wir goennen uns ein feines indisches Essen und kriegen sogar einen Cappuccino serviert. Im Internet freuen wir uns ueber die schoenen, leider aber meist kurzen Mails.
Abends telefonieren wir mit unseren Eltern. Bei Michi zu Hause geht gleich die obligate Weihnachtsfeier los. Sonjas Eltern haben gerade das indische Visum erhalten. Und wir freuen uns riesig auf ihren Besuch in Goa im Maerz. Auch Jochen und Kathy telefonieren noch nach Hause. Danach sitzen wir noch eine Weile gemuetlich vor dem Kaminfeuer.

BILDERGALLERIE 8



Sonntag 26.12.2004


Nach dem ausgiebigen Fruehstueck ( Sonja hat wiedermal Zopf gebacken ), warten wir auf den Versicherungsmenschen. Gestern hat uns der nette junge Mann an der Rezeption bereits von der indischen Puenktlichkeit erzaehlt. Wir hatten auf zehn Uhr Vormittags abgemacht, rechnen aber mit elf Uhr. Tatsaechlich kommt der Herr aber schon um halb elf. Relativ schnell und guenstig schliessen wir fuer den TCM eine Haftpflichtversicherung fuer Indien und Nepal ab ( ca. 30.00 Euro fuer ein Jahr ).
Danach werden wir von Jochen und Kathy noch auf einen Kaffee eingeladen. Dazu essen wir den Weihnachtskuchen den wir von dem Guesthouse erhalten haben. Wir haben es ja nicht eilig und hoeckeln gemuetlich zusammen.
Wir koennen uns dann doch noch aufraffen und packen die Fotoausruestung. Per Fahrradrischka gehts in Richtung Goldenen Tempel. Bei einem Geldwechselbuero unterwegs werden sogar anstandslos und ohne Kommission ein paar Travellerchecks gewechselt. Gegenueber des Tempels sind einige Imbissbuden, wo wir uns noch verkoestigen. Sonja bestellt nicht scharf, und erhaelt ihre Sachen normal scharf. Es ist ein Kreuz mit diesem Indischen Food. Die ersten Bisse sind meist angenehm, doch ploetzlich bricht der scharfe Geschmack im Gaumen aus und es brennt fast nur noch waehrend dem Essen. Die meist frittierten, mit Gemuese gefuellten Sachen, schmecken aber gut, soweit man das mit einem „verbrannten“ Geschmacksnerv noch beurteilen kann. Weniger erfreulich ist leider, dass dieses Essen zweimal brennt, beim einnehmen und beim ausgeben.
Vor dem Tempel muessen alle ihre Schuhe abgeben. Sogar die Socken darf Sonja nicht anbehalten geschweige denn mit hineinnehmen. Mist, der Boden soll ja so kuehl sein! Der Boden ist meist aus weissem Marmor, an vielen Stellen nass und wirklich kalt. In der Mitte der ganzen Anlage ist ein grosser See angelegt, in dessen Mitte der effektive goldene Tempel gebaut ist. Per Laufsteg kann man dorthingelangen, dieser ist aber gestopft voll mit Pilgern und die Masse bewegt sich kaum vorwaerts. Also nichts fuer uns. Ueberhaupt sind ganz viele Menschen hier zu Besuch. Die meisten laufen im Uhrzeigersinn um den See entlang. Auf der Suche nach einer Toilette findet Sonja eingemauerte Haeuschen am Seerand. Dort koennen sich Frauen ausziehen und in dem heiligen Wasser baden. Die Maenner indes machen das ganz ohne Scham in Unterhosen vor allen Besuchern.
Als wir einmal um sind, setzen wir uns am Rande nieder. Die Fuesse auf ein Stueck von der Sonne beschienen Marmor, so geht es einigermassen. In der Zwischenzeit wurden auch ein paar Rasenteppiche ausgelegt, so dass man nicht nur auf dem kalten Marmor laufen muss. Waehrend wir so da sitzen werden wir oft angestarrt und einige Kinder kommen vorbei und wollen uns die Haende schuetteln. Als wir uns auf eine zweite Runde aufmachen treffen wir auch Jochen und Kathy an.
Gleich vor dem Tempel haben sie ihr Stammlokal entdeck, wo es auch richtig geschaeumten Cappuccino gibt. Wir essen etwas kleines und sitzen gemuetlich diskutierend da. Als es ganz dunkel ist gehen Kathy und Sonja nochmals todesmutig barfuss in die Tempelanlage um ein paar Fotos zu schiessen. Das Stativ haben wir schliesslich nicht vergebens mitgeschleppt. Zu viert quetschen wir uns dann in eine Motorrischka fuer den Heimweg. Jochen zaubert noch einen leckeren Kaiserschmarren am Abend.



Montag 27.12.2004


Endlich einmal ausschlafen...es liegt sich so herrlich in unserem Bett. Danach ist wieder mal ein Werktag angesagt. Michi kontrolliert noch mal den Zusatzalternator, da dieser waehrend dem Gebrauch viel zu fest vibriert. Auch an einer Stelle der Stahlkonstruktion hat er eine Verbiegung entdeckt, kann aber leider die Ursache nicht finden. Sonja waescht, putzt und kocht, wie es sich fuer eine brave Hausfrau gehoert. PC-Arbeit ist auch angesagt. Hier haben wir endlich wieder Strom. Oft sitzen wir in dem Ueberdachten Restaurant und haben ganz viele Voegel um uns herum die im Gras nach Samen und Wuermern suchen und sich durch Menschen nicht verschrecken lassen. Die Streifenhoernchen dagegen sind eher vorsichtig und scheu. Sind aber ganz putzige Kerle die lustig ueber den Boden huepfen.
Zum Abendessen geniessen wir nochmals die gute Kueche hier. Kathy und Jochen kommen auch noch und wir sitzen bis spaet vor dem flackernden und waermenden Kamin. Morgen trennen sich unsere Wege, sie fahren nach Nordosten und wir wollen nach Sueden.



Dienstag 28.12.2004


Da wir gestern nicht mehr ins Internet konnten, und auch die Einkaeufe blieben unerledigt, beschliessen wir noch einen Tag laenger zu bleiben. Wir verabschieden Kathy und Jochen mit den besten Wuenschen fuer ihren Weg. Wir hatten uns wunderbar verstanden und werden sie doch etwas vermissen.
Das Hochladen unserer Homepage wollen wir hier in der Rezeption durchfuehren. Auf dem Weg dahin zeigt uns die Inhaberin die Kueche und erzaehlt ueber die verschieden oekologischen Probleme wie Abfall, Holzheizung, Gas und Elektrizitaet. Sie haben ein paar Wasserbueffel und machen ihre Milch, Ghee ( spezielle Bratbutter ), Yoghurt und sogar Kaese selber. Ach, Kaese...lechtz! Wir fragen ob wir etwas abkaufen koennen. Nein, aber wir koennen probieren. Mhhh, ist der lecker, aehnelt dem Mozzarella ist aber ganz zart und fein. In Kaese kennt sich die Dame aus, erzaehlt von Gruyere, Emmenthaler, Sbrinz und Edammer, den man aber hier nicht kaufen kann. Sie bringt immer etwas mit wenn sie in Europa war. Wir kriegen noch ein Glas selbstgekochte Marmelade geschenkt.
Das Hochladen der Daten stellt sich als langwierig heraus, da etwa dreimal der Strohm ausfaellt und dann jeweils muehsam der Computer wieder aufgestartet werden muss. Als wir damit fertig sind, laufen wir die Strasse hinunter um unsere Einkaeufe zu taetigen. Ein Essen in einer kleinen Bude darf nicht fehlen. Milch gibt es nur in Tueten, fetaaenlicher Kaese unsterilisiert einfach in eine Plastiktuete verpackt und ungesalzenen Butter scheint es nicht zu geben. Sonja gibt nicht auf. Irgendwann finden wir ein paar sogenannte „Milchstueblis“, per Fahrrad werden die Milchkannen gebracht und einen Teil der Verarbeitung am Strassenrand gemacht. Im ersten Laden finden wir wenigstens Yoghurt. Als wir im dritten nicht fuendig werden, rufen uns die vom ersten Laden wieder zu, der 2. Laden muss doch Butter haben. Der Ladenbesitzer hatte uns nicht recht verstanden, und die netten Typen haben ihm unseren Wunsch uebersetzt. Tatsaechlich hat er einen grossen Klumpen eingefroren. Und ihr glaubt es nicht, er schmeckt herrlich! In keinem Laden kann man solche Butter kaufen! Schoen weiss, aus reiner Milch mit einem vollen Buttergeschmackt. Heute Abend gibt es eine grosse Schuessel Griechischer Salat, mit dem faden Fetaersatz.



Mittwoch 29.12.2004


Frueh am Morgen wird nochmals heiss und ausgiebig geduscht. Der Nebel oder Smog haengt noch tief, waehrend wir durch Amritsar fahren. Auch ausserhalb der Stadt bleibt es dunstig. Beidseits der Strasse werden fleissig Felder bestellt. Ueberall gibt es Kanaele und Erdwaelle um die Felder bewaessern zu koennen. Wir koennen nicht erraten um welche Pflanzenart es sich handelt, da erst ein paar gruene Grashaelmchen spriessen.
In einem kleinen Restaurant am Strassenrand machen wir Mittagsrast. Nach einem Blick in die Toepfe bestellen wir zwei Teller, wobei wir immer hoffen, nicht gerade das am schaerfsten gewuertzte zu erwischen. Mit viel Fladenbrot versuchen wir den mittelmaessigen Brand im Mund zu loeschen. Schmecken tut es trotz allem recht gut. Wir sind natuerlich auch die Attraktion Nummer Eins. Einige Lastwagenfahrer und sonstige Maenner sitzen mittlerweile auch in diesem Restaurant. Einer bestaunt uns unverholen auf das genaeueste. Immerhin mit 2 Meter Abstand.
Fuer uns sehr erfreulich, gibt es hier wieder viele Strassenschilder. Einige sind sogar auf Englisch angeschrieben, so muessen wir nur im Strassengewirr in den Staetten mal nach dem Weg fragen. Ansonsten koennen wir uns gut selber orientieren. Komplizierte Strassenbau-Umleitungen durch kleine Doerfchen sowie ein Halt vor einer Bahnlinie duerfen natuerlich nicht fehlen. Aber mit der inzwischen angeeigneten Ruhe, schaffen wir das locker.
Amritsar liegt auf 206 M.ueb.M. und am Abend, ca. 250 km suedlich sind wir auf 196 Metern. Das ganze ist also eine ziemlich Flache Sache. Da wir schlecht in ein Feld hineinfahren koennen, uebernachten wir diesmal bei einer Tankstelle.



Donnerstag 30.12.2004


Die Nacht war leider nicht so ruhig, da der Generator hier andauernd lief. Ein paar Vorbeifahrende haben unseren TCM still bestaunt, sonst hatten wir unsere Ruhe. Zeitig stehen wir auf, fahren gleich los und wollen das Fruestueck auf die naechste Ortschaft vertagen. Die Suche nach frischen Chapatis ( Fladenbrot ) stellt sich aber als nicht einfach heraus. Immer weiter an der Strasse nach werden wir geschickt. Ob die denn Ueberhaupt wissen wo es Chapatis um diese Uhrzeit gibt? Schlussendlich kriegen wir bei einer Imbissbude Chapatis. Doch er prepariert auch gleich noch eine kleine Wegzehrung dazu, vermutlich das Fruehstueck auf indisch. Gemuesecurry, rohe Zwiebeln, Rettich und giftiggruene Chillischoten! Am Strassenrand gibt es natuerlich keine Stiropor-Behaelter wo man das hineinfuellen kann. Es gibt so eine Art kleines Dogibag, eine Mini-Plastiktuete die gut zugeknotet wird. Take away fuer Lastwagenfahrer. Kostenpunkt CHF 0.40 .
Mittlerweile reihen sich Rapsfelder an Rapsfelder und wir sehen sogar eine Oelfabrik. Kuehe sind oft am Strassenrand und auch immer wieder mal auf der Strasse unterwegs. Irgendwie scheinen diese Viecher zu wissen, dass sie heilig sind, denn von keinem noch so wild hupenden Bus lassen sie sich aus der Ruhe bringen. Gemuetlich wird ueber die Strasse gelaufen, mit den langen Schlappohren gewackelt und mit dem Schwanz geschlagen.
Bald einmal uebernimmt der Sand die Oberhand. Viele niedrige Baeume und Buesche wachsen hier. Trotzdem sehen wir immer noch ueberall Furchen und angelegte Felder. Wie kann denn hier etwas gedeihen, wenn es kaum Humus und Erde gibt, fragen wir uns? Die Tatsache, das es immer mehr sandet, gefaellt uns natuerlich gut. Doch als wir Mitte Nachmittag doch mal scheu nach einem Plaetzchen fuer die Nacht Ausschau halten, sind wir frustriert. Entweder Felder oder Zaeune beidseits der Strasse oder alle paar Kilometer Doerfchen. Kurz vor Bikaner werden wir doch noch fuendig. Ein paar Meter neben einem Truckstop fuehrt eine Sandpiste von der Strasse hinter eine Duene. Wir kurven noch um den naechste Sandhuegel und platzieren uns. Zwei Jungs laufen herbei und beaeugen uns aus sicherer Entfernung. Wir sind schon bereit auf viele nachbarschaftliche Besuche, doch siehe da, niemand kommt. Wir geniessen das Restlich des Tages trotz bewoelktem Himmel und sitzen draussen. Die paar Kilometer Richtung Sueden haben Temperaturmaessig schon einiges gebracht. Die Fleecejacke ist nicht mehr noetig. Nach dem Eindunkeln beginnt es zu Regnen.



Freitag 31.12.2004


Die ganze Nacht hindurch hat es mal mehr oder weniger geregnet. Doch das Nass ging nur etwa 5 cm Tief, ob das wohl schon reicht um Buesche aufbluehen zu lassen? Wie wir später erfahren war dies der erste Regen seit 4 Jahren!!
Nach dem Fruehstueck geht’s nach Bikaner hinein. In der Naehe des Forts koennen wir parkieren. Ganz viele Rikschas stehen schon bereit und wir werden von einigen Fahrern gleich in Beschlag genommen. Altstadtfahrten wollen sie mit uns machen. Mal sehen, zuerst gehen wir ins Fort. In vielen Staetten in Rajastan wurden grosse Forts, jeweils mit riesigen bis zu 10 Meter dicken Mauern gebaut. Dieses, Junagarh Fort, beherbergt auch eine grosse Gartenanlage, welche aber wegen Sanierung im Moment geschlossen ist . Es gibt viele Innenhoefe und verwinkelte Raeume, die mit schmalen Treppchen rauf und runter miteinander verbunden sind. Mit viel Detailarbeit, wurden die Fenstererker, Saeulen und Waende aus Holz oder Marmor verziehrt. Da und dort glaentzt Silber oder Gold in den Innenraeumen, Spiegel und farbiges Glas. Anhand alter Bilder, den Saenften und den Elefantensaetteln koennen wir uns den Prunkt und den Lebensstandard der Maharadschas von damals vorstellen.
Nach der Besichtigung nehmen wir eine Rischka und geben unseren Einkaufsplan an den Beimann durch. Kreuz und quer, über den Markt und von Laden zu Laden werden wir gefahren bis wir alles Noetige haben. Einige Studenten kaufen handgearbeitete Sachen aus den Doerfern der Umgebung um diese dann in der Stadt weiterzuverkaufen, erklaert uns der eine. Die Milch muessen wir dann gleich gegenueber dieses Ladens beziehen. Also gehen wir noch in dieses Geschaeft. Tatsaechlich gibt es schoene Tuecher aus Kamelhaar und Seide. Die meisten haben beidseitig schoene Muster und verschiedene Farben. Wir sind etwas unschluessig, doch nach einigem Handeln verlassen wir das Geschaeft als stolzer Besitzer eines Kamel-und Seidentuches.
In Deshnok, einige Kilometer suedlich, befindet sich der Karni Mata Tempel der eigentlich unter dem Namen „Rattentempel“ bekannt ist. Wir hatten einmal einen Bericht am Fernsehen gesehen und hatten ihn recht gross in Erinnerung. Aber der Tempel ist ebenerdig und ragt ueberhaupt nicht ueber die Daecher der wenigen Haeuser heraus. Wir waeren auch beinahe vorbeigefahren. Den Tempel selber darf man nur Barfuss betreten. Mhh! Sind Ratten stubenrein? Na ja, Augen zu und durch. Die Glaeubigen die hierher pilgern, glauben, dass entschlafene Seelen vor dem Zorn des Totengottes Yama bewahrt werden, indem sie als Ratten wiedergeboren werden. Daher verehren und fuettern hier die vielen Besucher die, in Horden frei herumlaufenden, Ratten. Man stelle sich das ganze so vor; viele Ratten rennen ueber den Boden, an Waenden herauf, kommen aus Loechern heraus und hocken in grossen Gruppen um Futternaepfe und am Milchtopf. Es ist ein ziemliches hin und her. Keinesfalls darf man auf eine Ratte treten! Besonders viel Glueck soll einem zukommen wenn man eine weisse Ratte sieht. Tatsaechlich haben wir eine gesehen! Und noch mehr Glueck erlange man, wenn man das von den heiligen Ratten angeknabberte Futter esse. Wir finden, die weisse Ratte bringe uns genuegend Glueck, drum verzichten wir auf das. Jedenfalls haben wir noch nie so viele Ratten auf einmal gesehen.
Nun beginnt wieder die Suche nach einem ruhigen Plaetzchen. Wir wollen eigentlich nicht mehr lange fahren, dafuer noch den Nachmittag geniessen. Aber eben, es geht uns gleich wie gestern. Haeuser, Zaeune und Felder machen uns das Leben schwer. Mittlerweile hat es aufgehoert zu regnen. Es kommt sogar ein leichter Sandsturm auf. So wird es noch schwieriger das Gelaende zu erkennen. Wir fahren weiter als urspruenglich gedacht, bis wir etwas abseits der Strasse hinter ein paar Baeumen doch noch fuendig werden. Eine Gruppe Dromedare knabbern an den Baeumen und lassen sich kaum durch uns stoeren. Auch wildlebende Pfauen sind ganz in der Naehe. Der Wind weht nicht mehr ganz so stark, aber wir verziehen uns doch ins Wageninnere.
Kartoffelstock und Gemuese nach Ayurveda gekocht und frische Ananas, das ist unser Silvesterschmaus. Angestossen wird mit Whiskey-Cola. Spaeter am Abend hat der Wind definitv aufgehoert und wir koennen so halb draussen und drinnen hoeckeln. Ein Haus ist ganz in der Naehe und ein Mann hatte uns mal beobachtet, deshalb sind wir erstaunt, dass gar niemand herkommt. Ist uns natuerlich noch so recht. Unbeschwert Schwelgen wir in lustigen Erinnerungen!



Samstag 01.01.2005


Als wir am Morgen die Tuer aufstossen, guckt uns grad ein Dromedar an und schaukelt gemuetlich weiter. Was fuer ein Jahresanfang! Ueberhaupt koennen wir uns fast nicht von hier losreissen, denn es wimmelt von Tieren. Ein paar Gazellen sowie eine grosse Antilope ziehen ohne Furcht in unserer Naehe vorbei. Es gibt ganz viele verschiedene Voegel die oft ganz frech nahe auf dem Baum vor unserer Tuere hocken und uns neugierig beaeugen. Die einen oder anderen trauen sich sogar und setzen sich auf unsere Tuere. Dann kommen wieder die Dromedare oder die Pfaue. Wuelmaeuse erkennen wir an dem, durch die Luft wirbelnden, Sand. Es ist also allerhand los hier.
So Mitte Nachmittag erreichen wir Jodhpur. Das RTDC Hotel Ghoomar finden wir zur Abwechslung auf Anhieb! Im Hinterhof koennen wir parkieren, haben Strom, Wasser und sind vor dem Laerm der Strasse geschuetzt. Toiletten und Duschen koennen wir im Hotel benutzen. Eine Horde Welpen beaeugen uns zuerst misstrauisch, benutzen aber bald den TCM als Spiel-und Schlafplatz. Das Touristenbuero, gleich nebenan, gibt uns noch gute Informationen ueber die Stadt und Region.
Zu Fuss wollen wir das Zentrum erkunden. Leider gibt es auch hier wieder viele Motorrischkas die zu allem Uebel alle mit Kerosin betrieben werden. So haben wir den Gestankt der Stadt viel zu schnell in der Nase. Wir kriegen bald einen rauen und trockenen Hals was mit viel Husten verbunden ist. Es ist deutlich zu sehen, dass der Koerper schnell reagiert. Schon in Lahore hat der Smog an unserer Gesundheit genagt, in Amritsar gings noch so und hier hat uns der Smog wieder eingefangen.
Beim Clock Tower ist allerhand los. Zur Abwechslung sind sogar ganz viele Touristen unterwegs, wir fallen also nicht mehr so fest auf. Waehrend wir eine Weile mit einem schweizer Paar diskutieren, stehen staendig 10 Kinder um uns herum, rufen „Hello“, zuepfeln am Hemd und wollen Bakschisch. Wir muessen uns schon eine dicke Haut zulegen, denn das wird wohl noch des oefteren vorkommen. Wir suchen noch ein paar Sachen in verschiedenen Geschaeftern zuammen und gehen dann in ein Dachrestaurant. Es ist schon dunkel und die Terasse ist huebsch dekoriert und beleuchtet. Wir wollen draussen sitzen, denn die Temperatur ist noch angenehm vertraeglich und wir haben freie Sicht auf das beleuchtete Fort. Auch der Laerm und der Gestank scheint durch die paar Hoehenmeter bereits weit weg. Waehrend dem feinen Essen, unterhalten wir uns gut mit einer deutschen Touristin.



Sonntag 02.01.2005


Der Zimmerservice funktioniert auch fuer uns vorzueglich. Wir stehen ja gleich beim Kuecheneingang und koennen uns frischen Toast bestellen. Michi bastelt noch einen ultra-flexiblen Weltstecker damit unser Kuehlschrank brav weiter laeuft ( das Hotel wirft Schatten auf unsere Solaranlage ).
Per Rischka lassen wir uns zum Jaswant Thanda Tempel fahren. Das ist eine Gedenkstaette aus Marmor, fuer den populaeren Herrscher Jaswant Singh II., der Jodhpur von Banditen saeuberte, Bewaesserungssysteme anlegen liess und die Wirtschaft ankurbelte. Der Tempel ist hoch ueber der Stadt in einem huebschen Garten gelegen. Von hier aus haben wir auch eine schoene Sicht auf das imposante Meherangarh Fort. Hier oben haben wir auch die schlechte Luft und den Laerm zurueck gelassen. Die Sonne scheint warm und der Himmel ist strahlend blau, was will man mehr?
Zu Fuss gehen wir zum Fort hinueber. Viele Male wurde das Fort angegriffen, doch keinem Heer gelang es, es einzunehmen. Alle scheiterten an dem taktisch gut gewaehlten Platz auf dem Berg und den maechtig und imposanten Mauern. Der Eingang zum Fort ist eine breite gepflasterte Strasse die rampenartig zwischen zwei Waellen hinauffuehrt. Doch kurz vor den riesigen Eingangstor macht es einen rechten Winkel. Kein Elefant konnte so genuegend Schwung erreichen um das, mit Speeren gespickte Tor einzuschlagen. Dieses Fort soll die denkbar authentischste Manifestation des unaufhoerlichen Kreislaufs von Krieg, Ehre und Extravaganz, das untrennbar mit Rajputana verbunden ist, darstellen. Der momentane Maharadscha wurde nach dem Tode seines Vaters bereits mit 4 Jahren gekroent. In den vielen verschiedenen Gemaechern und Raeume koennen wir unter anderem den Trohn aus Marmor, prunkvoll verziehrte Waffen, die Wiegen der Kinder und ein 250 Jahre altes Zelt aus Seide sehen. Der Ausblick von hier oben ueber die Stadt, ist fantastisch! Deutlich koennen wir die blau bemahlten Haeuser der Altstadt sehen, die Jodhpur den Namen, blaue Stadt einbrachte.
Als Rueckweg nehmen wir einen kleinen Pfad der zur Altstadt fuehrt. Kleine Dachrestaurants laden uns zum Verweilen ein.



Montag 03.01.2005


Puenktlich um 9 Uhr steht unser Chauffeur mit dem weissen indischen Rolls Roys bereit. Dungar, der Mann aus dem Touristbuero wird uns begleiten und uns die Kulturen und ihre Eigenheiten erklaeren. Zur Abwechslung ist es schoen chauffiert zu werden, zumal der Fahrer sein Handwerk perfekt beherrscht. Bei jedem Halt springt er heraus und oeffnet Sonja die Tuer. Ob das Michi von nun an wohl auch macht??? Der erste Halt ist in einem Bishnoi-Dorf. Dieses Volk lebt schon seit Jahrhunderten nach 29 Geboten. Die Wildtiere zu ehren und zu schuetzen ist ihr erstes Gebot. Das naechste gilt dem Schutz der Baeume. 1730 kam es zu einem blutigen Massaker, als der damalige Maharadscha seinen Soldaten befahl, Holzstaemme fuer einen neuen Palast zu sammeln. Trotz dem Bitten der Bishnoi wurden die Baeume in Khejadali gefaellt. Im verzweifelten Versuch, die Soldaten aufzuhalten, klammerten sich die Bishnoi um die Baumstaemme. 362 Bishnoi mussten sterben bis der Maharadscha das Einsehen hatte. Wir koennen nun dieses heilige Grab besuchen. Es wird erzaehlt, dass nie wieder Pflanzen ueber diesem Grab gewachsen sind. Die Natur soll so die Menschenopfer ehren.
Danach besuchen wir zwei Familien in ihren Lehmhuetten. Das Gemisch aus Lehm-Stroh und Dung, das fuer die Waende und Boeden benutzt wird, ist ganz fein verarbeitet. Der Vorplatz ist jeweils sehr sauber gehalten. Verheiratete Frauen tragen immer rote Roecke und Schleier. Die Maenner weisse Turbane und Hosen. Um die Frauen am wegrennen zu hindern werden sie von den Maennern mit schweren Ketten und breiten Fuss-und Armbaendern, meist aus silber oder Elfenbein, beschenkt. Die Bishnoi sind Bauern, leben aber in Eintracht mit den Wildtieren. Tiere wie Gazellen und Antilopen lernen das schnell und halten sich gerne in der Naehe der Haeuser und Felder auf. Es wird auch extra immer ein Gefaess mit Wasser bereit gestellt. Hingegen halten sie keine Haustiere, da sie sich nur vegetarisch Ernaehren und nie ein Tier schlachten wuerden.
Der naechste Halt ist in einem muslimischen Dorf, wo ganz viele Toepfe von Hand hergestellt werden. Auf der Toepferscheibe wird zuerst eine Rohform hergestellt. Nach einem Tag in der Sonne wird diese dann mit einem Rundstein und einem Holzhammer bearbeitet um so die runde Form zu erhalten. Einige Frauen verziehren dann die Toepfe, per Holzpinsel und mit Farben aus Steinpulver. Staendig sind wir von einer Schar Kindern umringt, die sich fotografieren lassen wollen.
An einem ganz idyllischen Plaetzchen wird fuer uns gekocht. Es wird uns gezeigt, wie hier das Opium als Begruessung zu einem Trunk verarbeitet wird. Opium ist offiziell verboten, scheint aber noch rege in Gebrauch zu sein. Gekocht wird auf offenem Feuer. Dungar kocht uns eigens das Gemuese und erklaert einiges ueber indische Gewuerze und Kraeuter.
Voller Eindruecke kehren wir von dieser Tour zurueck. Da wir morgen weiterfahren wollen muessen wir aber an die Arbeit. Dieselfilter reinigen, Wassertank fuellen, Interieur putzen etc.



Dienstag 04.01.2005


Dungar kommt gleich am Morgen bei uns vorbei und schenkt uns Gewuerze, die Sonja noch gefehlt haben um ayurvedisch zu kochen. Supernett!
Noerdlich der Stadt liegt die fruehere Hauptstadt. Mittlerweile sind fast nur noch die Tempel welche zum Gedenken errichtet wurden, erhalten. Die Tempel sind voll mit ausgezeichneten, voller Details steckenden Verziehrungen an Saeulen und Kuppeldaecher. Das Ganze befindet sich in einer schoenen Gartenanlage mit Blumen, Baeumen und Palmen, und wir kommen uns fast vor wie in einem alten Film à la „Dschungelbuch“. Ganz viele Affen leben hier wild und raeckeln sich ueberall in der Sonne. Wir koennen ganz nahe an sie heran, sind aber auf einen frechen Angriff gefasst. Doch unseren Rucksack scheint sie nicht zu interessieren. Sie erhalten genug Futter von Glaeubigern. Streifenhoerchen, Voegel und co. fuehlen sich auch sauwohl. Ueberall fleucht und huepft es um uns herum.
Wir nehmen eine Nebenstrassen Richtung Osian. Ab und zu sehen wir grosse Sandduenen. Im Kontrast davor und dahinter sind jedoch immer wieder Rapsfelder angepflantzt. So haben wir wieder unsere liebe Mueh und Not ein ruhiges Plaetzchen zu finden. Es wird nichts aus einem gemuetlichen Nachmittag im Sand. Wir muessen uns damit Begnuegen, erst Abends gegen fuenf fuendig zu werden. Mindestens ein Haus ist in Sichweite und ein kleines Dorf muesste etwa einen Kilometer weiter sein. Als wir dann so in der Abendsonne sitzen, faehrt eine Rischka auf der Strasse vorbei. Der Fahrer winkt und haelt, steigt aus und kommt tatsaechlich zu uns her. Als er 3 Meter vor uns steht, stehen wir auf und wollen ihn begruessen. Michi geht mit ausgestreckter Hand auf ihn zu, da erschrickt der Mann und rennt wie von Furien gehetzt weg. Von der Strasse aus winkt er uns wieder zu. Komisch, wieso hat er so eine Angst vor uns?
Sobald die Sonne untergeht wird es kuehl, so Essen wir drin. Danach setzen wir uns nochmals hinaus, um den klaren und weiten Sternenhimmel zu betrachten. Einige Sternschnuppen fallen in die kuehle Nacht hinab...< /h4>

Mittwoch 05.01.2005


Auch am Morgen ist es herrlich ruhig, seit gestern ist nur ein Traktor, eine Rischka und ein Kamelwagen vorbeigezogen. Seit langem koennen wir wieder einem draussen Fruehstuecken. Eine Herde Ziegen wandert in unserer Naehe vorbei. Wir kriegen Besuch von einem alten Hirten und einem Jungen. An der Strasse faehrt gerade ein Fahrradfahrer vorbei und auch er kommt uns besuchen. Mit nur ein paar Brocken Englisch ist die Konversation recht schwierig. In Wuestenbotanik kriegen wir eine kleine Lektion. Von dem Khejri-Baum koenne man die Fruechte essen. Der Fahrradfahrer hat welche dabei und wir kriegen ein paar Geschenkt. Im Gegenzug erhalten sie von uns ein Paeckli Guezli, einen Lollipop und ein paar Aspirin fuer den Alten. Der will dann sogar seine Kamelhaardecke mit Michis warmer AS-Jacke tauschen. Doch das kann Michi souveraen abblocken. Die obligate Fotosession darf auch nicht fehlen und wir versprechen die Bilder zu schicken. Die Einladung zum alten Hirten nach Hause koennen wir irgendwie umgehen.
Endlich koennen wir losfahren. Keechen und den See finden wir nicht auf Anhieb. Schlussendlich treffen wir auf einen Tourguide mit einer schweizer Familie, die auch die Jungfernkraniche besuchen wollen. Jeden Winter kommen hier diese Kraniche von den zentralasiatischen Steppen her. Die Dorfbewohner ermutigen die Voegel zusaetzlich indem sie ihnen taeglich Futter auslegen. Das mag auch der Grund sein, weshalb man relativ nahe an die Tiere herankommt.
Gerade als wir abfahren wollen, faehrt ein Jeep vor. Ein Mann mit Turban erzaehlt uns von seiner Institution die den Dorfbewohnern und dem Land zugute kommt. Er kriegt auch viel Unterstuetzung von der Schweizer Botschaft. Auf unserem Weg sollen wir noch eine einzigartige Bibliothek besuchen, meint er. Er will sein Empfehlungsschreiben mitgeben, darum muessen wir noch in sein Buero. Wir staunen nicht schlecht, als wir erfahren, dass er der Prinz dieser Region ist ( sein Vater ist Maharadscha und er der Nachfolger ). Er zeigt uns die Schreiben verschiedener Botschaften und Politiker die seine Arbeit unterstuetzen. Die Organisation kuemmert sich um die Wasserversorgung, Aufforstung, Gesundheitswesen, Familienplanung und Risiken in der Sexualitaet. Was wir nicht wussten, es soll hier in Rajastan ganz viele Aids-Kranke geben. Nicht nur die Kraniche werden geschuetzt, auch der Natur werde viel sorge getragen. Der Prinz habe schon erfolgreich verhindert, dass Hotelkomplexe hier gebaut wurden. Wir finden die Projekte ganz toll.
Mit dem Empfehlungsschreiben in der Hand duesen wir weiter. Bei einem kleinen Strassenrestaurant halten wir an. Wir bestellen etwas zu Essen, wissen aber nicht was der Koch hat. Es wird jedenfalls frisch fuer uns zubereitet. Etwas nudelaenliches mit Tomaten an einer Sauce, dazu Chapati. Zum Glueck ist es nicht zu scharf. Dass sich dann alle 4 Typen gleich neben uns setzen, uns genau beim Essen zukucken, daran sind wir ja schon fast gewoehnt.
Den Tempelort finden wir gut. Und mit der Empfehlung des Prinzen wird uns der Zugang zu der unterirdischen, bisher groessten privaten Buechersammlung in ganz Asien, gewaehrt. Dies ist das Lebenswerk eines Gurus. Der Mann lebte zuerst 10 Jahre in einem unterirdischen Zimmer, niemand durfte ihn sehen. Das Essen wurde ihm jeweils per Flaschenzug gereicht. Nun lebt er hinter einem Vorhang. Nur Nachts, wenn alle schlafen, geht er in die unterirdische Bibliothek und sortiert die Buecher in die vielen Regale ein. Wir sind von der Groesse und Laenge dieser Gaenge beeindruckt. Das Ziel des Gurus ist es, hier eine Universitaet aufzubauen. Der Lesesaal fuer 4500 Menschen ist bereits erstellt. Es ist schon halb fuenf Uhr, doch hier bei dem Tempel wollen wir nicht bleiben.
Zufaellig sehen wir noch zwei grosse Antilopen am Wegesrand. Sie lassen sich sogar fotografieren. Ein paar Kilometer weiter gibt es ein Gebiet ohne Felder und Zaeune, aber mit einigem Buschwerk und Baeumen. Hinter einer Baumgruppe beziehen wir das Nachtquartier. Wir sitzen draussen und geniessen das Abendrot, die Ruhe wird leider immer wieder durch Schiessuebungen der Armee unterbrochen. Mehrere Male wird der Nachthimmel durch eine kuenstliche Sonne erhellt, damit die Soldaten auch Nachts sehen wohin sie schiessen muessen.



Donnerstag 06.01.2005


Puenktlich zum Ende unseres Fruehstuecks tauchen wieder zwei Jungs auf. Sie wollen etwas erbetteln, worauf wir aber nicht eingehen. Auf der Strasse kommen uns wieder Massen von Armeefahrzeugen entgegen. Es scheint zur Zeit wirklich eine Grossuebung zu laufen. Als wir einen Radfahrer entdecken halten wir an. Es ist ein Amerikaner. Er ist schon seit drei Monaten in Indien unterwegs und will noch eine Weile bleiben.
Bald erreichen wir Jaisalmer, die Wuestenstadt. Das RTDC Hotel Moomal finden wir schnell. Auch da koennen wir uns guenstig hinter das Hotelgebaeude stellen. Als erstes gehen wir bei einem Gatenrestaurant essen. Den Rest des spaeten Nachmittags verbringen wir mit dem Vorbereiten der Homepage-Bilder und Texte.
BILDERGALLERIE 8



Freitag 07.01.2005


Kaum ist Michi aufgestanden und draussen vor dem Auto, kommen schon die ersten neugierigen Hotelgaeste. Es sind Inder aus der Mittelschicht, die hier ein paar Tage Urlaub machen. Sie finden den TCM und vor allem die Einrichtung super. Unter anderem vermieten sie Limousinen mit Chauffeur und traeumen schon lange von einem Wohnmobil. Aber diese sind in Indien nicht einfach erhaeltlich. Sie laden uns noch in ihr Zimmer ein, damit wir selber gebackenes Fladenbrot und Guetzli probieren koennen. Sie haben viele Lebensmittel von zu Hause mitgenommen und laden uns fuer Morgen frueh zum Fruehstueck ein.
Jaisalmer ist eine Kleinstadt, so laufen wir in die Stadtmitte. Erfreulicherweise treffen wir sogleich auf die German Bakery und genehmigen uns guten Kaffee und Pancakes und Croissants. Dann geht’s ins Fort hinauf. Alle Teile des Forts, angefangen von den aeusseren Befestigungswaellen bis hin zu den Palaesten, Tempeln und Haeusern, sind aus weichem gelben jurassischem Sandstein erbaut. Feinsinnig gemeiselte Sandsteinfassaden saeumen die verschlungenen schmalen Gasen. 2000 Menschen leben innerhalb der Festungsmauern, von denen etwa 70% Brahmanaen und die restlichen 30% ueberwiegend Angehoerige der Rajputen-Kaste sind. Waehrend wir also so durch die Gaesschen bummeln, koennen wir durch offene Tueren in Haeuser und Hinterhoefe schauen und am Alltagsleben der Einwohner ein bischen Teilhaben. Kuehe sind auch hier ueberall anzutreffen. Den eindrucksvollen Jain-Tempel gehen wir besuchen. Einmal mehr sind Waende, Decken und Saeulen mit wundervollen und fein gearbeiteten bildhauerischen Motiven verziehrt.
Jaisalmer ist sehr auf Touristen eingestellt. Fast alle Restaurants bieten neben den indischen auch internationales Essen an. Wir finden sogar ein italienisches Restaurant mit leckeren Barillateigwaren und richtigem Kaffee. Es ist so schoen auf der Dachterasse zu sitzen und den warmen Sonnenschein zu geniessen.
Spaeter spazieren wir durch die Stadt unterhalb der Burg und sehen uns einige Havelis ( extravagante Herrenhaeuser ) an. Diese Haeuser sind jeweils mehrere Stockwerke hoch und sehr huebsch mit Gitterwerk und floralen Mustern verziehrt. Reiche Kaufleute haben diese Haeuser im 18. und 19. Jahrhundert, zur Zeit als Jaisalmer als Handelszentrum aufbluehte, gebaut. Das Patwon Haus kann man auch von innen besichtigen. Einige Zimmer sind noch mit Moebeln und Handwerkszeug aus dieser Zeit ausgestattet.
Am spaeteren Nachmittag gehen wir noch zum Sunset Point hinauf. Dort treffen wir auf eine alleinreisende Frau und spaeter noch auf ein junges Paar die mit dem Motorrad unterwegs sind. Die Welt ist doch so klein, denn sie sind alle aus der Welschen Schweiz. Nachdem die Sonne untergegangen ist, gehen wir alle zusammen gemeinsam essen.



Samstag 08.01.2005


Gestern kamen wir spaet vom Essen zurueck, haben aber den Wecker auf halb Acht gestellt, da unsere indischen Freunde uns ja um Acht zum Fruehstueck abholen wollten. Ausgerechnet heute wuerden wir gerne laenger schlafen. Michi trifft die Familie von dem Hotel an. Liebenswuerdiges Geplaenkel, aber kein Wort mehr von Fruehstueck...so viel zur indischen Einladung...
Macht nichts, so koennen wir in der German Bakery fein Zmorgen essen. Danach ist eine Weile Internet angesagt, sofern der Strom laeuft. In der Stadt wird taeglich am Morgen 2 bis 3 Stunden der Strom abgestellt. Einige Geschaefte haben dann ihren eigenen Generator eingestellt. Es gaebe viele Windmuehlen rund um die Stadt, aber dieser „saubere“ Strom ist grossen Firmen vorbehalten.
Hier in der Stadt koennen wir uns auch wiedermal ueber die Flutkatastrophe Tsunami informieren. Es gibt Zeitungen und Internet. Ueberall wird hier auch fuer die Opfer gesammelt. Wir hoeren oder lesen einige Berichte ueber verunglueckte und gerettete Menschen. Als diese geschah, waren wir in Amritsar. Im Guesthouse konnten wir sogar Fernsehen, aber die Informationen ueber das Ausmass kam nur troepfchenweise durch. Viel haben wir von anderen Reisenden oder aus euren Meldungen erfahren. Natuerlich fehlen die Anklagen an die indische Regierung nicht. Es wird ihr vorgeworfen, an dem Weltgipfel zur Fruehwarnung und Hilfeleistung bei Erdbeben nicht teilgenommen zu haben. Auch die Hilfeleistung bei jeglichen Katastrophen seien schlecht organisiert. Auf jeden Fall ist es ohne Frage eine traurige Sache. Einerseits sind wir sehr froh, dass wir nicht in der Naehe waren, andererseits haben wir fast ein schlechtes Gewissen, da es uns so gut geht. Ihr zu Hause in der Schweiz koennt euch wirklich gluecklich schaetzen, wir sind ja grundsaechlich vor jeglichen grossen Naturkatastrophen sicher. Dass sich die ganze Welt solidarisch fuer alle Opfer einsetzt ist wohl nur ein Tropfen auf den kleinen Stein. Es ist aber erfreulich, dass die Menschen immer mehr Verbundenheit mit allen Voelkern zeigen, denn wir ALLE wohnen auf dem Planeten Erde. Es ist zu hoffen, dass auch die lieben Politiker das bald merken und danach handeln.
Den Nachmittag verbringen wir mit Waesche waschen, Schmieren, Dieselfilter wechseln und solchen Sachen. Am Abend gehen wir ins Restaurant vom Artist Hotel, Tel. 0091/22252082, artisthotel@yahoo.com. Das Hotel ist mit Hilfe eines Oesterreichers und einer einheimischen Musikerfamilie entstanden. Die traditionellen Geschichten, Lieder und das Spielen der Instrumente will man hier vor dem aussterben bewahren. Wir finden das eine gute Idee, geniessen die live Musik und sind ab dem Essen begeistert. Es gibt wiener Schnitzel, feines Lamm und koestliche hausgemachte Nudeln! Nach so langer Zeit weg von zu Hause, ist das fuer uns natuerlich ein Festessen.



Sonntag 09.01.2005


Wir geniessen das reichliche Angebot und fruehstuecken wieder in der German Bakery. Ein liebenswuerdiger Mitarbeiter hat uns auch etwas Trockenhefe besorgt, somit sind unsere selbstgebackene Brote fuer eine Weile gesichert. Danach laufen wir hin und her und erledigen unseren Grosseinkauf. Morgen solls fuer ein paar Tage in die Wueste gehen. Und die Chancen stehen hoch, dass wir in diesem Teil der Wueste Thar endlich ein einsames Plaetzchen zwischen den Duenen finden koennen.
Im TCM wird also alles verstaut. Aus den vormals geschenkten Wuestenfruechten stellen wir Sirup her und um die Milch laenger haltbar zu machen, erhitzen wir sie selber. Fuer den Sonnenuntergang gehen wir nochmals zum Hotel Artist. Von der Dachterasse aus, haben wir beste Sicht. Der tolle Nebeneffekt ist natuerlich, den Kaiserschmarren und Apfelstrudel im Angebot auszuprobieren. Und ihr glaubt’s nicht, besser koennte es in Oesterreich nicht schmecken!



Montag 10.01.2005


Aufbruchstimmung! Alles wird gut verstaut und eingeraeumt. Voller Hoffnung und Erwartung verlassen wir Jaisalmer. Die Strasse nach Khuhri ist schwach befahren. Einmal machen wir Pause am Strassenrand und koennen ein paar Erdhoernchen aus der Naehe betrachten. Ein Jeep haelt. Der Fahrer ist aus Khuhri und fragt nach unserem Problem. Wir haben keins. Er erzaehlt uns, dass sich hinter dem Dorf die Armee eingenistet hat, zwecks Uebung. Werden wir diese Typen den nie los?
In Khuhri biegen wir nach links weg und lassen die kleinen Resorts hinter uns. Hinter der grossen Sandduene gibt es eine flache Ebene und danach lange, mit Bueschen bewachsene Sandhuegel. Wir laufen auf einen Huegel hoch um uns einen Ueberblick zu verschaffen. Schon kommt ein aelterer Mann gelaufen und will uns Chapati oder Tee verkaufen. Michi gibt ihm eine Zigarette, dann zieht er wieder von dannen. Wir fahren auf einer Sandpiste suedoestlich weiter. Das muesste eigentlich auch die Piste sein, die spaeter auf die Hauptstrasse Richtung Gujarat einmuendet. Wir haben von diesem Weg durch die Wueste erfahren, und wollen ihn auf jeden Fall ausprobieren. Auf diese Weise muessen wir nicht mehr nach Jaisalmer zurueck um den Kehr zu machen.
Nach dem dritten Sandhuegel biegen wir rechts weg und fahren in das „Tal“ hinein. Erst kurz bevor sich beidseits die Sandhuegel mit einer Duene treffen, parkieren wir hinter ein paar Bueschen. Im, wenn windstillen, heissen Sonnenschein sitzen wir gemuetlich und schauen den vorbeiziehenden Ziegen und Kuehen zu, die auf ihrem Weg nach Nahrung Ausschau halten und an den trockenen, harten Bueschen nagen. Die Voegel mit den schwarzen Haeubchen sind wie gewohnt die mutigsten und nisten sich gleich zwischen Sandblech und Achse des TCM ein. Zwei Gruppen aus jeweils 3 und 4 Gazellen grasen auch immer wieder in Sichtweite. Von weit her sehen wir einen Mann, doch dieser laeuft weiter und kommt nicht zu uns her. Abgesehen von tierischen Besuchern haben wir hier also ein ruhiges Plaetzchen gefunden.
Zum Sonnenuntergang marschieren wir auf unsere Sandduene hinauf. Von hier oben koennen wir sogar eine vielzaehlige Touristengruppe auf der anderen Sandduene bei Khuhri erkennen. Zwei Dromedare stehen am anderen Huegel und gucken zu uns herueber. Bevor die Sonne am Horizont wegtaucht wird sie richtig golden. Als sie dann ganz verschwunden ist, sendet sie ihre Strahlen gegen den Himmel und laesst ihn zwischen blau und rosarot erscheinen. In der Daemmerung laufen wir zu unserem Plaetzchen zurueck. Nach dem Essen setzen wir uns nochmals hinaus und betrachten den klaren Sternenhimmel. Ein Uhu schreit in die Nacht hinaus.



Dienstag 11.01.2005


Mit einer schoenen Regelmaessigkeit wartet uns dieser neue Tag mit Sonnenschein und blauem Himmel auf. Wir backen uns leckere Pfannkuchen und geniessen das Freiluftfruehstueck. Eine Kuhherde trottet gemaechlich ueber den Sandhuegel zu uns hinab. Sie glozen uns unverstaendlich an und fressen die Gemuese und Fruechteresten mit Haut und Schalen. Ab und zu kreisen Adler, Falke oder Geier ueber uns. Da aber, die zwei Kuhskelette in der Naehe komplett abgefressen sind, besteht keine Chance sie aus der Naehe zu betrachten. Auch die kleinen Wuestenfuechse sind sehr scheu und huschen jeweils schnell davon.
Der Wind blaest bis Mittags, danach wird’s schon recht heiss. Im Sommer, muss es hier unertraeglich sein, da koennen wir die vielen Dorfbewohner in der Wueste nur bewundern. Sie leben staendig unter harten Bedingungen und muessen vieles, was fuer uns selbstverstaendlich ist, entbehren. Immer wieder sahen wir Frauen die Kuebel voller Wasser von den Brunnen her zu ihren Huetten tragen oder trockene Aeste der Busche als Brennholz sammeln.
Abgesehen von zwei Hirten und einem Kamelreiter, die mal vorbeischauen, sind wir hier allein. Auf der Piste hoeren wir nur einmal am Tag ein Fahrzeug durchfahren. Ende des Nachmittags essen wir Gemuese und Reis. Es ist schon toll, koennen wir selber kochen und feine Sachen zubereiten. Auch die Freiluftdusche wird hier wiedermal eingesetzt. Einer duscht, der andere steht in der Dachlucke Wache. Man weiss eben nie, wenn ploetzlich jemand hinter den Bueschen anmaschiert.
Wir geniessen die Ruhe, die nur durch das friedliche Vogelgezwitscher und das gelegentliche Bimmeln der weidenden Ziegen unterbrochen wird.



Mittwoch 12.01.2005


Nach dem Fruehstueck entschliessen wir uns, ein paar Kilometer weiter an der Piste entlangzufahren. Ab und zu kommen wir bei einem kleinen Dorf oder einzelnen Haeuschen vorbei. Einmal ueberholen wir eine Kamelkarawane mit zwei Touristen. Mittags biegen wir von der Piste ab. Da es ziemlich flach ist und wenige Baeume und Buesche hat, ist die Wahrscheindlichkeit gross, dass wir von Nachbaren Besuch erhalten.
Die Ziegen sind schon da und knabbern an dem harten Gestruepp. Ein Bursche reitet auf einem Dromedar vorbei, bedeutet uns zu bleiben und galoppiert dann aufgeregt davon. Warscheindlich um die ganze Sippschaft zu holen. Ein alter Mann kommt als naechstes und setzt sich vor uns in den Sand. Wir bieten ihm Wasser an. Ihm gehoeren die Ziegen und er wohnt gleich hinter dem Huegel. Er hat einen Knaeuel Pflanzenfasern dabei die er zur Schnur dreht. Er hat einen ganz sympathischen Gesichtsausdruck und erzaehlt uns dies und das, ohne dass wir vieles verstehen. Da kommt der Bursche mit seinen Bruedern angewetzt. Neugierig bestaunen sie uns und palavern ueber uns. Es wird ueberhaupt nicht gebettelt. Aus dem Grund verteilen wir ein paar Lollipos. Dem Alten schenken wir Orangen und Bananen, die er erst nach einigen anbietenden Gesten von uns entgegennimmt. Bei Sonnenuntergang schickt er die Jungs nach Hause und er muss seine Ziegen eintreiben. Viel spaeter, als es schon lange dunkel ist kommt er wieder und ruft. Da auch hier immernoch eine ziemliche Maennerwelt existiert, kuemmert sich Michi um ihn, waehrend Sonja das Geschirr waescht und aufraeumt. Wir vermuten, dass der Alte allein wohnt und einfach gern mit jemandem redet, egal ob man sich sprachlich versteht. Jedenfalls sitzen sie in trauter Zweisamkeit eine Weile im Dunkeln, schluerfen Tee und plaudern.



Donnerstag 13.01.2005


Heute Morgen kommen die Jungs schon bevor wir fruehstuecken koennen. Neugierig setzten sie sich in den Sand und beobachten uns. Irgendwie ist uns das heute zuviel. Unter den Bedingungen haben wir keine Lust zu Essen. Wir vertagen das Fruehstueck und fahren los. Eigentlich sollten wir den Alten in seiner Huette besuchen gehen. Durch den fruehen Besuch, sind wir aber etwas verstimmt. Und da wir ihn von der Piste aus nicht sehen, lassen wir den Besuch und fahren weiter. Den ganzen Tag aber denken wir noch an ihn und hoffen, dass er es uns nicht uebel nimmt.
Viel zu frueh ist die Sandpiste zu Ende und wir erreichen die Hauptstrasse. Wieder viel Landwirtschaft und Viehzucht begleiten uns. Die meisten Behausungen sind so runde Lehmhuetten mit Strohdaechern. Aus diesem Grund haben wir fast das Gefuehl irgendwo in der afrikanischen Steppe zu sein.
Mit der Zeit aendert sich die Vegetation ein wenig. Es gibt bald einmal groessere Baeume am Strassenrand. Dort kommen dann zusaetzlich zu den Ziegen, Schafen, Hunden, Kuehen, Dromedaren auf der Strasse, noch die Languren ( Affen ) dazu. Kaum haben wir etwas gute Fahrt, muessen wir wegen Tieren wieder abbremsen.
Im spaeten Nachmittag passieren wir die Staatsgrenze zu Gujarat und verlassen Rajasthan. Hier treffen wir auf viele bluehende Felder. Zwischen Feld und Strasse verlaeuft staendig ein 3 Meter breiter Guertel aus Bueschen, Baeumen und dickem Gestruepp. So kann man wieder nirgends abbiegen und anhalten. Einmal kommt eine groessere Lichtung wo bereits ein Anhaenger steht. Hier koennten wir uns fuer die Nacht dahinter stellen. Der Beifahrer dieses Lastwagens sitzt auf einer Pritsche daneben. Wir koennen hier bleiben das sei kein Problem. Er selber „bewacht“ hier die Ladung Stahlrohre fuer die naechsten Tage, waehrend der Fahrer mit den Zugfahrzeug in der Werkstatt ist. Es geht natuerlich nicht lange und ein paar Leute vom nahen Dorf kommen vorbei und gucken neugierig. Gleich hinter den Bueschen hinter uns ist ein Haus. Der Hausherr, ein aelterer Bauer, ist hocherfreut, bringt uns gleich seine Pritsche zum hinsetzen. Das Nachtessen koennen wir noch ausschlagen. Es wird ein Feuer gemacht und all die vielen Maenner und wir setzen uns drumherum. Wir machen eine Pfanne voll Tee. Natuerlich nicht auf indische Art. So springt der Bauer davon und bringt uns noch eine runde Tee nach hiesiger Art ( suesser Schwarztee mit Milch ). Mittlerweile ist es schon dunkel und wir koennen uns, mit der Begruendung zu essen, zurueckziehen.



Freitag 14.01.2005


Morgens um sieben steht doch der Bauer mit dem heissen Tee schon vor der Tuer und ruft nach uns. Es genuegt auch kaum dass Michi mal Tee schluerft, nein, Sonja muss auch ein Glaeschen nehmen. Es sind schon wieder ein paar Maenner da und sitzen herum. Der Bauer bedeutet uns mit zu ihm zu kommen. Wie ganz selbstverstaendlich kommen alle auch mit und setzen sich neben uns unter das Vordach. Die Bauersfrau ist eine lustige, wir verstehen zwar nicht was sie so sagt, doch sie lacht immer wieder liebenswuerdig. Eifrig wird nochmals Tee gekocht und die Glaeser gewaschen. Wir erhalten einen Teller voll Erdnuesse und spaeter nochmals Tee. Danach will sich Sonja ins Auto verziehen zwecks Toilettenbesuch. Aber nein, die Bauersfrau rennt ihr hinterher und laesst sie nicht in Ruhe. Sie moechte doch so gern auch noch in unser Haus gucken, wie das gestern schon alle Maenner gemacht haben. Wir schenken ihnen etwas Salz und Zucker zum Abschied.
Die heutige Strecke fuehrt uns durch mittlerweile vertrocknete Sumpflandschaft, spaeter an einer riesigen Salzgewinnungsanlage und einer Stadt voller WC-Schuessel-Firmen vorbei. Seit wir in diesem Bundesstaat sind, laesst der Strassenbelag ziemlich zu wuenschen uebrig. Heute gibt es Streckenabschnitte wo sich Loecher an Loecher reihen und die Flicke grausig grob gemacht wurden. So verringert sich unser Durchschnittstempo immer wieder betraechtlich. Durch das Geschuettel loest sich sogar einmal ein Verbindungskabel an der Starterbatterie und als wir nach einem Halt abfahren wollen, macht der TCM keinen Mucks mehr. Zum Glueck ist die Ursache schnell gefunden und behoben. Als wir in einem Doerfchen anhalten um Wasser und Milch zu besorgen, sind wir eine Attraktion. Wir werden begafft und bald einmal von Kindern und Erwachsenen umringt.
Kurz vor dem Eindunkeln erreichen wir ein huegeliges Gebiet mit nur wenigen Haeusern und Feldern. Zwar in Sichtweite der Strasse, aber auf einem Huegelchen, parkieren wir. Der naechste Bauer schaut neugierig herueber, aber es kommt niemand her. Wir sind ziemlich muede und gehen frueh schlafen.



Samstag 15.01.2005


Am Morgen kommen Wiedehopfe und Tauben zu Besuch und picken eifrig am Boden herum. Die menschliche Stoerung laesst nicht lange auf sich warten. Der Bauer vom Huegel nebenan steht ploetzlich hinter dem TCM und poltert mit seinem Stock an unsere Wand. Das haben wir gar nicht gern. Wir hatten die Tuer offen und er haette nur mal herumlaufen koennen und uns dann gesehen. Michi pfurrt ihn ziemlich an.
Schoen frueh sind wir unterwegs. Anhand der Karte und den ca. 250 Kilometern koennten wir heute noch die Insel Diu erreichen. Die 12 Kilometer lange und nur 3 Kilometer breite Insel, war bis vor 40 Jahren unter der Kontrolle Portugals. In Gujarat ist Alkohol wieder verboten, aber in Diu ist er erlaubt und leicht erhaeltlich. So finden sich dort, neben den Individual-Touristen, vor allem viele Inder aus der Umgebung ein um sich am Wochenende zu betrinken. Wir wollen dahin um Urlaub am Strand zu machen.
Zuerst fahren wir auf einer vierspurigen gut ausgebauten Strasse. Doch in Rajkot biegen wir auf eine Ueberlandstrasse ab. Die wird schmaler und laesst zu wuenschen uebrig. Am Nachmittag muessen wir in einem Dorf eine Abzweigung finden, was nicht ganz einfach ist, da nirgends ein Schild steht. Wir fragen uns durch, wenden und hoffen auf dem richtigen Weg zu sein. Doch schon wieder kommt eine Gabelung ohne Schild. Wir fahren mal dem oeffentlichen Bus nach. Die Strasse wird noch schmaler und wenn Gegenverkehr kommt muss jeder halb ab dem Teerbelag fahren. Anhand des GPS und der Himmelsrichtung koennen wir nicht ganz so falsch liegen. Irgendwann erreichen wir dann das Tor zum Gir Nationalpark. Wir haben diese Strasse gewaehlt um durch den Park zu fahren. Wir erhalten eine Bewilligung mit der Uhrzeit der Einfahrt. So wird konntrolliert, dass sich keiner zu lange im Park aufhalten kann um die vielzaehligen Antilopen zu wildern. Dieser Park ist 260 km2 gross und ist das einzige Rueckzugsgebiet fuer wilde asiatische Loewen. Wir wollen uns den Park spaeter noch genau ansehen, denn einer von uns zweien will heute noch unbedingt in Diu ankommen!
Buschige Steppe wechselt sich mit dichten Urwald ab. Wir sehen einige Axishirsche die den Damhirschen aeneln, aber kleiner sind. Hirschziegenantilopen, Schakale, Wildschweine und exotische Voegel bekommen wir zu sehen. Die schmale Strasse wird bald zur tueckischen Schotterpiste und wir kommen kaum mehr vorwaerts. Zweimal halten uns die Waerter an, fragen nach der Bewilligung und nach Alkohol. Aber wir haben ja keinen dabei. Vielleicht koennte man ja mit Alkohol las Gegenleistung eine Uebernachtung im Park erwirken. Gemaess Reisefuehrer gibt es keine Uebernachtungsmoeglichkeiten im Park drin und zur Besichtigung muss man einen Jeep mit Fuehrer mieten. Aber eben, Diu ruft!
Nach dem Parkende ist die Strasse zwar wieder geteert aber immer noch schlecht ausgebaut. Es ist mittlerweile schon fuenf Uhr und die Sonne wirft ihr Abendlicht auf die gruenen Kornfelder, vielen roten und violetten Blumen und Pflanzen. Die Natur wirkt hier schon richtig tropisch. Die Strasse wird doch einmal etwas besser. Ist aber von vielen maechtigen Baeumen gesaeumt, an deren Aesten Blaetter und lianenartige Stengel hangen. Und da passierts! Der Beifahrer ruft noch „Achtung Baum“...Rums! Das vermeintlich, lange befuerchtete, ist eingetreten. Mit der oberen rechten Kante haben wir einen Baum gerammt. Sch...!Wie konnten wir nur so nachlaessig werden? Einer von uns liess sich von seiner Zielvorstellung treiben, hetzt und stresst um die verlorene Zeit einzuholen. Seit unserer Abfahrt haben wir uns schon etliche Stunden in Geduld und Anpassungsfaehigkeit geuebt. Und hier holt uns der Stress des eigenen Leistungsdruckes ein.
Benommen vor Schreck und Wut ueber uns selbst, steigen wir aus und begutachten den Schaden. Wie befuerchtet, hat es den Sonnenstoren erwischt. Ein Teil unseres Astabweisers ist weggeflogen und der Rest verzerrt und verbogen. Ein Teil des Storens ist ein Stueck nach Hinten verschoben. Die Grundplatte ist zum Glueck noch an ihrem Platz. Mit Baendern zurren wir den Storen fest, damit es sich unterwegs nicht loesen kann.
Der Weg nach Diu ist schlecht beschrieben und wir muessen des oeftern fragen. Wir sind ganz nah, muessen aber noch einen Umweg fahren, da die Bruecken weiter ostwaerts sind. Wir wollen zur ersten Bruecke und zweigen ab. Wieder erwartet uns eine miese Strasse. Die Bruecke ist fuer Lastwagen und grosse Fahrzeuge gesperrt. Also muessen wir zurueck oder auf der miesen Strasse in Kanalnaehe fahren. Es dunkelt ein. Fahrraeder, Menschen und Kuehe sind ohne Licht unterwegs und wir beide konzentrieren uns fest auf die Meter vor uns um ja nichts zu uebersehen. Dann endlich kommt die hell erleuchtete Bruecke. Die paar Kilometer zum Hotel Hoka sind dann relativ einfach, da die Strasse breit und beleuchtet ist.
Wir haben Platz zum parkieren und koennen gleich in ein Zimmer um zu duschen! Ahh das ist eine Wohltat. Das Hotel ist ganz huebsch und sauber. Es gibt auch eine Hauskueche die einladende Speisen anbieten. Also wird erst mal gegessen und sich auf andere Gedanken gebracht. Es wird noch ein Feuer angezuendet und ein paar Reisende sitzen rundherum und gespraecheln. Schlussendlich sitzen wir nur noch mit einem Englaender zusammen. Es wird spaete Nacht bis wir ins Bett torkeln.



Sonntag 16.01.2005


Trotz wenig Schlaf sind wir frueh wach und genehmigen uns ein Fruehstueck. Bei Tageslicht wird nochmals Schadensbegrenzung gemacht. Die Astabweiser wurden weggedrueckt und haben einen feinen Riss im Dach verursacht. Die seitlichen Teile des Storens sehen ziemlich wuest aus und koennen vermutlich nicht mehr verwendet werden. Ob man das Ganze noch gebrauchstuechtig zusammenflicken kann, wird sich noch herausstellen.
Uns hat man schon von zwei grossen Fahrzeugen, die einige Kilometer weiter am Strand stehen erzaehlt. Wir wollen da mal vorbeigehen. Tatsaechlich handelt es sich um die drei Deutschen die wir schon in Pakistan angetroffen hatten. Wir tauschen unsere Erfahrungen aus. Es ist schon lustig, wie man oftmals unabhaengig, aehnliche oder gleiche Erlebnisse zu berichten hat. Danach duesen wir per Motorrad in das Staedtchen. Die meisten Laeden haben hier am Sonntag geschlossen. Trotzdem sind viele unterwegs und die Restaurants sind vor allem mit Indern aus dem Mittelstand besetzt.
Abends sitzen wir wieder am Feuer und erhalten Unterricht in dem indischen Spiel Carambole. So zieht sich der Abend auch wieder dahin. Nach Mitternacht kommt eine Schweizerin ins Hotel zurueck. Sie war spontan zu einer lokalen Hochzeit eingeladen gewesen. Sie erzaehlt uns davon, so kommen wir ins Gespraech und bleiben eine weitere Weile sitzen. Der Cousin des Besitzers ist hier mit seiner Schwester in den Ferien und beteiligt sich sehr gern an den Gespraechen. Es ist eine kleine, aber superinteressante Runde.



Montag 17.01.2005


Am Morgen trifft man sich wieder und es wird eine Weile zusammengesessen und gespraechelt. Danach widmet sich Michi dem Sonnenstoren und Sonja dem PC. Michi kniet stundenlang muehsam auf dem Dach und repariert den Storen waehrend Sonja mit Silvia aus der Schweiz, ins Staedtchen duest um das Internet aufzusuchen. Die Verbindung kommt aber wenn ueberhaupt, nur zoegerlich zustande und bricht immer wieder ab. Es ist nicht an mailen oder surfen zu denken.
Wir essen im Hotel und geniessen die letzten Gespraeche mit den netten Menschen, da die meisten morgen weiterreisen. Diesmal schaffen wir es aber noch gleichentags ins Bett. < /h4>

Dienstag 18.01.2005


Gemaechlich beginnen wir diesen Tag. Eigentlich wollten wir hier ja Urlaub machen. Doch es gilt noch die letzten Reparaturen zu machen, Sonjas Haare zu faerben und von Hand Waesche zu waschen. So vergeht die meiste Zeit des Tages im Fluge. Abends geht es Michi ploetzlich nicht mehr so gut. Er hat Magenkraempfe und wir koennen uns gar nicht erklaeren wovon das kommen kann. Sonja studiert schon das Buch „Wo kein Artzt ist“ um moegliche Ursachen und Behandlungen zu finden. Der heisse Kirschensack, Tollkirschen-Globuli, Kamillentee und Haferschleim soll Michis Magen wieder ins Lot bringen. Nach ein paar Stunden haben die Magenkraempfe wirklich nachgelassen, so kann auch an Schlaf gedacht werden.



Mittwoch 19.01.2005


Zum Glueck konnte Michi durchschlafen und sich so einigermassen erholen. Er ist zwar noch nicht ganz auf dem Damm, aber es ist viel besser als gestern. Heute wollten wir ja nach vorne zu den Deutschen an den Strand uebersiedeln. Wir bleiben bei unserem Plan, essen den Rest des Haferschleims...wuerg, packen alles fest und verlassen den Hotelparkplatz.
Wir werden in der kleinen Kommune gern aufgenommen. Da Ralf an seinem Fahrzeug aber einen ziemlich argen Defekt bemerkt hat, ist die Stimmung etwas duester. Es wird geschraubt, ausgebaut und studiert. Es muss die Nockenwelle sein! Waehrend Sonja mit Kathrin und Martin zum Einkaufen nach Diu faehrt, bekommt Ralf von dem befreundeten Inder Harisch eine Adresse eines guten Mechanikers. Morgen soll er dorthin um den Schaden genau zu lokalisieren und hoffentlich zu beheben. Das Fahrzeug wird wieder zusammengebaut und beim Eindunkeln, ist man soweit. Die Idee ist, dass Martin mit seinem Lastwagen den von Ralf bis zur Werkstaette schleppt. Zu diesem Zweck muss der Truck aus dem Sand bis zum festen Untergrund gezogen werden. Wie gesagt ist es schon sehr dunkel und der Truck steckt bereits in einem Sandloch fest. Wir hantieren mit Bergegurten und Sandblechen, ziehen zusaetzlich mit unserem TCM an beiden Fahrzeugen. Wir schaffen es zwar ziemlich weit aber doch nicht bis zum festen Untergrund. Irgendwann meint Ralf es habe keinen Sinn mehr. Wir brechen ab, stellen alle Fahrzeuge wieder hin und kochen Spaghetti. Ahh...das haben wir mittlerweile verdient und es schmeckt koestlich.



Donnerstag 20.01.2005


Das Dreiergespann duest am Morgen mit Martins Truck los. Es ist ja das gleiche Modell, so kann dem Mechaniker das Problem gezeigt werden. Wir indessen, werkerln ein bischen weiter, Toilette entleeren, Innenraum putzen, vorkochen etc. Nachmittags faehrt der Trupp wieder ein. Es sei nicht ganz so schlimm wie Ralf befuerchtet hat. Die indischen Tata-Lastwagen haben die gleichen Mercedes Motoren und die Mechaniker machen einen serioesen Eindruck. Ralf fuellt das Motorenoel ein und baut auch sonst alles wieder zusammen, damit er morgen selber nach Una fahren kann.
Wir stehen hier direkt am Meer, ein paar Meter unterhalb beginnen die Klippen, die je nach Meeresstand mehr oder weniger mit Wasser bedeckt sind. Unsere deutschen Kollegen haben schon gute Vorarbeit geleistet; die Besuche der Kinder halten sich in Grenzen. Morgens kommen sie jeweils die leeren Flaschen abholen und wenn sie ein bischen Wasser bekommen haben gehen sie meistens wieder. Dann kommen die Ziegen um den Gruenabfall zu fressen Abends sind ein paar Leute in der Naehe die fischen, sonst ist es gemuetlich und ruhig. Die Temperaturen sind angenehm, mit dem Wind teilweise fast frisch.
Abends sitzen wir in gemuetlicher Runde zusammen, trinken Bier und ( endlich wieder einmal ) Wein, auch wenn’s Portwein ist.



Freitag 21.01.2005


Fast haetten wir vergessen Annie zu erwaehnen. Das ist eine etwas aeltere Dame aus der Familie der Riesenschnauzer. Sie schaut ganz verdutzt und aufgeregt, als ihr Herrchen Ralf heute einmal ohne sie in den Truck steigt und wegfaehrt. Da sie ja Kathrin und Martin mittlerweile gut kennt, bleibt sie schoen brav bei ihnen. Da Martin das Hundesitten ernst nimmt, will er sie nicht allein lassen. So duesen Kathrin und Sonja per Motorrad zum einkaufen los.
Auf dem Fischmarkt ist allerhand los. Wir gucken uns erst mal alle Angebote an. Von den komisch getrockneten Fischen und Crevetten sieht Sonja ab. Doch es gibt frischen Thunfisch und steakgrosse Stuecke eines anderen Riesenfisches. Wir verhandeln hart um die Preise. Schlussendlich haben wir prall gefuellte Taschen.
Michi schleppt einen halben Baumstamm her. Er will Feuerholz daraus hauen, doch der Stamm ist zaeh. Michis und Martins Beil gehen dabei zu Bruch. Beide aechzen und schwitzen. Nach etwa zwei Stunden haben sie ein paar Scheite fuer ein Feuer abgehackt.
Mhh, zu den gegrillten Fischsteaks und Scampi gibt’s leckeres Gemuese. Ein richtiger Festschmaus ist das. Und da Ralf nicht aus der Werkstatt zurueckgekommen ist, muessen wir alles alleine essen!



Samstag 22.01.2005


Gegen Mittag ziehen die Girls wieder los um einzukaufen. Es ist fast ein bischen peinlich wenn wir Frauen jeden Tag in den Beerladen gehen um Bier und Portwein zu kaufen. Die Angestellten grinsen schon von weitem wenn wir unser Motorrad abstellen. Da man ja fuer Brot, Milchprodukte, Gemuese und sonstiges jeweils seperate Geschaefte aufsuchen muss, dauert das Einkaufen eine Weile.
Mitten am Nachmittag, als die Maenner ihre Siesta machen und die Girls in Ruhe ausspannen und lesen wollen, kommt Harish daher. Er will mit Martin zu Ralf in die Werkstaette fahren. Martin hat ein Ersatzteil bestellt, dieses koennte man holen. Wir verstehen nicht ganz, Ralph wird das Teil ja mitbringen wenn er zurueck kommt. Harish will unbedingt zur Werkstatt fahren, es werde auch vermutet, dass Ralph zuwenig Geld habe. Doch Martin winkt ab und wir vertiefen uns wieder in die Buecher. Etwas beleidigt zieht Harish ab. Tja, wir werden nicht als Animateure bezahlt und wollen auch einmal unsere Ruhe haben. Kinderscharen kommen auch regelmaessig vorbei und beobachten unser Tun.
Nach einem koestlichen Gemuesecurry trudelt Harish wieder bei uns ein. Ralph sei auf dem Weg zurueck, die Reparaturen seinen abgeschlossen. Der Inder ist bereits sehr angeschwipst und bringt noch ein paar Flaschen Bier und eine Flasche Whiskey mit. Den Whiskey trinkt er mit Wasser verduennt selbst. Er wird immer ausgelassener und erzaehlt lustige und wirre Sachen. Irgenwann hoeren wir das Droehnen eines Dieselmotors und zwei Lichtkegel huepfen auf und ab. Uebergluecklich steigt Ralph aus. Er habe zwei supertolle Tage verlebt. Zum einen seien das supergute Mechaniker und zum anderen hat er fast alle Einwohner von Una kennengelernt. Immer wieder war er eingeladen und hatte selber seine Bude staendig voller Menschen. Harish will unbedingt den Preis wissen, den Ralph fuer die ganze Arbeit bezahlen musste. Ralph hingegen weicht der Antwort immer wieder aus. Schlussendlich zieht Harish beleidigt ab.



Sonntag 23.01.2005


Heute wollen wir unsere Vorraete aufstocken, denn auf Morgen ist die Abfahrt geplant. Wir lassen noch einmal zwei Huehner schlachten, kaufen Gemuese und Portwein ein. Der Besuch im Internet faellt etwas kurz aus, da die Verbindung ploetzlich unterbrochen wird.
Kathrin und Sonja kochen fleissig, denn heute soll es Kartoffel-Bohnen-und Teigwarensalat geben. Martin grillt das Huhn ueber dem Feuer. Mhh, wie das riecht! Wir geniessen die Lagerfeuerromantik. Als kroehnender Abschluss sozusagen, werden wir von einer Hyaene ueberrascht. Wir wissen schon lange, dass ein Paerchen in den Klippen lebt. Als nun eine unmittelbar etwa 10 Meter neben uns auftaucht sind wir doch ueberrascht. Das Tier erschrickt auch, denn der Wind hat verhindert, dass es unsere Witterung aufgenommen hat. Die Hyaenen sind sandfarben und haben schwarze Streifen.



Montag 24.01.2005


Wir essen noch gemuetlich unser Fruehstueck bevor wir alles einraeumen und losfahren. Zuerst wollen noch alle ihre Trucks auftanken. Das Wasser an der Tankstelle reicht nur fuer zwei Fahrzeuge. Wir gehen vorerst leer aus. Aber wir haben ja noch ein bischen Reserve. In Una fahren wir zu der Werkstaette. Hier muess beim TCM dringend ein Oelwechsel vorgenommen werden.
Auf meist schmalen und loechrigen Strassen fahren wir nach Sansan Gir. Wir wollen den Gir Nationalpark besuchen. In kurzen Gebietsabschnitten welche bewaldet sind, sehen wir bereits ein paar Hirsche. In dem Oertchen Sansan Gir werden wir gleich von vielen Indern belagert die uns eine Jeepsafari oder ein Zimmer anbieten wollen. Das erste Hotel wurde uns mit einem schoenen Garten versprochen, doch als wir hinkommen ist weit und breit kein Garten zu sehen. Schlussendlich finden wir ausserhalb des Oertchens ein Restaurant mit einem Mangogarten. Hier koennen wir sogar die Dusche benutzen.



Dienstag 25.01.2005


Ralph geht es nicht besonders gut, desshalb bleibt er lieber im Bett. Wir vier anderen laufen am Nachmittag ins Oertchen und wollen uns im Informationscenter des Parks umschauen. Es gibt einiges Interessantes ueber die Tierwelt zu erfahren. In einem der wenigen Strassenrestaurant wollen wir etwas essen. Da die Leute uns die Menuekarte nicht erklaeren koennen, gehen Kathrin und Sonja in die Kueche und lassen sich einiges zeigen. Trotz allem wissen wir nicht genau was wir wohl erhalten. Doch es schmeckt alles sehr gut und die schaerfe ist auszuhalten.
Abends kommt der Chef des Restaurants vorbei um uns fuer seine Safari zu gewinnen. Da wir die Preisliste mittlerweile kennen, sagen wir bei dem fairen Angebot zu. Bereits um halb sechs soll uns der Fahrer abholen. Also gehen wir zeitig ins Bett.



Mittwoch 26.01.2005


Um fuenf Uhr frueh geht der Wecker. Gespannt stehen wir auf. Kurz nach halb sechs werden wir von dem Guide in einem Jeep abgeholt. In der Dunkelheit fahren wir ueber holprige Pisten durch den Wald. Dreimal hoppelt ein Hase im Scheinwerferlicht vor uns und zwei Schakale. Zweimal durchfahren wir ein kleines Dorf. Puenktlich zum Sonnenaufgang erhalten wir das Fruehstueck: ganz gefrohrene Butter und Ketchup, halbgefrohrenes Toast und ein paar Paeckli Chips! Wir lachen uns halb tot. Ausgerechnet heute traegt keiner der Maenner ein Messer mit sich rum, so kann die Butter gar nicht verstrichen werden. Wir stehen alle um das Fahrzeug rum und kauen etwas lustlos auf den Utensilien rum. Ein paar machen Sandwiches mit den Chips und dem Ketchup.
Kurz darauf kommen wir in den Kern des Nationalparks. Schon bald sehen wir alle paar Meter Gruppen von Axis Hirschen. Eine Hirschkuhantilope und ein Reh-aehnlicher Hirsch laufen uns auch noch ueber den Weg. Die Tiere sind nicht sehr scheu aber sobald wir aus dem Fahrzeug steigen werden sie unsicher. Horden von Affen befinden sich auch oft in der Naehe der Axis Hirschen. Der Guide erkennt eine Loewenspur auf dem Sandboden. Die Tatzenabruecke sind recht gross. Nachdem wir die Umgebung besonders genau studiert haben fahren wir weiter. Ploetzlich zeigt der Fahrer nach vorne. 50 Meter vor uns springt ein Leopard durch das hohe Gras. Wir sind paff und aufgeregt zugleich. Leider viel zu schnell geht die Raubkatze in Deckung. Wir fahren vorsichtig weiter und sehen den trockenen Bachlauf, wo er wohl ungesehen so schnell verschwinden konnte. Immerhin, dass wir einen Leopard zu Gesicht kriegen, haetten wir nicht zu hoffen gewagt. Die Loewen hingegen halten sich versteckt.
Mitten in dichten Wald oeffnet sich eine Lichtung um den Blick auf einen farbigen Tempel freizugeben. Es wird Pause gemacht. Wir koennen einige, auch wieder neue, Voegel beobachten. Manchmal ist ja ein Schritt hinter die Buesche auch ganz interessant. Sonja muss mal und schaut gespannt ob keine Zwei-oder grosse Vierbeiner zuschauen. Eine genauere Untersuchung des Bodens ergibt so einiges. Zuerst ein paar Pfauenfedern und dann ploetzlich eine praktisch komplette Schlangenhaut. Man kann noch genau erkennen wir sich die Schlange an einem Stein gerieben hat. Ganz grosse Hautschuppen kleben noch daran. Puh! Zum Glueck ist nur die Haut da. Da raschelt es im Unterholz; nur eine kleine Eidechse.
Mittlerweile ist es recht heiss geworden. Eine Frau aus einem nahen Dorf steigt zu uns ins Auto. Wir sitzen alle ziemlich gequetscht aufeinander. Ein entgegenkommender Guide erzaehlt unserem Fahrer, dass er unweit einen Loewen gesehen hat. Doch das Glueck ist uns nicht hold und wir fahren aus dem Park hinaus, ohne einen der 360 asiatischen Loewen gesehen zu haben. In Sansan Gir erfahren wir, dass Englaender auf einer anderen Tour sogar zwei gesehen haben. Es gibt sie also doch.
Den Rest des Nachmittags verbringen wir im Schatten der Mangobaeume und fuellen unsere Wasservorraete auf.



Donnerstag 27.01.2005


Das erste Teilstueck heute, ist eine holprige Feldstrasse durch dichten Wald. Auch spaeter ist die Teerstrasse in leidigem Zustand, so fahren wir meist sehr langsam. In jeder Kleinstadt muessen wir uns den Weg erfragen, da die Schilder fehlen oder fuer uns nicht lesbar sind. Es gibt auch keine Umfahrungen und wir muessen oft im Zickzack-Kurs durch die Staedtchen fahren. Einmal mehr fahren wir den ganzen Tag an riesigen Feldern vorbei. Trotzdem haben wir Glueck und finden einen leeren Flusslauf dem wir folgen und die Fahrzeuge parkieren koennen. Von der Strasse aus sind wir nicht sichtbar, aber einige Feldarbeiter haben uns natuerlich schon gesehen und bald sitzen einige Maenner und Jungs vor uns. Annie ist oft die Attraktion, verbreitet aber auch oft Angst und Unsicherheit. Die Leute koennen ja nicht wissen, dass die nette Riesenschnauzerdame keiner Fliege etwas zuleide tun kann. Wie so oft, gehen die Besucher sobald es eindunkelt.



Freitag 28.01.2005


Es sind nur noch 70 Kilometer bis nach Palitana. So haben wir es am Morgen nicht eilig. Ralph und Sonja nehmen ihre Didgeridoos hervor und spielen etwas vor. Kathrin und Martin wollen die Instrumente auch ausprobieren und erhalten ihre erste Lektion im Blasen.
Palitana ist eine recht grosse Stadt. Wir dachten eigentlich, dass der Treppenaufgang zu den Tempeln etwas abseits liegt. Aber neben Grossbaustellen und dem vielen Menschengewirr wollen wir uns nicht hinstellen. Nach einigem umherfahren, finden wir unweit des Treppenaufganges, eine kleine Wiese die nicht genutzt wird.
So koennen wir zu Fuss in die Innenstadt pilgern. Am Strassenrand gibt es feine Lassi ( ein indisches Getraenk aus Yoghurt ), Pakoras und sonstige Teighaeppchen. Wir kaufen noch Gemuese und Toast ein. Auf dem Rueckweg sehen wir noch eine Touristin, die von uns auch schon auf Diu gesehen wurde. Da Ralph etwas zurueckhaltend ist, spricht Michi sie kurzerhand an und laedt sie und ihre Freundinnen zu uns ein. Das Lockmittel heisst Bier, und sie wollen am Abend bei uns vorbeischauen.
Kathrin hat heftige Gelueste nach Fleisch...so graben wir die letzte Dose Corned Beef heraus. Die Girls zaubern eine koestliche Bolognesesauce die wunderbar zu den letzten Barilla Spaghetti passen. Wir stellen extra Laempchen vor die Fahrzeuge, damit wir von dem kommenden Besuch auch gesehen werden. Doch es taucht niemand auf.



Samstag 29.01.2005


Es ist noch Stockdunkel als wir aufstehen. Um sechs gibt es Fruehstueck in Ralphs Behausung. Waehrend wir vier heute zu den Tempeln hinaufsteigen, passt Martin auf Annie auf, deshalb kann er noch im Bettchen liegen. Noch vor sieben laufen wir los.
Shatrunjaya heisst der heilige Berg, auf dessem Gipfel beinahe 900 Tempel stehen. Der Jain ( Jainismus ist eine hinduaenliche Religion ) Adinath und sein Juenger erlangten hier im 5. Jh. eine Erleuchtung. So wurde dies zur heiligen Pilgerstaette. Die meisten Tempel wurden im 16. und 17. Jh. von Moslems zerstoert. Fuer den Aufstieg der ca. 3500 Stufen haben wir gerade mal 2 Stunden gebraucht. Wenig gut befuesste lassen sich in Saenften herauftragen. Viele Pilger bewaeltigen diesen Auf- und Abstieg mehrmal taeglich ohne Essen und Trinken, bis sie, in unseren Augen, nur noch heftig schnaufend umhertorkeln. Fuer die Glaeubigen kommt es einer Erleuchtung vermutlich nahe.
In einem Teil sind alle Tempel aus Marmor gefertigt. Es gibt sie in allen Groessen und Variationen. Wundervolle Verziehrungen sind aussen und innen in den Marmor gehauen. Statuen des Gottes Shiva sind tausendfach anzutreffen. In einem weiteren Komplex sind die Tempel aus Sandstein. Hier wird noch kraeftig renoviert und Michi darf das sogar einmal ausprobieren. Die Arbeiter zeigen uns stolz einige „versteckte“ kunstvolle Figuren, die wir glatt uebersehen haetten. Wir kommen wirklich aus dem Staunen kaum heraus. Und noch immer gibt es mehr Tempel. Zwischendurch muessen wir uns heimlich hinter der grossen Mauer verpflegen, weil Essen und Trinken auf heiligem Boden verpoehnt ist. Da wir ja nur fotografierende Touristen sind, folgen wir der Sprache unseres Koerpers der nach Nahrung schreit. Hier oben treffen wir auch Jannet wieder an. Tatsaechlich wollten die drei Girls gestern zu uns kommen, haben aber in der Dunkelheit den Weg nicht gefunden. Heute Abend wollen sie nochmals einen Versuch starten.
Am fruehen Nachmittag treten wir den Rueckweg an. Bald einmal merken wir, dass wir kaum mehr stehen bleiben koennen. Die Muskeln spielen verrueckt. Also heisst es, ohne Halt hinunter zu gehen. Vorsichtshalber gehen wir gleich ein paar Besorgungen machen, denn die Gefahr ist gross, dass wir uns nach dem Setzen nicht mehr Bewegen koennen. Tatsaechlich muessen wir uns, am besten liegend, etwas erholen.
Eigentlich wollten wir eine kraeftige Gemuesesuppe kochen, doch der Topf ist zu klein, so wird es eher ein Gemueseragout. Welches aber ratzeputz weggegessen wird. Die drei Girls finden heute den Weg zu uns her und erfreuen sich an unserem letzten Bier ( in Gujarat ist Alkohol verboten ). Schlussendlich wird beschlossen, dass wir die Damen Richtung Ahmedabad mitnehmen.



Sonntag 30.01.2005


In Ralphs Truck haben Jannet und Tanja Platz und er putzt sogar noch schnell den uralten Staub weg. Ariane kann sich zwischen Martin und Kathrin setzen. Bei uns waere es sehr ungemuetlich, die dritte Person muesste hinten oder im Durchgang sitzen.
Nach ca. 100 km erreichen wir eine Abzweigung nach Velavadar. Wir vermuten schon, dass es noch eine andere gibt, aber die Maenner am Strassenrand schicken uns dahin. Die Teerstrasse endet bald und wir fahren auf einer Sandpiste durch savannenaenliche Landschaft. Die wenigen Bewohner die wir antreffen, koennen wir nur per Handzeichen nach dem Park fragen. Schlussendlich fahren wir im Kreis, bis wir den Eingang zu dem Nationalpark finden. Hier gibt es die seltene Hirschziegenantilope zu sehen. Die Verstaendigung mit den Rangern ist ziemlich schwierig. Das Gaestehaus stellt sich als ueberteuerte Unterkunft heraus und auch der Besuch des Parks ist unglaublich Teuer. So beschliessen wir den Park nicht zu Besuchen, dafuer aber hinter die Buesche zu verschwinden. Dabei sehen wir auch einige Antilopen.
Die drei Girls sind von der Ruhe, Abgeschiedenheit und dem spektakulaeren Sonnenuntergang begeistert. Fuer uns gehoert das beinahe zum Alltag. Wobei wir sehr ueberrascht sind, dass niemand der wenigen Bewohner uns besuchen kommen. Irgendwie koennen wir die Girls fuer die Nacht auch in den Autos unterbringen.



Montag 31.01.2005


Gestern haben wir bemerkt, dass wir Druckluft verlieren und die Bremse nicht mehr ganz so gut zieht. Michi liegt also frueh unter dem TCM und sucht das Leck. Dabei entdeckt er auch noch, dass einige Schrauben des Getriebes lose sind und zwei haben wir verloren. Er schwitzt, feilt und schraubt wie verrueckt bis dann endlich alles wieder ganz ist.
So kommt es, dass wir erst Mittags abfahrbereit sind. Fuer einen Snack halten wir bei einem Strassenrestaurant und entdecken wieder neue leckere Sachen. Fuer die Nacht finden wir wieder einen super Platz. Hinter einem unbewachsenen Feld stellen wir uns hin. Es ist unser letzter gemeinsamer Abend. Kathrin und Sonja kochen noch einmal zusammen und tauschen Gedanken aus.



Dienstag 01.02.2005


Unser lustiges Grueppchen wird sich heute aufloesen. Nach dem gemeinsamen Fruehstueck versuchen wir die Abschiedsszenen kurz zu halten. Die zwei Mercedestrucks biegen tatsaechlich in die andere Richtung ab und wir sind wieder einmal allein unterwegs. Ziemlich sicher werden wir uns aber in Goa wieder treffen.
Unser Kabaeuschen indessen ist mit Gepaeck und den drei Maedels vollgestopft. Nach zwei Stunden haben wir die Innenstadt von Ahmedabad erreicht. Da nicht viel angeschrieben ist wissen wir nicht wo wir genau sind. Mit den Girls trinken wir noch einen letzten Tee, danach fahren sie samt Gepaeck zum Bahnhof. Zwischenzeitlich haben wir herausgefunden wo wir uns befinden und fahren wieder ueber eine Bruecke auf die andere Seite der Stadt. Bald ist ein Telefon gefunden und wir koennen Jeroen anrufen. Wir haben diesen Hollaender in Jodpur getroffen. Er studiert Architrektur und arbeitet waehrend 6 Monaten in einem Staatlichen Buero hier in der Stadt. Natuerlich freuen wir uns jemanden hier zu Besuchen. Wir hoffen, durch Insidertipps unsere Vorraete aufstocken zu koennen. Denn in einer Grossstadt sollte man auch Dinge wie Mayonnaise, Marmelade, Teigwaren, Salami etc. kriegen koennen.
Tatsaechlich sind wir schon ganz nahe an der Strasse wo er arbeitet. Zu unserer Ueberraschung saeumen grosse Baeume die Strasse und es herrscht wenig Verkehr. Hinter einer Haeuserkette liegt gleich der Fluss. Die Darpana Academy stellt sich als Tanz und Kunsthaus heraus. Noch mehr staunen wir ueber das wunderhuebsche Freiluftcafe das Kunstvoll verziehrt ist. Mit Jeroen verabreden wir uns am Abend. So haben wir noch Zeit das Internet kurz aufzusuchen. So eine Stadt hat schon auch ein paar nette Annehmlichkeiten wie huebsche Cafes, Geschaefte mit grosser Auswahl und Restaurants. Wir merken, dass wir nach mindesten einem Monat Dorfleben, gefallen an einem Besuch in der Stadt finden.
Jeroen fuehrt uns zu einem Restaurant wo wir sehr gutes Huhn essen koennen. Danach besuchen wir noch eine islamische Moschee, die vom Gruender dieser Stadt, Ahmed Shah, gebaut wurde.
Bildergallerie 9

Mittwoch 02.02.2005


Gleich am Morgen frueh koennen wir bei Jeroen Duschen. Nur bis Mittags gibt es Wasser, danach wird es abgedreht. Das soll helfen Wasser zu sparen...wobei es vermutlich mehr nuetzen wuerde all die tropfenden Wasserhaene abzudichten.
Als naechstes ist Einkaufen dran. Es soll ein grosses Einkaufszentrum geben. Mhh...wir sind gespannt was uns erwartet. Ardanis ist wirklich gross, zwei Etagen, saubere und voll gefuellte Regale. Jeden Artikel sozusagen im Ueberfluess und viel europaeische Lebensmittel. Wir sulen uns so richtig im Luxus, schauen und staunen ueber die bekannten Marken wie Barilla ( da mussten wir kraeftig zulangen ), Kraft, Hero, Nestle, Toblerone, Rocher etc. Voll bepackt besteigen wir die Rikscha.
Danach heisst es arbeiten. Wir sind ziemlich im Rueckstand mit unseren Texten und Bildern fuer die Homepage. Tatsaechlich verbringen wir den Rest des Tages im huebschen Cafe der Darpand Academy, arbeiten am PC ( hier gibt’s wiedereinmal Strom ) und werden oft von Kuenstlern angesprochen. Die Direktorin der Academy kommt uns auch noch begruessen und erzaehlt ein bischen ueber das aktuelle Theaterprogramm, das gegen alle Arten von Gewalt, laeuft. Es soll helfen die Menschen aufzuruetteln und sensibler zu machen. Wir koennen uns noch die Informations-DVD ueber Darpand ansehen und sind sehr angetan. Es ist wirklich ein ganz huebsches Plaetzchen und es wird ein breites Programm an Auffuehrungen und Workshops geboten. Allen, die nach Ahmedabad kommen, koennen wir einen Besuch hier aufs waermste empfehlen.
Mittags kommt Jeroen mit ein paar Arbeitskollegen zum essen. Als wir unser Fahrzeug vorfuehren, kommt wohl noch die halbe Kunstschule dazu. Wir sind jedenfalls schon weitherum bekannt. Wobei uns viele als Kuenstler halten. Na, das sind wir auf eine gewisse Weise ja auch.



Donnerstag 03.02.2005


Nach dem Genuss einer Dusche, lassen wir uns zum Internet chauffieren. Wir geniessen frischen Cappuccino und koestlich duftende Muffins in einer modernen Cafebar. Ja, ja, auch in Indien gibt es so etwas. Dazu wird Zeitung gelesen. Es wurde uns bereits erzaehlt, dass der Koenig in Nepal verrueckt spielt, nun koennen wir die Berichte selber lesen. Leider heisst das, dass unser Vorhaben, diesen Sommer nach Nepal zu reisen, nun wohl gestorben ist.
Dank des schnellen Rechners hier, koennen wir die Daten relativ schnell auf unsere Homepage laden. Fuer uns ist so eine gute Internetverbindung schon viel Wert, denn seit Monaten sitzen wir meist an langsam oder noch langsamer laufenden Maschinen.
Am Nachmittag ist eine grosse Vorfuehrung unseres TCM’s angesagt. Azhar, ein Arbeitskollege von Jeroen, ist so begeistert von unserer Eigenkonstruktion, dass er das ganze Architekturhaus zu einer Besichtigung eingeladen hat. Wir fuehlen uns schon sehr geehrt. An die 50 Leute stehen neugierig vor dem TCM, als Michi erst einmal von dem Auf-und Ausbau sowie den mechanisch und technischen Feinheiten erzaehlt. Anschliessend zeigt Sonja Grueppchenweise allen das Interieur. Puh! Ist das doch noch eine anstrengende Abwechslung. Im Gegenzug werden wir vom Leiter des Unternehmens zum Kaffee eingeladen. Er zeigt uns ein paar Bueros und erklaert uns einige der Projekte. Sie bauen nicht nur einfach Haeuser, sondern sind oft an grossen Projekten beteiligt. Jeroen z.B. arbeitet mit einer Gruppe, die eine verstopfte Strasse mit kleinen und moeglichst guenstigen Aenderungen zu einer angenehmen Wohn-und Einkaufsstrasse umgestalten wollen. Einmal ist ihnen dies bereits gelungen und wir duerfen die Bilder betrachten. Ueberhaupt unterscheidet sich dieses Buero nicht gross von denen bei uns in der Schweiz. Es wird auch mit modernen Computersystemen gearbeitet und das vorhandene Wissen ist enorm. Haben doch viele Mitarbeiter nach einem intensiven Studium noch einige Zeit im Ausland gearbeitet.
Zurueck im Cafe treffen wir bekannte Gesichter, nach einem kleinen Snack, gehen wir in das huebsche Theater und sehen uns die Vorfuehrung an. Lushin Dubay, eine in Indien bekannte Leiterin von Kinderhilfswerken, zeigt eine hervorragende Solovorstellung. Das Thema basiert auf dem Buch: Bitter Chocolate. Es geht um sexuelle Uebergriffe auf Kinder durch Familienmitglieder, Lehrer und Bekannte. Trotz vieler Uebergriffe auf Kinder in Indien, wird dieses Thema erst jetzt langsam in der Oeffentlichkeit bekannt.



Freitag 04.02.2005


An diesem Morgen stehen wir frueh auf, denn wir wollen am Heritage Walk teilnehmen. Dieser beginnt um acht Uhr Morgens bei einem Tempel. Ausgerechnet heute ist eine etwa 50ig koepfige Gruppe Architekten aus Dehli dabei. Unser Fuehrer versucht mit Mueh und Not, all die vielen Teilnehmer zu zuegigem Gehen und Aufschliessen zu bewegen. Es gibt ganz verschiedene Gebaeude zu besichtigen. Einige ganz alte Haeuser wurden mit Hilfe aus dem Ausland bereits restauriert. Uns nimmt vor allem das Strassenbild in den Bann. Immer wieder laufen wir durch enge Gaesschen oder durch Innenhoefe und koennen dabei dem morgentlichen Tun der Bewohner zusehen. An der Hauswand oder in den Tueren wird schon fleissig Waesche gewaschen, Kleider aufgehaengt, Zaehne geputzt, Kinder angezogen oder uns freundlich zugwinkt. Vielleicht sind die Bewohner ja stolz, dass wir ihre Haeuser betrachten, uns verwundert die Freundlichkeit der wir beim Einblick in ihre Privatsphaere begegenen. Es gibt da auch Strassenfeger, deren Handkarren mit diversen alten Blecheimern unterteilt sind und auch nach Abfallart sortiert sind. Kuehe stehen, liegen und fressen sich auch immer wieder durch die Gassen und Strassen hindurch. Der damalige Herrscher Ahmed Shah, hat 411 mit dem Bau dieser Stadt begonnen. Es gibt hier viele muslimische, aber auch hinduistische Tempel und Gebaeude. Ein Grossteil der Stadt besteht aus ehemaligen kleinen Doerfern. Anstatt ein Quartier, gilt das Dorf als eine in sich geschlossene Gesellschaft. Viele Menschen gehen noch ihren urspruenglichen Tagesablaeufen nach, sie halten Bueffel und Huehner und sprechen ihren eigenen Dialekt. Da aber kaum mehr Baeume stehen gelassen wurden, begann man vor langer Zeit sogenannte Vogeltuerme zu bauen. Dort wird auch immer wieder Futter und Wasser fuer die wilden Voegel ausgelegt.
Nach der Besichtigung gehen wir noch was kleines Essen und suchen nochmals ein Internet auf. Wir wissen ja nicht wann wir wieder Gelegenheit dazu finden.
Diesen Abend fuehrt uns Azhar in ein In-Lokal wo es fein ueberbackene Gerichte und sogar Apfelstrudel gibt.



Samstag 05.02.2005


Jeroen muss auch diesen Tag zur Arbeit gehen. Vorher kommt er aber bei uns noch fuer ein Fruehstueck vorbei. Eigentlich wollten wir heute weiterfahren und machen alles fahrfest, duschen und fuellen den Wassersack auf. Am Mittag will uns Azhar noch eine Salatbar zeigen. Auch Jeroen freut sich, neue Lokale kennenzulernen und so zwaengen wir uns zu viert in eine Rikscha. Beide wuerden sich freuen, wenn wir laenger blieben und im Anbetracht, dass Michi ueber Bauchweh klagt, fuegen wir eine Nacht in Ahmedabad an.
Wir verbringen den Nachmittag ruhig und bedaechtig und warten bis beide ihre Arbeit fuer diesen Samstag beenden. Diesmal sollen wir ein geschichtstraechtiges Haus kennen lernen. Ein frueherer Stadtherr hat hier gewohnt. Mittlerweile ist das riesige Haus zu einem Hotel mit zwei Restaurants ausgebaut worden. Azhar ist ein wundervoller Reisefuehrer und organisiert eine Besichtigung in den verschiedenen Etagen und einem luxurioes ausgestattetem Zimmer. Wir staunen ueber diesen Prunk und liebevoll restaurierten Details. Das Essen faellt hier typisch Gujarati aus.



Sonntag 06.02.2005


Nicht zu frueh gehen wir bei Jeroen klopfen. Er ist aber schon wach und wir koennen noch einmal die Dusche benutzen. Bald sitzen wir gemuetlich plaudernd auf seinem Balkon und muessen uns dann doch aufraffen und losfahren, sonst kommen wir nie aus dieser Stadt hinaus. Wir haben so viele freundliche Menschen kennengelernt, die uns Informationen besorgt haben oder die uns zu einem spaeteren Zeitpunkt wieder irgendwo treffen wollen. Dazu haben wir die Annehmlichkeiten und positiven Seiten des Stadtlebens voll ausgekostet. Nun kanns also wieder in die Pampa gehen.
Wir fahren erst einmal nordwaerts. Trotz Wegbeschreibung, erwischen wir die falsche Strasse. Bei einer erneuten Weggabelung fragen wir nach. Einer der Maenner sagt, er wisse von unserer Mission und habe auf uns gewartet! Dann faehrt er auf seinem Moped vor. Etwas unglaeubig wiederholen wir seine Worte und fragen uns, wie er darauf kommt. Weiss dieser Mann mehr als wir?
Ziemlich muehsam stellt sich das Finden des Weges zum Stufenbrunnen Adalaj Vav heraus. Wir verlieren ziemlich Zeit dabei und fahren vermutlich einen Umweg. Als der Stufenbrunnen endlich angeschrieben ist, haengt das Schild so schief, dass es wohl fuer etwa drei Richtungen gelten kann. Fuenf Stockwerke tief ist dieser Brunnenschacht. Eine breite Steintreppe fuehrt in immer kuehlere Luft hinab. An den Seitenwaenden sind Figuren aus dem Stein gehauen.
So, nun solls endlich suedwaerts gehen. Zuerst aber muessen wir die Umfahrung von Ahmedabad finden, damit wir nicht quer durch die Innenstadt fahren muessen. Irgendwann ist auch das geschafft und wir biegen auf den Expressway ein. Ha, was fuer ein befremdendes Gefuehl...Platz im Uebrfluss, wenige Verkehrsteilnehmer und einmal keine Ochsen-, Kamelwagen, Fahrrad- und Motorradfahrer die einfach in die Fahrbahn schwenken. Doch kaum gibt’s Fahrerwechsel, endet dieser Expressway und wir kommen auf die alte Strasse. Sonja muss sich maechtig konzentrieren, da hier die Lastwagenfahrer ziemlich verrueckte Manoever machen und es immer wieder gilt den Schlagloechern auszuweichen oder abzubremsen. Fuer die Nacht finden wir ein Restaurant mit einem riesigen Platz.



Montag 07.02.2005


Bereits um Acht Uhr fahren wir los. Alle paar Kilometer wird an der Strasse gebaut. Das heisst alle paar Kilometer werden aus vier Spuren zwei. Man muss hoellisch aufpassen, die kleinen Schilder oder die paar Steine auf der Strasse nicht zu uebersehen, die den Beginn der Baustelle und Umleitung markieren. Auch wechselt staendig der Strassenbelag aprupt von gut in loechrig mit riesigen Bodenwellen und Absaetzen die wir nicht sehen, dafuer dann der TCM maechtige Saetze nimmt und wir mit Schauer an das strapazierte Chassis und den Aufbau denken. All unseren Frust und Aerger geben wir lauthals fluchend von uns.
Auf dem Weg nach Goa werden wir Thane passieren. Sonja hat frueher ab und zu mit einem Partnerbuero gearbeitet, die dort lokalisiert sind. Wir sollten unbedingt dort halt machen und mal vorbeischauen, hiess es. In Thane angekommen telefoniert Sonja mit Girish. Wir sollen da bei der grossen Kreuzung warten. Schon bald fahren zwei Herren von Dacotrans vor. Sie lotsen uns durch den vielen Verkehr und die Strassen, bis zu dem Quartier wo Girish wohnt. Die Freude ist auf beiden Seiten gross, hatte man sich bisher nur am Telefonapparat oder per e-Mail unterhalten. Girish, seine Frau Neela und Tochter Anuja gefallen uns auf Anhieb. Interessiert wird unser Fahrzeug begutachtet und staunt ueber unsere weite Fahrt von der Schweiz bis hierher.
Abends werden wir zum Essen in den Countryclub ausgefuehrt, welcher hoch oben auf einem Huegel grosszuegig angelegt ist



Dienstag 08.02.2005


Neela macht uns zum Fruehstueck eine lokale Spezialitaet. Dazu wird gequetschter Reis benutzt, der mit Gewuerzen und etwas Gemuese verfeinert wird.
Girish geht zur Arbeit und wir erst mal auf Einkaufstour in den Quartierlaeden. Spaeter erhalten wir noch die Telefonnummer einer Tante, wo wir unbedingt vorbeigehen sollen. Das Doktorehepaar hat vor 10 Jahren beschlossen auszusteigen und ein Stueck Land zu bewirtschaften. Das interessiert uns natuerlich sehr. Mit Neelas Hilfe finden wir den Richtigen Weg aus Thane heraus ( einmal mehr sind alle Verkehrstafeln in der Innenstadt fuer uns unleserlich Beschriftet ).
Fuer uns ewig erscheinend, durchfahren wir Old Mumbai, bis endlich eine Abzweigung in Richtung Goa kommt. Die Strasse schlaengelt sich nun oefters durch scheinbar unberuehrte Waelder. Fuer die Nacht finden wir ein Plaetzchen gleich neben der Strasse aber hinter Baeumen. Da die Sonne noch scheint setzen wir uns draussen hin und lesen, dabei sind wir ganz erstaunt, dass keine Fussgaenger von der Strasse zu uns rueberkommen. Noch lange sitzen wir draussen und geniessen die laue Nacht.



Mittwoch 09.02.2005


Die Abzweigung nach Mahabaleshwar finden wir gut. Von nun an steigt die Strasse von 100 Hoehenmeter auf 1350. Bei einem huebschen Aussichtsplaetzchen halten wir an, setzen uns in den Schatten, essen leckeren Salat und geniessen die Aussicht auf die Taeler und Bergketten. Bis hierher sind viele Baeume abgeholzt worden, doch schon ein paar Meter weiter beginnt ein dichter Dschungel aus Baum und Straeuchern. Affen sind auch ab und zu am Strassenrand anzutreffen.
In Mahabaleshwar selber suchen wir erst einmal den Weg zum See und werden von den vielen Verkaufsstaenden und Restaurants erst einmal abgeschreckt. An einem ruhigeren Plaetzchen genehmigen wir uns einen Erdbeerbecher mit viel Sahne und Eis...mhhhhh, koestlich! Fuer Erdbeeren und Himbeeren ist diese Gegend hier bekannt.
Dank des Tips von einem Waechter, fahren wir zum abgelegenen Sunsetpoint. Bei der Aussichtsplattform selber gibt es einige Buden und Staende, aber der Parkplatz ein paar Meter weiter im Wald ist leer. Perfekt fuer uns. So sitzen wir gemuetlich draussen als Punkt halb sechs die Gaudi beginnt. Busweise werden Inder angekarrt und hunderte von Privatautos stehen am Waldrand. Etwa vierzig Maenner preisen Ihre Pferde fuer Fotos und Ritte an. Einer will laut pfeifend seine Trillerpfeifen loswerden. Es scheint ein Riesenhit zu sein, auf ein Pferd zu steigen, das von seinem Meister zum steigen animiert wird. Damit das ganze eindrucksvoll aussieht, sind die Koepfe der Pferde extrem zurueckgebunden. Sonja entdeckt da und dort geschwollene Beine und Knoten. Die Gaeule tun uns leid. Aber wir beobachten das Spektakel gespannt, das muss man schon mal erlebt haben. Schlussendlich machen wir mehr Fotos von den indischen Touristen als vom Sonnenuntergang. Puenktlich, 15 Min. nachdem die Sonne untergegangen ist, leert sich der Platz.
Nun haben wir den ganzen Platz samt Urwald wieder fuer uns allein. Wir freuen uns schon den ganzen Tag auf den suedafrikanischen Wein, den wir kuerzlich erstanden haben. Zu unserem Leidwesen schmeckt er abscheulich.



Donnerstag 10.02.2005


Bevor wir Mahabaleshwar verlassen, kaufen wir noch frische Erdbeeren ein, mmmhhhh! Dann tuckerlen wir die gleiche Strasse wieder abwaerts. Unten im Tal treffen wir auf ein hollaendisches Paar mit Kleinkind, die mit einem VW-Bus unterwegs sind. Wir tauschen Reiseinformationen aus und erhalten e-Mailadressen von Leuten, die den Weg ueber Myanmar auch probieren wollen.
Sonja fuehlt sich heute nicht so fit und bei Michi stellt sich am Nachmittag auch unwohlsein ein. Bis Kehd ist es zum Glueck nicht mehr so weit. Hier rufen wir das Aertztepaar an. Die Verbindung ist schlecht, wir verstehen noch, dass wir der Dapolistrasse waehrend 14 km folgen sollen. Dort warte der Mann mit seinem weissen Auto. So schoen so gut. Die Strasse hat aber einige Kurven und Abzweigungen. Wenn wir nachfragen kriegen wir nicht immer eine vertrauenswuerdige Antwort. Nach den Kilometern kommt noch kein Dorf, aber wir hoffen immer noch. Noch eine Kurve und ein Anstieg, dann kommen Haeuser in Sicht. Fuer den kleinen Ort sind sehr viele Menschen auf der Strasse, und da, ein aelterer Mann winkt winkt von weitem. Wir werden freundlich empfangen und sollen gleich mal einen Tee mit ihm Trinken. Natuerlich werden wir noch einigen Ladenbesitzern und Freunden vorgestellt. Anscheinend haben sie schon auf uns gewartet. Dr. Bodas hat sich bereits bei Busfahrern nach uns erkundigt, tatsaechlich wurden wir von einem suedlich von Thane gesehen. Wir staunen ueber das Buschtelefon und ueber unseren Bekanntschaftsgrad.
Wir folgen dem Doktor, denn seine Farm liegt abseits der Strasse. Durch ein Tor und einer, mit Hibiskus, Jasmin und Palmen gesaeumte Einfahrt geht es bis kurz vor dasunscheinbare, bescheidene Haus. Ein Freund ist mit seiner Familie gerade zu Besuch. Auch Aertzte. Wir sitzen im Schatten des Strohdaches, trinken Tee und muessen von unserer Reise erzaehlen. Nach einem Reishaeppchen verabschieden sich die Freunde. Mit uns wollen Herr und Frau Doktor zum Meer hinunterfahren. Wir sind zwar eher muede und moechten einfach ein bischen Ruhe geniessen... Fuer den Sonnenuntergang sind wir knapp dran, so dirigiert der kleine Mann sein kleines Auto in rasanter Fahrt um die Kurven.
Der Sand des Strandes ist ganz dunkel, fast schwarz. Nur ganz wenige Haeuser gibt es hier. Die Fischer fahren mit einem Ochsenkarren ueber den grossen Strand. Noch eine Weile nach dem Sonnenuntergang haucht das Restlicht mystisch ueber die ganze Landschaft.



Freitag 11.02.2005


Sonja ist an diesem Morgen wieder frisch erholt. Aber Michi quaelt sich mit Darmproblemen. Frau Doktor kocht milde Gerichte fuer ihn. Diesen Morgen gibt es leckere Reispankakes mit selbst hergestellter Ghee uebertraeufelt, koestlich! Ganz kurz fahren wir alle in das Staedtchen um ein paar Besorgungen zu machen. Ein Bruder hat sich zum Besuch am Mittag angemeldet. Sonja hilft in der Kueche waehrend Michi den Maennern den TCM vorfuehrt.
Der Besuch der Schwester samt Freunden ist von heute Abend auf Morgen Vormittag verschoben worden. So gibt es einen ruhigen Nachmittag. Sonja baeckt einen Rueblicake. Zusammen mit Frau Doktor werden Gewuerze, Tees und andere Sachen geprueft. Waehrendessen die beiden Maenner philosophieren. Zu unserer Freude schmeckt das Gebaeck den beiden hervorragend.



Samstag 12.02.2005


Trotz Schonkost geht es Michi nicht viel besser. Der Doktor besorgt ein homoeopatisches Mittel von einem befreundeten Artzt fuer ihn. Dann kommt schon der Besuch angefahren. Gegen Mittag duesen diese weiter, nicht ohne unser Versprechen bei ihnen bald einmal vorbeizukommen. Wir wollen eigentlich auch weiterfahren, doch wir sollen noch fuer ein kleines Mittagessen bleiben. Uns gefaellt es total gut hier. Es ist schoen ruhig, viele verschiedene Gruenpflanzen sind um das Haus herum, gemuetliche Sessel laden zum verweilen ein und die Doktors verwoehnen uns maechtig. Wir kommen uns vor wie im Paradies. Demzufolge lassen wir uns nicht zweimal bitten noch eine Nacht laenger zu bleiben. Aber nur unter der Bedingung, wenn wir heute fuer sie kochen duerfen.
Am Nachmittag soll Sonja die Dame des Hauses zu dem hinduistischen Fest im kleinen Dorf begleiten, waehrend Michi sich gesund schlaeft. Vor allem Frauen und Kinder huldigen heute den Geburtstag des Gottes ...... Auch Sonja darf vor den Altar treten, soll die Opfergaben entgegen nehmen und sich wie die vielen anderen auf den Boden setzen. Sie wird sogar aufgefordert Fotos zu machen.
Nachdem wir beim Melken der Wasserbueffel zusehen, wird gekocht. Und zwar gibt es Aelplermaccaroni . Wir hoffen sehr, dass unser gekoeche unseren Gastgebern schmeckt, ist es doch so anders als sie selbst immer kochen. Dazu kommt, dass Herr Doktor noch nie Teigwaren gegessen hat und auch als sie in Mumbai wohnten sind sie nie in einem Restaurant essen gegangen. Anscheinend haben wir Glueck, beide loben unser Gericht und langen kraeftig zu. Bis spaet in die Nacht sitzen wir noch zusammen und reden ueber Gott und die Welt. Sie erzaehlen uns auch genau wie es war als sie damals aussteigen wollten, wie sie all die Cashew-Baeume gepflantzt und allen Negativsagungen der Familie und der Nachbarn trotzten. Mittlerweile haben sie es geschafft, alles gedeith und gruent wunderbar. Sie leben in Frieden mit den Nachbaren und der Umwelt. < /h4>

Sonntag 13.02.2005


Frueh stehen wir heute Morgen auf. Die Doktoren gehoeren der Bramanen-Kaste an und sind zu einem rituellen Fest geladen. Ein achtjaehriger Junge soll heute sein Zeichen der Kaste erhalten ( eine Schnur die von Maennern ueber den Oberkoerper getragen wird ). Wie insgeheim erwartet, werden wir kurz vor der Abfahrt eingeladen, kurz bei dem Fest vorbeizuschauen. Ihr Sohn ist dort und wuerde uns gerne kennenlernen.
Als aussergewoehnliche Gaeste werden wir weitherum vorgestellt. Wir kriegen sogar kleine Geschenke und werden vom Gastgeber aufgefordert dem ganzen Fest beizuwohnen. Diesmal lehnen wir dankend ab. Gerne besuchen wir die Familie Bodas wieder auf unserer Rueckreise Richtung Norden.
Einige Stunden fahren wir suedwaerts, immer schoen schwitzend und viel trinkend. Hinter einem abgebrennten Feld finden wir ein ruhiges Plaetzchen. So koennen wir das letzte Tageslicht noch im kuehleren Schatten unseres Fahrzeugs geniessen.



Montag 14.02.2005


Da Goa nicht mehr weit entfernt ist, nehmen wir es gemuetlich an diesem Morgen, waschen noch ein paar Kleider aus und fruestuecken. Nach ein paar Stunden Fahrt erreichen wir die Staatsgrenze mit den Zollhaeuschen. Freundlich winkt uns der Polizist durch. Wir sind nun in dem legendaeren Goa angekommen.
Aufmerksam betrachten wir die Gegend und die Landschaft, da es heisst, Goa sei nicht Indien. Ausser, dass die Felder sehr gruen sind, faellt uns noch nichts besonderes auf. Bei Anjuna fahren wir erstmals zum Strand. Zur Belohnung gibt es Eiscafee und Bier. Hier gibt’s nur einen kleinen Strand unterhalb der Klippe und kaum Platz fuer unser Fahrzeug. Es ist aber noch lange hell, so beschliessen wir einen Strand weiter suedlich anzusteuern. Die Strassen sind sehr eng und wir muessen hoellisch aufpassen, dass wir mit unserer Hoehe und Breite nirgends anecken.
Baga Beach ist voller Touristen. Auf dem Strand reihen sich Liegestuehle an Liegestuehle, was uns aber nicht von einem Sprung ins Meer abhaelt. Fast „seichwarm“ ist das Meerwasser. Aber wir geniessen das Bad, seit 3 Monaten hatten wir nicht mehr das Vergnuegen.
Nach einem Besuch im Internet genehmigen wir uns auch mal wieder einen Drink an der Strandbar. Vollgedroehnt von Boney M, der Livemusik von links und Bob Marley von rechts, fluechten wir zu unserem ruhigeren Plaetzchen neben dem Fluss.



Dienstag 15.02.2005


Michis erwachen ist leider von Magenbeschwerden begleitet. Trotzdem fahren wir ins Nachbardorf Calangute. Hier wollen wir das Resort auskundschaften, wo Sonjas Eltern die Wohnung gemietet haben. Erstmal werden wir in die falsche Richtung geschickt. Endlich finden wir den Weg doch noch. Die nette Dame an der Rezeption erkundigt und bestaetigt, dass sich die besagte Wohnung hier befindet. Nur die Nummer ist ihr nicht bekannt. Naja, wenigstens haben wir die richtige Adresse gefunden.
Trotz Hitzestau im Auto und Michis Bauchkraempfen entschliessen wir uns weiter nach Sueden zu fahren. Michi haelt es liegend auf dem Sitzbank sehr gut aus, so fragt und faehrt sich Sonja durch Goa hindurch.
Ziemlich geschafft treffen wir in Agonda Beach ein, wo wir Kathrin, Martin, Ralph und Ennie wieder treffen. Die Wiedersehensfreude ist allerseits gross. Und uns gefaellt der Platz hier sehr. Wir parkieren unser Haus direkt unter Palmen vor den Sandstrand.



Mittwoch 16. bis Dienstag 03.03.2005


Eigentlich wollten wir in Goa ja Urlaub machen. Aber wie das Leben so spielt...! Berge von Waesche gibt es zu waschen, die wir hier à la indian Style von Hand und schwitzend beim Wasserbrunnen saeubern. Auch unsere Behausung benoetigt mal wieder eine putzende Hand. Michi liegt nach seiner Genesung zwei Tage mehr oder weniger unter dem TCM, repariert und wirft mit Schmierfett um sich. Das Reserverad wird wieder einmal ausgetauscht. Und einmal will das Motorrad nicht mehr anlaufen. Dazwischen muss man sich immerwieder einmal hinsetzen um dem Koerper etwas Erholung in dieser Hitze zu gewaehren. Um die Gasflaschen nachzufuellen, studieren und probieren die Maenner Tagelang.
Obwohl dieser Strandabschnitt sehr ruhig ist, kommen immer wieder Besucher und wir beantworten geduldig die vielen Fragen neugieriger Touristen. Irgendwie trifft man sich in Goa...das ist anderen Travellern auch schon passiert. Hier treffen wir auch Freunde, die wir aus der Tuerkei oder Indien kennen.
Viel Zeit verbringen wir mit unseren deutschen Freunden beim kochen von leckeren Koestlichkeiten wie, Zueri Geschnetzeltes mit Roesti, Gulasch, Huhn vom Grill, Spaetzli, Auflaeufe und Gratins. Von der einen Gaumenfreude springen wir in die naechste, das tut unedlich gut und wir freuen uns ueber einfache Sachen wie Basilikum, Peterli, Blaetterteig und gruenem Salat.
Dann lernen wir die ayurvedische Massage kennen und haben das Glueck einen Meister seines Faches zu finden. Alle sind hell begeistert und der Massage-Boom bricht bei den Selbstfahrern im Agonda Beach aus.



Bildergallerie 10
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